Eine Million Jugendliche feierten mit dem Papst
Jubiläum der Jugend in Rom
Kaufen, anhäufen, konsumieren reicht nicht aus“, sagte Papst Leo XIV. in seiner Predigt beim Gottesdienst mit gut einer Million junger Menschen in Tor Vergata in Rom am 3. August. Die Fülle des Lebens hänge weder davon ab, „was wir ansammeln, noch davon, was wir besitzen. Sie hängt vielmehr davon ab, was wir mit Freude annehmen und teilen können.“ Statt zu versuchen, den beständigen Durst nach einem erfüllten Leben mit „nutzlosen Ersatzmitteln“ zu stillen, sollten sich die Jugendlichen an Christus orientieren. „Und es ist auch mit zwanzig Jahren schön, ihm das Herz weit zu öffnen, ihn eintreten zu lassen, um uns dann mit ihm zusammen in die ewigen Weiten des Unendlichen hinauszuwagen“, betonte der Papst abwechselnd auf Italienisch, Englisch und Spanisch.
Abschlussmesse für Jugendliche
ie Abschlussmesse in Tor Vergata war der bisher größte Gottesdienst im Heiligen Jahr und auch die größte Messe, die Papst Leo bislang gefeiert hat. Bei der großen Gebetsnacht („Vigil“) in Tor Vergata am Abend des 2. August warb Leo XIV. mit Nachdruck für stabile Bindungen und sagte: „Unser Leben beginnt mit einer Bindung, und es sind Bindungen, dank derer wir wachsen. Wenn wir leidenschaftlich nach der Wahrheit suchen, verändern wir die Kultur durch unsere Lebensentscheidungen.“ Zehntausende Jugendliche aus mehr als 100 Ländern hatten am 1. August in Rom unter freiem Himmel gebeichtet. In der antiken Rennbahn Circus Maximus hörten über den Tag verteilt tausend Priester die Beichte und spendeten jedem und jeder einzeln das Sakrament der Versöhnung.
500 jugendliche Pilgerinnen und Pilger aus Österreich
Insgesamt 500 junge Pilgerinnen und Pilger aus Österreich haben in verschiedensten Gruppen am großen Fest teilgenommen. „Ich bin 800 Kilometer mit dem Fahrrad zum Jubiläum der Jugend gefahren. Die Fahrt, der Zusammenhalt auf der Strecke, das Abkühlen im Meer und schlussendlich die Einfahrt auf dem beeindruckenden Petersplatz waren einige Höhepunkte meiner Reise“, sagt Rafael Haigermoser, einer der Bundesvorsitzenden der Katholischen Jugend Österreich, zum SONNTAG. Vor Ort hat ihn am meisten gefreut, „dass so viele und so unterschiedliche junge Menschen aus allen Teilen der Erde zusammengekommen sind, um in all der Vielfalt gemeinsam unseren Glauben zu feiern“. Haigermoser: „Die Stimmung war ausgelassen und gleichzeitig habe ich viele berührende und spirituelle Momente erlebt. Als bei der Vigil am 2. August alle gemeinsam in Ehrfurcht geschwiegen haben, war das wirklich bewegend.“ Papst Leo XIV. habe „ganz deutlich den Frieden eingefordert und klar gemacht, dass wir mit den jungen Menschen in der Ukraine und in Gaza verbunden sind“. Die Tage mit den unzähligen Begegnungen mit den anderen Jugendlichen in Rom waren für Haigermoser „ein wirklich beeindruckendes Erlebnis“.
„Wir erleben einen fundamentalen Wandel“
ORF-Religionsjournalist Marcus Marschalek hat vier Tage lang mit der Kamera beim „Jubiläum der Jugend“ österreichische Jugendliche in Rom begleitet. Sein Resümee auf Facebook: „Ich glaube, wir erleben gerade einen fundamentalen Wandel bei den jungen Menschen und den Beginn einer Gegenbewegung zu Rationalisierung, Säkularisierung oder auch der steten Betriebsamkeit online sein zu müssen. Einige in dieser Generation von jungen Menschen zieht es in die Stille der Kathedralen, um den Lärm der Welt zu fliehen. Sie haben keine Scheu, sich mit alten Traditionen und kirchlichen Ritualen zu konfrontieren. Auch steht eine kirchliche Sozialisation dem nicht im Weg, denn sie fehlt in vielen Fällen. Nur noch wenige sind rückgebunden in den traditionellen kirchlichen Strukturen wie Katholische Jugend oder Jungschar oder den Pfarren. Ein Großteil ist bei spirituellen Gemeinschaften angedockt. Kirchliche Konfliktthemen der vergangenen Jahrzehnte, wie etwa Pflichtzölibat, Frauenpriestertum oder ,Sex vor der Ehe‘ scheinen wenig interessant. Im Zentrum, so bekennen es einige, steht die persönliche Begegnung mit Gott und die Suche nach dem eigenen Weg, ohne dabei aber die Rückbesinnung auf die Gemeinschaft zu vergessen. Für mich als Religionsjournalist, der seit 30 Jahren Weltjugendtage beobachtet, ist das sehr spannend, was da gerade passiert.“
PRISMA-Spezial zum Nachsehen: on.ORF.at