Wo geht’s hier zum Klo, Frau Wurst?
Hirtenhund
Alles könnte so schön herzlich sein. Das Logo zum 70. Jubiläum des Eurovision Song Contests (ESC) ziert ein großes Herz, dazu in ebenso großen Lettern „United by music“.
Wenn es nach dem ORF und den Heroen des Österreich-Marketings geht, wird alles wunderbar am 16. Mai 2026, wenn das Finale des Eurovision Songcontestes in Wien stattfindet. Bissi Riesenrad- und Fiaker-Kitsch, bissi Hochglanz-Hochkultur, bissi mild-dümmliches Lächeln zu teils unerträglichem Gejaule – und fertig ist das ESC-Punschkrapferl.
Nun ist aber der Song Contest längst kein unpolitisches Event mehr. Das zeigen die heftigen Debatten der letzten Tage. Streitpunkt: Soll Israel teilnehmen oder ausgeschlossen werden? Wohlgemerkt nicht aus künstlerischen Gründen, sondern aufgrund des militärischen Agierens Israels in Gaza. Spanien, Irland und die Niederlande haben bereits damit gedroht, den ESC zu boykottieren, sollte Israel mit dabei sein.
Party vor dem Petersdom
Eine verzwickte Lage – in der der ORF vermutlich sehnsuchtsvoll gen Vatikan blickt, wo vor wenigen Tagen ein durch und durch ecken- und kantenfreies Heititeiti-Konzert vor dem Petersdom stattfand. Es war der Abschluss eines ebenso ecken- und kantenfreien „Welttreffens zur Geschwisterlichkeit der Menschen“.
Dabei wurde leichtfüßig getalkt über Kriege, Krisen und KI – aber vor allem gefeiert: Mehr als 100.000 Menschen schwenkten vor dem Petersdom ihre Handyleuchten und sangen und tanzten unter anderem mit Pharrell Williams zu seinem Heititeiti-Ohrwurm „Happy“. Dazu bildeten 3.500 Drohnen am Himmel abwechselnd das Gesicht von Papst Franziskus, Friedenstauben und eine Taube für den Heiligen Geist.
Festivalseelsorge beim Euro Vision Songcontest
So leicht dürfte sich die aktuelle ESC-Krise vom ORF allerdings nicht wegtanzen lassen. Vielleicht wäre der Euro Vision Songcontest im kommenden Jahr ja „das“ Bewährungsfeld für die hochgelobte Festivalseelsorge.
Im Rahmen der Aktion „Denk Dich Neu“ wurde dieses Gesprächsangebot ja zuletzt österreichweit auf Musikevents aller Art „ausgerollt“. Eigens geschulte Seelsorgerinnen und Seelsorger lauern dabei hilflosen Festivalbesuchern auf, um mit ihnen über den Unsinn des Lebens, den Mist des Alltags oder auch nur über den Weg zum nächsten Klo zu reden. OK, das war nicht nett und nicht richtig. Ist tatsächlich eine gute Sache – und vielleicht wirklich eine Überlegung wert, sich rund um den Euro Vision Songcontest als Kirche zu präsentieren. Vielleicht mit Tom Neuwirth alias Conchita als Maskottchen. Nachdem sein Stern zuletzt langsam sank, könnte er dort an frühere Erfolge als Sternsinger anknüpfen und like a Phoenix risen.
Und über der Stadthalle lässt die Erzdiözese mit tausenden Drohnen das Konterfei des neuen Wiener Erzbischofs xxx aufleuchten. Es wird wundervoll.