„Die Antworten hole ich mir vom Himmel herunter“
Glaubenszeugnis
Severin kommt mit seiner Mutter Helga Neira Zugasty zum Gespräch mit dem SONNTAG. Die Fragen beantwortet er selbstständig. Dort, wo er schwer zu verstehen ist, „übersetzt“ seine Mutter.
Severin, du ministrierst schon lange. Wie hat alles begonnen?
Ich habe meinen alten Pfarrer Georg Puchwein sehr gern gehabt, er mich auch. Mit sechs Jahren habe ich mich einfach während der Messe zu den Ministranten gestellt und dann zum Pfarrer gesagt: Ich will auch ein Kleid und mitmachen. Es gab kein so kleines Gewand, also wickelte man die Kutte hoch und stellte erstaunt fest, dass ich jeden Handgriff auswendig wusste. So gut habe ich immer schon die Ministranten beobachtet. Seit 36 Jahren ministriere ich in der Pfarrkirche in Sievering. Viele Jahre lang habe ich als ältester Ministrant die Erstkommunionkinder eingeschult. Ich habe auch einen Film gemacht, in dem ich erkläre, was Ministranten wissen müssen.
Was sind deine Aufgaben?
Wenn ich allein ministriere, mache ich alles. Wenn wir mehrere sind, müssen wir alles genau aufteilen. Dann läute ich und gehe bei der Kommunion mit der Patene. Ich verteile die Kirchenzeitung und das Pfarrblatt beim Ausgang. Danach lösche ich die Kerzen.
Was gefällt dir am Ministrieren?
Mein Ministrantenteam und das Eingangsläuten am Anfang – das ist das Wichtigste. Dass ich beim Friedensgruß allen Leuten zuwinke und zuzwinkere. Und mir gefällt, mit dem Weihrauchfass zuerst den Priester zu beräuchern, dann das Volk und dabei das Fass wie einen Tennisschläger hin- und herschaukeln lassen. Bei der Prozession trage ich immer das Kreuz voran.
Hast du immer schon an Gott geglaubt?
Es ist für mich klar, dass Gott gut ist. Zum Beispiel wenn jemand stirbt oder traurig ist, wird trotzdem alles gut … Das ewige Licht stelle ich mir schön vor.
In welchen Momenten hast du Gott besonders gespürt?
Als ich einmal allein von Stuttgart nach Wien flog, war das Flugzeug wie ein Kreuz oder wie Flügel, die mich nach Wien getragen haben. Auch als einmal das Flugzeug beim Landen in London beinahe gecrasht ist, dachte ich an das, was Jesus gesagt hat: Ich bin bei euch alle Tage bis ans Ende der Welt. Und in der Lernwerkstatt fragte ich einmal meine Mama: Mama, gell, das stimmt, der liebe Gott wächst in der Seele.
Wie betest du?
Jeden Abend bete ich mit meinen Eltern das Abendgebet. Seit ich in der WG lebe, am Telefon. (Anmerkung: Severin lebt seit sechs Jahren in der inklusiven WG im zweiten Bezirk.) Da wird der vergangene Tag immer gut. Ich hole mir die Antworten vom Himmel herunter, das, was Jesus sagt – so wie er den Zachäus vom Baum heruntergeholt hat.
Gab es auch Momente, in denen du nicht gespürt hast, dass Gott da ist?
Schwierig ist für mich, dass Jesus selber verzweifelt war, am Kreuz.
„Einmal habe ich meine Mama gefragt: Mama, gell, das stimmt, der liebe Gott wächst in der Seele.“
Severin Neira
Wie stellst du dir Gott vor?
Ich stelle mir Gott vor, wie er mitten unter uns ist. Ich kann es nicht sehen. Aber ich kann es nachvollziehen, wenn ich die anderen sehe, wie sie freundlich sind.
Gibt es Erlebnisse, die für deinen Glauben besonders wichtig waren und sind?
Der Ministrantentag in Strebersdorf, der Leopolditag im Stift Klosterneuburg, die Gottesdienste im Stephansdom und die Faith4U&Me-Gruppe.
Severin Neira
Alter: 42
Wohnort: Wien
Lebensmotto: Mit anderen gemeinsam fröhlich sein und eine gute Zeit haben.
Gott ist für mich: Vorbild, Ebenbild, alles, was Jesus sagt.
Der Sonntag bedeutet für mich: Zeit für die Kirche einteilen. Gespräche mit vielen Menschen, Freude haben.