Entrüstung öffnet keinem das Herz

Prüller
Ausgabe Nr. 50
  • Die Kirche und ich
Autor:
Michael Prüller
©Stephan Schönlaub

Michael Prüller kommentiert die Ausstellung "Du sollst dir ein Bild machen" im Wiener Künstlerhaus, die bei vielen Menschen für Entrüstung sorgt.

 

Im Wiener Künstlerhaus läuft seit acht Wochen die Ausstellung: „Du sollst dir ein Bild machen“. Es geht – vereinfacht ausgedrückt – darum, wie eine weitgehend nachchristliche Künstlerszene mit typisch christlichen Bildmotiven wie dem Kruzifix, der Pieta, der Verkündigung usw. umgeht: verfremdend, spielerisch, provozierend. Ein bekanntes Exponat ist ein gekreuzigter Frosch. Der mittlerweile verstorbene Martin Kippenberger hatte damit sich selbst („Fred, der Frosch“ war sein Alter Ego) nach einem Alkohol- und Drogenentzug dargestellt. 

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Entrüstung über die Ausstellung

Dieser Tage erreichen mich vereinzelt scharfe Proteste gegen diese „gotteslästerliche Ausstellung“. Es läuft auch eine Petition für ihre sofortige Schließung. Ich möchte niemandem seinen Ärger über eine Entstellung des Heiligen absprechen, aber vielleicht gibt es auch eine andere Sichtweise: Während etwa der Islam in seinen ersten Jahrhunderten durch den Kampf mächtig wurde, hat das Christentum durch Demut gesiegt, in der Feindesliebe, im Hinhalten der anderen Backe, im Zurückstecken des Schwertes, wie Jesus es Petrus geboten hat. Im Neuen Testament finden sich viele Hinweise auf das stark machende Schwachsein, etwa im 1. Petrusbrief: „Wenn ihr wegen des Namens Christi geschmäht werdet, seid ihr seligzu­preisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch.“

Ich bin mir nicht sicher, ob die kritisierten Kunstwerke wirklich gezielte Schläge gegen das Christentum sind. Aber selbst wenn sie ein Zeichen dafür sein sollten, dass das Christentum in unserer Kultur unter Beschuss ist, muss unsere Antwort doch darin liegen, dass wir uns umso mehr bemühen, die Herzen der Menschen zu öffnen, damit sie sich bekehren. Entrüstung scheint mir dafür nicht das geeignete Mittel zu sein. 

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  • Michael Prüller
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