So tickt Erzbischof Grünwidl
„Vision statt Resignation“Am 17. Oktober mittags hat der Vatikan die Entscheidung des Papstes, Josef Grünwidl zum künftigen Erzbischof der Erzdiözese Wien zu ernennen, in seinem Amtsblatt „Bollettino“ veröffentlicht und damit gültig gemacht.
Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit seinem Vorgänger Kardinal Christoph Schönborn skizzierte der designierte Erzbischof seine Vision von Seelsorge.
Das sagt der Wiener Erzbischof
Dass die Entscheidung so lange gedauert habe, sei auch an ihm selbst gelegen. Er habe mit wenigen Wochen als Administrator gerechnet, Grünwidl war dann von der „Vielfalt der Arbeit“ in der Erzdiözese „wie erschlagen“. In den letzten neun Monaten sei er mit der Erzdiözese „immer vertrauter“ geworden, er konnte „tiefer hineinschauen“. Jedes Wochenende bei Firmungen oder Pfarrbesuchen hieß es, dass er nicht Nein sagen solle, sollte er gefragt werden.
Grünwidl hatte Respekt vor der Aufgabe und hielt sich für nicht geeignet. Doch sein Ansatz sei:
„Gott will mich nicht perfekt haben, sondern er will mich verfügbar haben.“
Er habe nun Ja gesagt, weil er kompetente Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erlebt habe und in Anlehnung an ein Wort von Papst Johannes XXIII. sagen konnte: „Josef, so wichtig bist du auch nicht!“
Seelsorger, Teamplayer und Brückenbauer
Grünwidl beschrieb sich als „Seelsorger, Teamplayer und Brückenbauer“. Er sei seit 37 Jahren Priester, die meiste Zeit davon habe er „in der Seelsorge gewirkt“.
Mit Blick auf den Tagesheiligen vom 17. Oktober, den heiligen Ignatius von Antiochien, umschrieb der begeisterte Hobbymusiker Grünwidl Seelsorge mit den Worten:
„Nehmt die Melodie Gottes in euch auf!“
Seine Sorge werde auch künftig besonders den Armen, Kranken, Kindern und Jugendlichen gelten. Als „Teamplayer“ wolle er den synodalen Weg der Weltkirche mitgehen, gerade auch im Aufeinanderhören. Als „Brückenbauer“ sei ihm der Kardinal ein Vorbild: Es gelte, innerkirchlich Brücken zu bauen und auch nach außen, in die Gesellschaft hinein.
Die Stimme der Kirche sei wichtig hinsichtlich der Menschenrechte, beim Schutz des Lebens am Beginn und Ende wie auch hinsichtlich der Bewahrung der Schöpfung. Gründwidl betonte:
„Die Kirche ist besser als ihr Ruf!“
Er lud dazu ein, auf die Pfarren, Gemeinschaften, die Orden, die Caritas sowie auf die Arbeit der 2.400 Haupt- und fast 75.000 Ehrenamtlichen zu blicken, aber „nicht mit der Problembrille“.
Der Wiener Erzbischof zum Thema „Frauen und Kirche“
Den Zölibat werde es in der römisch-katholischen Kirche „immer geben“, so Grünwidl, der aber für eine freie Entscheidung hinsichtlich der Lebensform der Priester plädierte. Bei der Weltsynode sei das Thema „Frauen und Kirche“ auch in der Kirche „angekommen“. Grünwidl plädierte dafür, viele schon vorhandene Möglichkeiten zu nutzen. Frauen sollten nicht nur mitarbeiten dürfen, sondern auch in Entscheidungsprozesse eingebunden werden. Die Frage der Weihe der Frau könne allerdings nur durch ein Konzil geklärt werden.
Kirche als „spiritueller Nahversorger“
Die Kirche biete vieles an, durch Räume, Kunst und Kultur, durch Feiern und Rituale. Dies solle sie „möglichst großzügig und gut machen“, betonte Grünwidl.
Er wolle nicht in die Fußstapfen von Kardinal Schönborn treten, sondern seinen eigenen Weg als Erzbischof gehen.
Auch wenn die finanziellen Mittel weniger werden, laute die große Sorge für ihn:
„Wie kann der Glaube, wie kann das kirchliche Leben lebendig bleiben? Auch in den kleinen Gemeinden am Land?“
Die Kirche sei ein „spiritueller Nahversorger“, die 600 Pfarren seien „spirituelle Glaubensnetze“. Grünwidl nannte auch „Die 12“: Zwölf junge Menschen werden demnächst in den sozialen Medien Plattformen für junge Menschen anbieten, wo diese andocken können. Generell plädierte Grünwidl für „Vision statt Resignation“.

Digitales Gratulationsbuch
Die Erzdiözese Wien hat ein digitales Gratulationsbuch mit Wünschen für den designierten Erzbischof eingerichtet.