„Chili einlegen und Gott den Rest überlassen“
Glaubenszeugnis
Daniel und Marianne haben den über 125 Jahre alten Betrieb 2022 von Mariannes Eltern übernommen. In der Stadtgärtnerei werden Gemüse, Gemüsepflanzen und Blumen in Glashäusern und auf dem Bio-Feld angebaut.
Ist der Herbst für euch Hochsaison? Was für Arbeiten stehen im Betrieb gerade an?
Anfang Herbst ist der Ausklang der Hochsaison, und wir ernten noch immer die gängigen Gemüsesorten wie Gurken, Paprika oder Tomaten. Im Sommer haben wir Wintergemüse gesetzt wie Kohlsprossen, Flower Sprouts, Grünkohl, Kraut und diverse Salate. Die können wir dann im Winter ernten.
Im Herbst wird in den Pfarren ‚Erntedank‘ gefeiert. Was bedeutet dir als Gärtner dieses Fest?
Als Gärtner spüren wir sehr stark, wie abhängig wir von der Natur und von Gott sind. Dass wir nicht alles in der Hand haben. Wir arbeiten jeden Tag mit der Natur. Sie gibt den Takt vor, und wir leisten unseren Beitrag. Nehmen wir die Tomatenpflanzen: Fast jeden Tag müssen wir Seitentriebe abzupfen und die Haupttriebe an Schnüren hochwickeln. Dadurch geht die Pflanze ‚ins Generative‘, das heißt, sie steckt ihre Energie in die Bildung von Früchten. Einerseits müssen wir also mit dieser Arbeit non-stop dahinterbleiben, damit wir Tomaten ernten können. Andererseits hängt es aber auch stark vom Wetter ab, wie gut die Ernte dann tatsächlich wird. Die Landwirtschaft hat generell viele Variablen, die wir nicht alle beeinflussen können. Vieles haben wir in der Hand, aber irgendwann endet das menschliche Kontrollvermögen.
Deine Arbeit erschöpft sich nicht darin, Tomaten zu hegen. Euer Betrieb hat 30 Mitarbeiter, für die ihr verantwortlich seid.
Das ist eine große Verantwortung, die jedes Jahr neue Herausforderungen mit sich bringt. Gerade in Zeiten wie diesen. Eine Gärtnerei ist ein sehr energieintensives Unternehmen. Steigende Energiekosten und hohe Inflation machen uns da schon zu schaffen.
Die Rolle Gottes
Welche Rolle spielt Gott für dich als gläubiger Mensch bei deiner Arbeit?
Ich sehe meine Arbeit als einen Akt der Hingabe. Der fällt mir nicht immer so leicht, weil ich gern alles unter Kontrolle habe. Meiner Frau Marianne gelingt das besser. Sie widmet sich der Aufgabe des Tages, wie unlängst unsere Chili Ernte in Gläser einzulegen, und lässt Gott den Rest machen. Es ist eine Balance: die Arbeit so gut wie möglich zu machen, zu versuchen, den Willen Gottes zu erfüllen, und Gott zu vertrauen.
Gott im Alltag
Wie bleibst du mit Gott im Alltag in Verbindung?
Vor allem durch kleine Stoßgebete, quer durch den Alltag. In Momenten, in denen ich merke, dass ich grad nicht mehr weiterweiß, sage ich zum Beispiel ‚Hilf mir!‘ oder ‚Jesus Christus, Sohn des lebendigen Gottes, erbarme dich meiner!‘. Darüber hinaus versuche ich, das Stundengebet zu beten, die Laudes oder die Komplet. Ich muss aber zugeben, dass ich keine klare Struktur in meinem Gebetsleben habe, dass ich selten etwas über einen längeren Zeitraum komplett eingehalten habe. Aber ich habe nie den Faden verloren. (Lacht.)
Wie und wo feiert ihr Erntedank?
Wir feiern die Erntedankmesse in der Pfarre Hirschstetten. Es gibt übrigens auch jedes Jahr eine Gärtnermesse bei uns im 22. Bezirk in der Pfarre Breitenlee, zu der alle Gärtnereibetriebe eingeladen werden. Mein Schwiegervater organisiert sie mit. Was uns noch wichtig ist: Jedes Jahr laden wir einen Priester zu uns ein und lassen den Betrieb segnen.
Daniel Ganger
Alter: 39
Lebensmotto: Immer wieder zurück zu Gott.
Gott ist für mich: Ursprung von allem. Das Sein selbst.
Sonntag bedeutet für mich: Frieden und Ruhe.