Der größte Fehler von uns Christen

Prüller
Ausgabe Nr. 25
  • Die Kirche und ich
Autor:
Michael Prüller
©Stephan Schönlaub

Michael Prüller kommentiert die Ansprache von Papst Leo XVI., der meinte, dass der größte Fehler darin besteht, dass die Gnade Christi in seinem Vorbild besteht und nicht im Geschenk seiner Person.

Papst Leo hat kürzlich in einer Ansprache gesagt: „Der größte Fehler, den wir als Christen machen können, besteht nach den Worten des heiligen Augustinus darin, zu meinen, dass die Gnade Christi in seinem Vorbild besteht und nicht im Geschenk seiner Person.“ Diese Worte sind mir wieder in den Sinn gekommen, als mir jemand von einer Pfarre erzählt hat, die heuer die Fronleichnamsprozession nur im Pfarrgarten abhält. Die katholische Klarheit, dass Christus in der Form der konsekrierten Hostie tatsächlich gegenwärtig ist, macht dieses „Geschenk seiner Person“ immer wieder aufs Neue real und sichtbar. Es gehört zum Begreiflichmachen des Unbegreiflichen.

 

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Es ist klar, dass es eine Glaubensanstrengung bedeutet, eine Oblate als die Vergegenwärtigung des uns geschenkten Christus zu sehen. Außenstehenden mag es geradezu absurd vorkommen. Aber in Wirklichkeit ist die Präsenz Gottes im Brot ein ungeheurer Schatz. Ich denke, es ist gut, diese Gnadenquelle mitten in den Ort zu tragen, in dem wir leben. Nicht, damit sie dort eine magische Kraft entfaltet. Sondern weil sie das große Wunder ist, das uns erlöst und das wir verkünden. Wir haben nichts, das größeres Heil brächte.

Laut Papst Benedikt ist Christus in unserer Zeit auf zwei Weisen real gegenwärtig: in der Eucharistie und in den Armen. Dem wunderbaren Geschenk der Person Christi in unserer Mitte würden wir also nicht gerecht, wenn wir nur Fronleichnam feiern und uns nicht der Armen annehmen. Christus zu erkennen und über sein Geschenk zu staunen, ist freilich in beiden Gestalten (eucharistisch und arm) eine Herausforderung, etwas, was man lernen und einüben muss. Das eine kann dabei eine gute Lernhilfe fürs andere sein, und gemeinsam sind sie ein Ganzes.

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  • Michael Prüller
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