Damit die Liebe in ihnen ist

Pfingsten, Lesejahr C – 8. Juni
Ausgabe Nr. 23
  • Sonntag
Gottes Geist schwebt über den Wassern. Moderne orthodoxe Kunst in der Kirche von Novi Kostolac (Serbien).
Gottes Geist schwebt über den Wassern. Moderne orthodoxe Kunst in der Kirche von Novi Kostolac (Serbien). ©kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Wort zum Evangelium von Pater Karl Schauer OSB

Pfingsten, Lesejahr C – 8. Juni

Pfingsten ist das Fest der Zumutung Gottes. Gott mutet uns seinen Geist zu. Das Pfingstereignis, wie es sich in der Metropole Jerusalem, dem Ort der Kreuzigung Jesu und dem Ort der Begegnungen mit dem auferstandenen Christus zugetragen hat, wird detailliert in der Apostelgeschichte erzählt.

 

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Johannes, der Theologe unter den Evangelisten, redet in seinem ganzen Evangelium vom Wirken des Geistes Gottes, der Leben gibt, schöpferische Kraft ist, das Verödete belebt, die Sünde auslöscht, prophetisches Tun provoziert und schöpferisches Reden hervorbringt. Er ist der Beistand, der Tröster, der in die ganze Wahrheit einführt, Zeugnis ablegt von Gott und uns zur Wahrheit und zum Zeugnis befähigt. Für den vierten Evangelisten sind Kreuzigung, Erhöhung und Geistmitteilung durch den Gekreuzigten und Auferstandenen eine Einheit. Gott schenkt uns Menschen durch seinen Sohn Anteil an seinem Geist und an seinem göttlichen Leben.

Welt, Kirche und die Glaubenden dürfen auf ein neues Pfingsten hoffen, damals, in der langen Geschichte des Bundes Gottes mit uns und heute: Begeistert und mit dem Heiligen Geist erfüllt, können wir auch im Gegenwind an Jesus Christus glauben, der der Liebe Gottes Gestalt gibt und diese Liebe unserer hinkenden Welt nicht entzieht. Wer Menschen begeistern will, tut dies nicht mit einer abstrakten Erklärung, sondern mit einer Sprache, die fasziniert, und mit einem Tun, das überzeugt. Offen für Gottes Geist kann heißen: frei von Engherzigkeit, Blindheit, Verblendung, frei von Egoismus, Kleinmut und Schuld. Aber frei für die Liebe zu Menschen, mit denen wir arbeiten und leben, und frei für Gott, für seine Liebe und Wahrheit, für sein Leben in uns, das nichts anderes ist als Gabe und Wirken des Geistes Gottes. Geistliche, das sind wir alle.

1. Lesung Apostelgeschichte 2,1–11

Pfingsten in einer polyglotten und multikulturellen Welt, das ist spannend und herausfordernd – damals und heute. Nicht das Zerreden ist die Gabe des Geistes Gottes, sondern das Hören, das Beten und die Aufmerksamkeit für Gott.

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamíter, Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselýten, Kreter und Áraber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

2. Lesung 1 Korintherbrief 12,3b–7.12–13

Der Heilige Geist gängelt und knechtet nicht, er macht frei. Die Freiheit der Kinder Gottes aber befähigt zum Leben, frei von Angst und Furcht, frei von todbringenden Ideologien.

Schwestern und Brüder! Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Evangelium Johannes 20,19–23

Glauben ist kein Lippenbekenntnis, sondern ein Lebensbekenntnis zu Jesus Christus, dem menschgewordenen, gekreuzigten und auferstandenen Sohn Gottes. Gottes Geist wirkt Glauben. Ein geistloser Glaube zwingt zum Turmbau von Babel.

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr C, Freiburg u. a. 2018. © staeko.net

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