Bittet und euch wird gegeben

17. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C – 27. Juli
Ausgabe Nr. 30
  • Sonntag
Foto eines Kirchenfenstern mit der Darstellung des todes des heiligen Josef. Mit dabei: Maria und Josef.
Auch das ist ein Bild der Heiligen Familie: Das Werndl-Fenster in der Stadtpfarrkirche Steyr zeigt den Tod des heiligen Josef. Maria und Jesus stehen an seiner Seite. ©Niederleitner

Wort zum Evangelium von Katharina Schindelegger

17. Sonntag im Jahreskreis, Lesejahr C – 27. Juli

„Bittet und euch wird gegeben.“ Hört sich einfach an? Ist es aber nicht. Wenn wir genau darüber nachdenken ist es gerade in einer Leistungsgesellschaft, wie unserer etwas, was uns gegen den Strich geht. Bitten, eine Form des Umgangs, die uns schwerfällt, die uns Überwindung kostet. Wir wollen nicht zur Last fallen. Wir wollen uns nicht eingestehen, dass wir etwas nicht allein schaffen. Wir wollen nicht in der Schuld eines anderen, einer anderen stehen. Wir wollen uns nicht dem stellen, was wir vielleicht nicht haben. Wo wir auf das DU, auf unser Gegenüber, zugehen müssen und bewusst von dem, dass wir alles können und alles schaffen, heruntersteigen. Bitte – ein kleines und doch so wirkungsvolles Wort.

 

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Blickt man über unsere zwischenmenschlichen Beziehungen hinaus auf unsere Beziehung zu Gott, wird dies noch durch eine weitere Komponente ergänzt – den Glauben. Gott um etwas zu bitten, erfordert tiefen Glauben. Da ist jemand, den sehe ich nicht, aber ich glaube, dass er da ist, dass er etwas bewirken kann und ja, ich glaube, dass das, was ich spreche, worum ich bitte, ankommt. Ankommt bei einer Instanz, die mich und alles, was ich kenne, übersteigt. Und dass es dieses „über allem“ interessiert, was mich tangiert, belastet oder auch erfreut. Das erfordert wahrhaften Glauben. Gleichzeitig ist es doch großartig, dass es etwas gibt, was uns übersteigt, unsere Welt mit unseren kleinen und riesengroßen Problemen und dass wir aktiv zu Gott sprechen dürfen, ihn aktiv um etwas bitten können. Mitunter einer der schönsten Aspekte des christlichen, des katholischen Glaubens – ein Gott, der für die Menschen da ist, der ein ansprechbarer Gott ist, ein Gott der Mensch wurde für jeden und jede Einzelnen von uns.

1. Lesung Genesis 18,20–32

Herr, zürne doch nicht, wenn ich mit dir rede.

In jenen Tagen sprach der Herr zu Abraham: Das Klagegeschrei über Sodom und Gomórra, ja, das ist angeschwollen und ihre Sünde, ja, die ist schwer. Ich will hinabsteigen und sehen, ob ihr verderbliches Tun wirklich dem Klagegeschrei entspricht, das zu mir gedrungen ist, oder nicht. Ich will es wissen. Die Männer wandten sich ab von dort und gingen auf Sodom zu. Abraham aber stand noch immer vor dem Herrn. Abraham trat näher und sagte: Willst du auch den Gerechten mit den Ruchlosen wegraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst du auch sie wegraffen und nicht doch dem Ort vergeben wegen der fünfzig Gerechten in ihrer Mitte? Fern sei es von dir, so etwas zu tun: den Gerechten zusammen mit dem Frevler töten. Dann ginge es ja dem Gerechten wie dem Frevler. Das sei fern von dir. Sollte der Richter der ganzen Erde nicht Recht üben? Da sprach der Herr: Wenn ich in Sodom fünfzig Gerechte in der Stadt finde, werde ich ihretwegen dem ganzen Ort vergeben. Abraham antwortete und sprach: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden, obwohl ich Staub und Asche bin. Vielleicht fehlen an den fünfzig Gerechten fünf. Wirst du wegen der fünf die ganze Stadt vernichten? Nein, sagte er, ich werde sie nicht vernichten, wenn ich dort fünfundvierzig finde. Er fuhr fort, zu ihm zu reden: Vielleicht finden sich dort nur vierzig. Da sprach er: Ich werde es der vierzig wegen nicht tun. Da sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich weiterrede. Vielleicht finden sich dort nur dreißig. Er entgegnete: Ich werde es nicht tun, wenn ich dort dreißig finde. Darauf sagte er: Siehe, ich habe es unternommen, mit meinem Herrn zu reden. Vielleicht finden sich dort nur zwanzig. Er antwortete: Ich werde sie nicht vernichten um der zwanzig willen. Und nochmals sagte er: Mein Herr zürne nicht, wenn ich nur noch einmal das Wort ergreife. Vielleicht finden sich dort nur zehn. Er sprach: Ich werde sie nicht vernichten um der zehn willen.

2. Lesung Kolosser 2,12–14

Gott hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und euch alle Sünden vergeben.

Schwestern und Brüder! Mit Christus wurdet ihr in der Taufe begraben, mit ihm auch auferweckt, durch den Glauben an die Kraft Gottes, der ihn von den Toten auferweckt hat. Ihr wart tot infolge eurer Sünden und euer Fleisch war unbeschnitten; Gott aber hat euch mit Christus zusammen lebendig gemacht und uns alle Sünden vergeben. Er hat den Schuldschein, der gegen uns sprach, durchgestrichen und seine Forderungen, die uns anklagten, aufgehoben. Er hat ihn dadurch getilgt, dass er ihn an das Kreuz geheftet hat.

Evangelium Lukas 11,1–13

Bittet und es wird euch gegeben.

Jesus betete einmal an einem Ort; als er das Gebet beendet hatte, sagte einer seiner Jünger zu ihm: Herr, lehre uns beten, wie auch Johannes seine Jünger beten gelehrt hat! Da sagte er zu ihnen: Wenn ihr betet, so sprecht: Vater, geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen! Und erlass uns unsere Sünden; denn auch wir erlassen jedem, was er uns schuldig ist. Und führe uns nicht in Versuchung! Dann sagte er zu ihnen: Wenn einer von euch einen Freund hat und um Mitternacht zu ihm geht und sagt: Freund, leih mir drei Brote; denn einer meiner Freunde, der auf Reisen ist, ist zu mir gekommen und ich habe ihm nichts anzubieten!, wird dann der Mann drinnen antworten: Lass mich in Ruhe, die Tür ist schon verschlossen und meine Kinder schlafen bei mir; ich kann nicht aufstehen und dir etwas geben? Ich sage euch: Wenn er schon nicht deswegen aufsteht und ihm etwas gibt, weil er sein Freund ist, so wird er doch wegen seiner Zudringlichkeit aufstehen und ihm geben, was er braucht. Darum sage ich euch: Bittet und es wird euch gegeben; sucht und ihr werdet finden; klopft an und es wird euch geöffnet. Denn wer bittet, der empfängt; wer sucht, der findet; und wer anklopft, dem wird geöffnet. Oder welcher Vater unter euch, den der Sohn um einen Fisch bittet, gibt ihm statt eines Fisches eine Schlange oder einen Skorpion, wenn er um ein Ei bittet? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wie viel mehr wird der Vater im Himmel den Heiligen Geist denen geben, die ihn bitten.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr C, Freiburg u. a. 2018. © staeko.net

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