Einander verstehen

Pfingstsonntag
Ausgabe Nr. 20
  • Sonntag
Lachende Kinder unterschiedlicher Hautfarbe.
Das andere Kind spricht eine andere Sprache? Egal – wozu hat man Hände und Füße? Kinder verstehen einander meist sehr ungezwungen und ­„unverstellt“ und fragen sich im gemeinsamen Spiel nicht, was „normal“ ist und was nicht. Diese Erfahrung von Pfingsten wünschen sich auch viele ­Erwachsene für ein gutes Miteinander. ©iStock.com/Ridofranz

Gedanken zur 1. Lesung von Sr. M. Anna Pointinger

Pfingssonntag, Lesejahr B – 19. Mai

Zu Pfingsten wurde in der jüdischen Tradition ein frohes Erntefest gefeiert. Es führte die Menschen alljährlich am selben Ort zusammen. Doch dann kam etwas Neues hinzu, welches mit Bildern wie Brausen, Sturm, Feuerzungen beschrieben wird. Die Bewohnerinnen und Bewohner von Jerusalem nahmen ein „Getöse“ wahr.

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Doch das eigentliche Pfingsten ereignet(e) sich damals wie heute in den Herzen der Menschen. Pfingsten ist die Berufung der Christinnen und Christen, ihren Anteil an der Sendung Christi zu erfüllen. Wie die Apostel, so ist bis heute jede und jeder Getaufte befähigt, im weltweiten Netzwerk der Christinnen und Christen im zeitlichen und örtlichen Umfeld die Sprache zu den Herzen der Menschen zu finden, „denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden“.

So sind im Heiligen Geist die Menschen aller Sprachen und Nationen zum Bekenntnis des dreifaltigen Gottes vereint.
Pfingsten ist der begeisterte Anfang der Kirche mit dem bleibenden Auftrag, die Botschaft von Gottes Wirken durch die Generationen hindurch in jede Kultur und Nation zu übersetzen. Die Karmelitin Elisabeth von der Dreifaltigkeit versteht das so, dass Jesus im Heiligen Geist in ihr sein ganzes Geheimnis von Leben, Tod und Auferstehung erneut leben und dem Vater darbringen kann.

Pfingsten bringt uns die Gaben und die Früchte des Heiligen Geistes in Erinnerung. Diese verheißen und bewirken ein erfülltes, glückliches Leben. Ich denke an die Früchte der Liebe, der Freude, des Langmutes, der Freundlichkeit, der Güte, der Treue, der Sanftmut und der Selbstbeherrschung und – wie notwendig doch in unserer Zeit, im Kleinen und im Großen – die Frucht des Friedens.

 

1. Lesung Apostelgeschichte 2,1–11

Gott bewirkt, dass sich alle verstehen können.

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamiter, Bewohner von Mesopotamien, Judäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselyten, Kreter und Araber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

2. Lesung 1 Korinther 12,3b–7.12–13 (oder: Galater 5,16–25)

Gott macht alle Unterschiede zwischen den Menschen unwichtig.

Schwestern und Brüder! Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen.
Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt,
damit sie anderen nützt. Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe
alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Evangelium Johannes 20,19–23 (oder: Joh 15,26–27; 16,12–15)

Der Heilige Geist stattet die Jünger mit Vollmacht aus.

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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