Ein Sommer der Skandale

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 35
  • Hirtenhund
Autor:
Crystal Meth auf Löffel
Diesen Sommer war viel los. Wo soll man da nur anfangen zu berichten? ©wing-wing
©Der SONNTAG

Der Hirtenhund ist aus dem Urlaub zurück und bellt über Richard Lugner, enthauptete Statuen, einen methkochenden Pfarrer und mehr.

Traritrara, der Hund ist wieder da! Haben Sie mich vermisst? Ich für meinen Teil habe fast ein wenig unter dem selbstgewählten Maulkorb gelitten. Denn der Sommer hatte es in sich! 

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Wo soll man anfangen?

Eine enthauptete Maria in Linz, ein dionysisches Olympia-Gelage, nicht zu vergessen einen Crystal-Meth-kochenden Pfarrer im Waldviertel – und jetzt den mitten aus dem Leben gerissenen Richard Lugner … Als kolumnierender Hund weiß man gar nicht, wo man da zuerst hinlangen soll.

Abschied im Stephansdom

Vielleicht zum Naheliegendsten: dem Begräbnis des Bundespräsidenten der Herzen, das – natürlich – standesgemäß, wie es sich für einen moralisch einwandfreien Vorzeigekatholiken gehört, im Stephansdom seinen Anfang nehmen wird. Opernball auf katholisch. „Was wäre Wien und die ‚feine Gesellschaft‘ ohne dich!“, schrieb Toni Faber ins Kondolenzbuch. Nun ja, um einen Medienkasperl ärmer? 

Albernheiten im heiligen Raum

Ich habe gewiss nichts gegen Albernheiten und Kas­perln. Denn sie halten uns den Spiegel vor. So sind wir wohl. Aber rechtfertigen Knuffigkeiten bereits eine Beweihräucherung im wichtigsten identitätsstiftenden Raum des Landes? Wobei mich der geplante Auto-Korso durch die Innenstadt fasziniert. So surreal wie beim King, also Elvis, mochte sich wohl auch Priscilla gedacht und angeblich höchstselbst „I will always remember having the last dance with him” ins Kondolenzbuch gehaucht haben. 

Breaking Bad im Pfarrhaus?

Fast erinnert das überdrehte Medientheater – Achtung, Überleitung! – an einen kollektiven Crystal-Meth-Rausch. Und auch damit kennen wir uns kirchlicherseits ja gut aus. Zumindest, wenn man dem Methdiener ins beschauliche Gmünd folgt. Dort soll der Geistliche „Breaking Bad“ gespielt haben – und „mit Verkaufsabsicht“ in der Pfarrhausküche heiter Methylamphetamin zusammengerührt haben. Internationale Medien schickten ihre Reporter, der „Falter“ attestierte schließlich kundig, dass „zumindest bislang“ nichts darauf hindeute, „dass innerhalb der römisch-katholischen Kirche in Österreich ein geheimer Drogenring existiert“. Übrigens soll ein Meth-Rausch überzogene Euphorie und Leichtigkeit auslösen. „Das Selbstvertrauen der Konsumenten wächst, viele fühlen sich unbesiegbar“, lese ich – und denke mir still: Überall überdrehte Kasperln, die sich für unbesiegbar halten. 

Damit wäre die Brücke zum Nationalratswahlkrampf gelegt. Aber ich will mein Pulver ja nicht gleich zu Beginn verschießen und mich über unappetitliche Zitat-Aneignungen aus dem Vaterunser echauffieren. So reizvoll es an dieser Stelle wäre – aber das Herz sagt Nein.

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