Die ganze Welt jubelt: Robert Prevost ist Leo XIV.

Konklave
Ausgabe Nr. 19
  • Papst
Der neue Papst zeigt sich auf der Loggia ©Vatican News

Der 69-Jährige ist der erste US-Amerikaner als Papst - "Habemus Papam" verkündete Kardinal-Protodiakon Mamberti vor mehr als 100.000 jubelnden Gläubigen auf dem Petersplatz.

Die katholische Kirche hat wieder einen Papst. Am zweiten Tag des Konklaves wählten die Kardinäle am Donnerstagnachmittag im vierten Wahlgang den Kardinal Robert Prevost an die Spitze der katholischen Weltkirche.

Der 267. Papst der Kirchengeschichte nahm den Namen Leo XIV. an.

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Der 69-Jährige Prevost ist der erste US-Amerikaner als Papst. Prevost leitete zuletzt die Vatikanbehörde für Bischöfe, quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche. Von 2002 bis 2013 war er Generalprior, also weltweiter Leiter des Augustinerordens. Danach leitete er die Diözese Chiclayo in Peru, war zweiter Vizepräsident der Peruanischen Bischofskonferenz bevor ihn Papst Franziskus 2023 an die Kurie im Vatikan holte.

"Habemus Papam" - wir haben einen Papst -, verkündete der französische Kardinal-Protodiakon Dominique Mamberti um 19.13 Uhr vor mehr als 100.000 jubelnden Gläubigen die sich auf dem Petersplatz und in der angrenzenden Via della Conciliazione versammelt hatten. Dann nannte er den Geburtsnamen des neuen Papstes und den Namen Leo XIV.

Der erste US-Amerikaner als Papst

Mit Robert Francis Prevost ist erstmals ein Kardinal aus den USA Papst geworden. Der 69-Jährige leitete bisher den weltweiten Augustinerorden sowie auch die Vatikanbehörde für Bischöfe, welche quasi die Personalabteilung der katholischen Weltkirche ist. In dieser Funktion war er in den vergangenen zwei Jahren zuständig für Bischofsernennungen weltweit. Der neue Papst Leo XIV. war somit schon bisher in der Weltkirche und in der römischen Kurie mindestens ebenso zu Hause wie in seinem Heimatland und ist wie sein Vorgänger für bescheidenen, menschennahen Stil bekannt.

Prevost wurde am 14. September 1955 in Chicago geboren, als Sohn von Louis Marius Prevost und Mildred Martínez, mit französisch-italienischen sowie spanischen Wurzeln. Er besuchte das kleine Seminar der Augustiner bis 1973, studierte anschließend Mathematik an der Villanova University, und trat gleich nach dem Abschluss 1977 dem Augustinerorden bei. Nach seiner ersten Profess 1978 legte er 1981 die Ewige Profess ab. Er studierte Theologie am Catholic Theological Union in Chicago (Master of Divinity) und wurde 1982 in Rom durch Erzbischof Jean Jadot zum Priester geweiht. An der Päpstlichen Universität Heiliger Thomas von Aquin in Rom erwarb er das Lizentiat (1984) und das Doktorat (1987) in Kirchenrecht.

Anschließend entsandte ihn sein Orden als Missionar nach Peru, dessen Staatsbürgerschaft er seit 2015 neben der US-amerikanischen besitzt. Dort war er zunächst 1985-1986 als Kanzler der Territorialprälatur Chulucanas tätig und leitete nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der USA von 1988 bis 1998 das Augustinerseminar in Trujillo. Neben der Ausbildung junger Ordensmänner war er Dozent für Kirchenrecht, Gerichtsvikar, Mitglied des Konsultorenkollegiums der Erzdiözese Trujillo und Gemeindeseelsorger.

1998 wurde Prevost zum Provinzial der Augustiner in Chicago gewählt, bevor er 2001 zum Generalprior des Ordens mit Sitz in Rom gewählt wurde. Dieses Amt übte er bis 2013 über zwei Amtszeiten aus. Danach war er wieder in den USA tätig, unter anderem als Ausbildungsleiter und Provinzvikar in Chicago.

2014 wurde Prevost von Papst Franziskus zum Titularbischof von Sufar und Apostolischen Administrator von Chiclayo ernannt. Die Bischofsweihe empfing er am 12. Dezember 2014. Ein Jahr später wurde er regulärer Bischof von Chiclayo. Von 2018 bis 2023 war er zweiter Vizepräsident der peruanischen Bischofskonferenz. 2020 übernahm er zusätzlich als Apostolischer Administrator die Leitung der Diözese Callao. In der peruanischen Bischofskonferenz war er Mitglied des Ständigen Rates und Präsident der Kommission für Bildung und Kultur. Er arbeitete auch im Leitungsgremium von Caritas Peru mit.

2020 wurde Prevost in die Kongregation für die Bischöfe berufen, 2023 ernannte ihn Papst Franziskus zum Präfekten des nun in "Dikasterium für die Bischöfe" umbenannten Amtes. Im selben Jahr wurde er zum Kardinal erhoben (Titelkirche: Santa Monica degli Agostiniani), 2025 folgte die Beförderung zum Kardinalbischof von Albano.

