Die Qual der Wahl

16. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C – 20. Juli
Ausgabe Nr. 29
  • Sonntag
Schienenweiche
Die Wahl zu haben, ist Privileg und Last zugleich. © pixabay.com/exxephoto

Wort zum Evangelium von Katharina Schindelegger

16. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C – 20. Juli

Es ist schwierig, vor vollendete Tatsachen gestellt zu werden, aber oft noch schwieriger, eine Wahl zu treffen. Sich bewusst für etwas zu entscheiden und somit auch gegen etwas, Verantwortung zu übernehmen, sich selbst einzugestehen, dass man diese Option favorisiert hat. 

 

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Es ist meine persönliche Entscheidung, was ich für mich als den besseren Teil abgewogen habe, mit dessen Konsequenzen ich aber auch leben muss. 
Oft entscheiden wir spontan, ohne lange darüber nachzudenken. Manche Entscheidungen erfordern einen langen Findungsprozess.

Die Wahl zu haben, ist ein Privileg, aber auch eine Last und doch, bei allem Erfolg, bei allem Scheitern, vielleicht auch bei einem Verlauf, der weder das eine noch das andere trifft, bleibt es doch etwas, das zutiefst uns gehört. Wie leicht ist es, Erfolge mit unserem Siegel zu vermerken. Was sich im Umkehrschluss befremdlich anhört, „das Scheitern“, eben nicht den besseren Teil gewählt zu haben, als etwas von uns zu betrachten. Gerade das ist etwas, dass wir uns nicht nehmen lassen sollten. Ich habe eine Entscheidung getroffen und sie war nicht die richtige. Ich habe gewählt, selbst entschieden und selbst getan, das kann mir keiner nehmen, und so auch den Durchgang, den Reifungsprozess, der genau aus dem entstehen kann, der mich wachsen lässt.

Wie mag sich Marta gefühlt haben nach den Worten Jesu? Würde sie ihr Verhalten ändern? Oder würde sie weiterhin den üblichen Manieren einer Gastgeberin entsprechen, anstatt einfach nur da zu sein und den Worten Jesu, des 
Erlösers, zu lauschen?

Und schließlich die Frage, die jeder und jede nur für sich beantworten kann: Wie würden wir wählen? 

1. Lesung Genesis 18,1–10a

Mein Herr, geh nicht an deinem Knecht vorüber!

In jenen Tagen erschien der Herr Abraham bei den Eichen von Mamre, während er bei der Hitze des Tages am Eingang des Zeltes saß. Er erhob seine Augen und schaute auf, siehe, da standen drei Männer vor ihm. Als er sie sah, lief er ihnen vom Eingang des Zeltes aus entgegen, warf sich zur Erde nieder und sagte: Mein Herr, wenn ich Gnade in deinen Augen gefunden habe, geh doch nicht an deinem Knecht vorüber! Man wird etwas Wasser holen; dann könnt ihr euch die Füße waschen und euch unter dem Baum ausruhen. Ich will einen Bissen Brot holen, dann könnt ihr euer Herz stärken, danach mögt ihr weiterziehen; denn deshalb seid ihr doch bei eurem Knecht vorbeigekommen. Sie erwiderten: Tu, wie du gesagt hast! Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Knete es und backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Knecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor. Er selbst wartete ihnen unter dem Baum auf, während sie aßen. Sie fragten ihn: Wo ist deine Frau Sara? Dort im Zelt, sagte er. Da sprach er: In einem Jahr komme ich wieder zu dir. Siehe, dann wird deine Frau Sara einen Sohn haben.

2. Lesung Kolosser 1,24–28

Das Geheimnis, das seit ewigen Zeiten verborgen war, wurde jetzt den Heiligen offenbart.

Schwestern und Brüder! Ich freue mich in den Leiden, die ich für euch ertrage. Ich ergänze in meinem irdischen Leben, was an den Bedrängnissen Christi noch fehlt an seinem Leib, der die Kirche ist. Ihr Diener bin ich geworden gemäß dem Heilsplan Gottes, um an euch das Wort Gottes zu erfüllen. Er ist jenes Geheimnis, das seit ewigen Zeiten und Generationen verborgen war – jetzt aber seinen Heiligen offenbart wurde. Ihnen wollte Gott kundtun, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Völkern ist: Christus ist unter euch, die Hoffnung auf Herrlichkeit. Ihn verkünden wir; wir ermahnen jeden Menschen und belehren jeden Menschen in aller Weisheit, damit wir jeden Menschen vollkommen darstellen in Christus.

Evangelium Lukas 10,38–42

Marta nahm ihn gastlich auf. – Maria hat den guten Teil gewählt.

In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf. Eine Frau namens Marta nahm ihn gastlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß. Maria setzte sich dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu. Marta aber war ganz davon in Anspruch genommen zu dienen. Sie kam zu ihm und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester die Arbeit mir allein überlässt? Sag ihr doch, sie soll mir helfen! Der Herr antwortete: Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat den guten Teil gewählt, der wird ihr nicht genommen werden.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr C, Freiburg u. a. 2018. © staeko.net

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