Aufgaben statt Probleme
Ihnen gesagt
Sie sind ein Anachronismus in der säkularen Welt und begeisterten mich immer schon: Klöster und Stifte. Auch wenn mir die Berufung für das Leben hinter ihren Mauern fehlt, besuche ich sie umso lieber. Aber was kann man ihnen alles vorwerfen?
Die Aufgaben und Probleme der Klöster
Gerade in Österreich barocke Prasserei, Prunk und Protz, zu viel Gold, zu viel alte Gemäuer statt Fürsorge und dem Zelebrieren einer „Armen Kirche“. Wer genauer hinter diese Mauern schaut, entdeckt eine Parallelwelt, die schwer erklärbar, aber umso mehr erfahrbar ist. Und auf einmal ist da ganz viel von der Welt vor den Klöstern oder anders gesehen: Die Menschen, die hier wirken, sind sehr präsent und relevant. So formulieren es die Ordensgemeinschaften gerne selbst. Man stelle sich vor, es gäbe beispielsweise Stift Sankt Florian in Oberösterreich nicht.
Probleme mit den "Reichtümern" der Klöster
Eine Anmerkung dazu: Es wurde vor 950 Jahren gegründet. Was wüssten wir über den heiligen Florian, wie viel Seelsorge wäre nicht passiert, wer hätte sich um die Pflege der Orgelmusik gekümmert? Zweite Anmerkung: Propst Klaus Sonnleitner was 19 Jahre lang Stiftsorganist. Und für alle Brucknerfans: Wo wäre der Meister bestattet worden? Schlaglichter aus einem Stift und es gibt unzählige mehr. Und auch die Armut ist sehr relativ: Ein Abt wohnt heute in einem Single-Appartement wie alle Mitbrüder und in der Klostergemeinschaft wird die Selbstbesteuerung selbstredend gelebt.
„Ich spreche lieber von Aufgaben statt von Problemen.“
Ja, es waren schon einmal viel mehr Ordensleute – aber es waren auch schon einmal viel weniger. Das stimmt jedenfalls auch den neuen Abt Ludwig Wenzl von Stift Melk nicht weniger optimistisch, wenn er sagt: „Ich spreche lieber von Aufgaben statt von Problemen.“ Und das stimmt doch auch im Leben außerhalb eines Klosters.