Der Leib ist heilig

2. Sonntag im Jahreskreis
Ausgabe Nr. 2
  • Sonntag
Ein Mann macht Turnübungen an einer vertikalen Stange.
„Die menschliche Flagge“ heißt diese Übung aus der Sportart Calisthenics. ©Aitor Carrera Porté / Westend61 / picturedesk.com

Gedanken zur zweiten Lesung P. Karl Schauer OSB.

2. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr B – 14. Jänner

Die Lesungen aus dem 1. Korintherbrief, die an den kommenden Sonntagen verkündet und gehört werden, haben es in sich. Sie wurden nicht selten zurechtgebogen und umgedeutet und können immer noch aufregen. Der Schreiber dieses Briefes richtet seine Sorgen an die Gemeinde von Korinth, die damals als große Handelsmetropole und Hafenstadt ein polarisierender Umschlagplatz des Lebens war und von allem Schönen und Beglückenden, aber auch von allen Überforderungen und Gegensätzen des Lebens gezeichnet war. Nicht zu vergessen: Paulus, der Schreiber dieses Briefes, hatte zu den korinthischen Lebensgewohnheiten seine ganz eigene, wahrscheinlich auch verletzte Sicht.

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Auch der Leib ist heilig! Die unselige Trennung „Leib – Seele – Vernunft“ entspricht weder der christlichen Schöpfungstheologie noch dem Glauben an die Auferstehung. Auch der Leib mit all dem, was seine Faszination ausmacht oder ihn knickt, ist gottgewollt. Beziehung, Nähe, Zärtlichkeit, Fantasie, Verlockung, Schönheit, Anziehung, Spiel und Sexualität sind ein großes, oft auch ein verletzbares Geschenk. Grenzüberschreitungen, Ausverkauf, Missbrauch, Versklavung fügen nicht nur dem Leib Wunden zu, sondern knicken den ganzen Menschen. Der Leib ist nach biblischem Verständnis sogar der Tempel Gottes und seines Heiligen Geistes. Gott wohnt im Leib der Menschen, und der Mensch wird befähigt, Gottes Ebenbild zu sein. In der Menschwerdung hat Gott diesen menschlichen Leib angenommen. Eine Sexualmoral, die den Leib abwertet, widerspricht dieser Wahrheit. Letztlich geht es um Begegnung, Beziehung und Respekt füreinander, mehr noch: um Liebe. Sie ist die stärkste und doch die demütigste Macht der Welt.

 

1. Lesung 1 Sámuel 3,3b–10.19

Gott ist mit seinen Menschen, er redet sie an, er spricht zu ihnen, er braucht sie, das ist Berufung. Nichts trennt die Menschen von Gott, auch nicht die Gottferne.

In jenen Tagen schlief der junge Sámuel im Tempel des Herrn, wo die Lade Gottes stand. Da rief der Herr den Sámuel und Sámuel antwortete: Hier bin ich. Dann lief er zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen. Geh wieder schlafen! Da ging er und legte sich wieder schlafen. Der Herr rief noch einmal: Sámuel! Sámuel stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Eli erwiderte: Ich habe dich nicht gerufen, mein Sohn. Geh wieder schlafen! Sámuel kannte den Herrn noch nicht und das Wort des Herrn war ihm noch nicht offenbart worden. Da rief der Herr den Sámuel wieder, zum dritten Mal. Er stand auf und ging zu Eli und sagte: Hier bin ich, du hast mich gerufen. Da merkte Eli, dass der Herr den Knaben gerufen hatte. Eli sagte zu Sámuel: Geh, leg dich schlafen! Wenn er dich ruft, dann antworte: Rede, Herr; denn dein Diener hört. Sámuel ging und legte sich an seinem Platz nieder. Da kam der Herr, trat heran und rief wie die vorigen Male: Sámuel, Sámuel! Und Sámuel antwortete: Rede, denn dein Diener hört. Sámuel wuchs heran und der Herr war mit ihm und ließ keines von all seinen Worten zu Boden fallen.

2. Lesung 1 Korinther 6,13c–15a.17–20

Christliche Beziehungsethik ist viel mehr als eine Sexualmoral mit Geboten, Verboten und Vorschriften. Die Grundfrage muss sein: Wie ist der Mensch zur Liebe fähig?

Schwestern und Brüder! Der Leib ist nicht für die Unzucht da, sondern für den Herrn und der Herr für den Leib. Gott hat den Herrn auferweckt; er wird durch seine Macht auch uns auferwecken. Wisst ihr nicht, dass eure Leiber Glieder Christi sind? Wer sich an den Herrn bindet, ist ein Geist mit ihm. Meidet die Unzucht! Jede Sünde, die der Mensch tut, bleibt außerhalb des Leibes. Wer aber Unzucht treibt, versündigt sich gegen den eigenen Leib. Oder wisst ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist, der in euch wohnt und den ihr von Gott habt? Ihr gehört nicht euch selbst; denn um einen teuren Preis seid ihr erkauft worden. Verherrlicht also Gott in eurem Leib!

Evangelium Johannes 1,35–42

Glaube und Nachfolge treffen den ganzen Menschen. Das ist kein frommes Bekenntnis, keine halbherzige Zusage, kein gewagter Versuch. Beim Herrn wohnen kann eine Schubumkehr mitten im Leben bedeuten.

In jener Zeit stand Johannes am Jordan, wo er taufte, und zwei seiner Jünger standen bei ihm. Als Jesus vorüberging, richtete Johannes seinen Blick auf ihn und sagte: Seht, das Lamm Gottes! Die beiden Jünger hörten, was er sagte, und folgten Jesus. Jesus aber wandte sich um, und als er sah, dass sie ihm folgten, sagte er zu ihnen: Was sucht ihr? Sie sagten zu ihm: Rabbi – das heißt übersetzt: Meister –, wo wohnst du? Er sagte zu ihnen: Kommt und seht! Da kamen sie mit und sahen, wo er wohnte, und blieben jenen Tag bei ihm; es war um die zehnte Stunde. Andreas, der Bruder des Simon Petrus, war einer der beiden, die das Wort des Johannes gehört hatten und Jesus gefolgt waren. Dieser traf zuerst seinen Bruder Simon und sagte zu ihm: Wir haben den Messias gefunden – das heißt übersetzt: Christus – der Gesalbte. Er führte ihn zu Jesus. Jesus blickte ihn an und sagte: Du bist Simon, der Sohn des Johannes, du sollst Kephas heißen, das bedeutet: Petrus, Fels.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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