In dem südamerikanischen Land lernte ihn Papst Franziskus kennen, der ihn in die römische Kurie holte. Prevost wurde zudem Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika. Aufgrund seiner führenden Positionen und seiner Nähe zu Franziskus galt er bereits seit Längerem als papabile. Zumal über seine frühere Behörde auch die sogenannten Ad-limina-Besuche von Bischöfen der Weltkirche laufen, war er einer der bekanntesten Gesichter im Kardinalskollegium. Prevost spricht neben seiner Muttersprache Englisch auch Spanisch, Italienisch, Französisch und Portugiesisch, hat auch Grundkenntnisse in Deutsch.

"Wir wollen gemeinsam unterwegs sein, den Frieden und die Gerechtigkeit ohne Furcht suchen. Wir wollen gemeinsam als Missionare unterwegs sein." Papst Leo XIV

In Österreich war der Kardinal zuletzt im vergangenen November. In Wien feierte Prevost den Festgottesdienst zum 675. Weihetag der Augustinerkirche. Sein bischöflicher Wahlspruch ist einer Predigt des Heiligen Augustinus entnommen: "nos multi in illo uno unum" (dt.: "In diesem einen [Christus] sind wir vielen eins").

Den Weg seines Vorgängers in Richtung einer Kirche mit mehr Teilhabe aller Gläubigen dürfte er den Einschätzungen vieler zufolge weitergehen. Franziskus hatte diesen Weg kurz vor seinem Tod nochmals verlängert, indem er eine "kirchliche Generalversammlung" für Oktober 2028 anberaumte.

Schönborn zu Leo XIV.: "Habe im Herzen auf ihn getippt"

Kardinal Christoph Schönborn hat sich unmittelbar nach der Bekanntgabe von Kardinal Robert Prevost als neuer Papst - er hat sich den Namen Leo XIV gegeben - sehr erfreut gezeigt. Gegenüber Kathpress erklärte der Kardinal wörtlich: "Ich habe eine große Freude, ich habe im Herzen auf ihn getippt."

Grünwidl: Neuer Papst ist Brückenbauer

Als "Brückenbauer, Friedensstifter und Anwalt der Menschenwürde und Gerechtigkeit" hat der Wiener Apostolische Administrator Josef Grünwidl den neuen Papst bezeichnet. Er freue sich über die Wahl von Kardinal Robert Prevost und er sei überzeugt, dass er als Papst Leo XIV. den Kurs von Papst Franziskus weiterführen. Das große mediale Interesse am Konklave zeige ihm, so Grünwidl, "dass der Papst weit über die Kirchengrenzen hinaus für sehr viele Menschen eine Hoffnungsgestalt ist."

Der neue Papst der, aus den USA stamme und auch in Peru im Einsatz war, bringe Erfahrung in der Weltkirche mit. Er kennesehr viele Bischöfe, weil er seit 2023 im Dikasterium für die Bischöfe tätig ist. "Er kennt auch Wien, weil er sich mit der Nachfolge des Erzbischofs beschäftigt und er war zu Allerheiligen 2024 in Wien und war sehr beeindruckt vom Stephansdom". Dort habe er eine Privatführung bekommen und sich mit Kardinal Christoph Schönborn getroffen, verriet Grünwidl.

©Herder

Leo XIII. - der erste moderne Papst

Leo XIV. heißt unser neuer Papst. Dreizehn Päpste gab es bisher mit dem Namen „Leo“. Der erste wirkte im 5. Jahrhundert und erhielt für seine theologische und kirchenpolitische Leistung später den Beinamen „der Große“. Und Leo XIII. war dann wohl der erste moderne Papst überhaupt.

Der Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti schrieb eine faszinierende Biographie über den fast unbekannten Papst Leo XIII.

Ich gestehe an dieser Stelle, dass ich bislang mit dem Namen Leo XIII. hauptsächlich die erste Sozialenzyklika „Rerum novarum“ (die „neuen Dinge“) aus dem Jahr 1891 verbunden habe. Dem Augsburger Kirchenhistoriker Jörg Ernesti gelingt es, ein spannendes Porträt dieses fast unbekannten Papstes zu zeichnen, der immerhin 25 Jahre lang (von 1878 bis 1903) den Stuhl Petri innehatte. Leo XIII. (geboren als Gioacchino Pecci am 2. März 1810) war der „Gefangene im Vatikan“, nachdem die Päpste den Kirchenstaat an das vereinigte Italien verloren hatten. Bis zu seinem Tod verließ dieser Papst den Vatikan nicht mehr. Und trotzdem: Leo XIII. war Papst und Staatsmann und führte das Papsttum in seiner vermittelnden Rolle zu neuer Größe. Der Papst schrieb 86 (!) Enzykliken, darunter u. a. die jeweils erste zur Soziallehre der Kirche, zur Ehe und über den Heiligen Geist. Er öffnete das Vatikanische Geheimarchiv für die Forschung, veranlasste den Bau einer neuen vatikanischen Sternwarte. Leo XIII. war der erste Medien-Papst: Er ließ sich fotografieren und filmen und von nichtkirchlichen Zeitungen interviewen. Er trat gegen die Sklaverei und gegen das Duellieren auf und konnte auch der Demokratie etwas Positives abgewinnen. Er war ein „politischer“ und zugleich „intellektueller“ Papst. Mit „Rerum novarum“ avancierte er sogar zum „Arbeiter-Papst“ und schaffte auch in dieser Frage den Anschluss der Kirche an die Moderne.
Für Sie gelesen von Stefan Kronthaler.

Jörg Ernesti, Leo XIII. Papst und Staatsmann, Herder-Verlag, 480 Seiten, 3. Auflage, ISBN: 978-3-451-38460-8,    EUR 43,20

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