Prägende Gestalten der Augustiner
OrdenWir stellen Ihnen vier prägende Personen vor, die Mitglieder des Augustiner-Ordens waren.
Augustiner und Erbsenzähler in Brünn

Als „Vater der Genetik“ wird heutzutage der mährische Augustiner Gregor Mendel gefeiert, der im 19. Jahrhundert nach mehrjährigen Kreuzungsversuchen mit sorgfältig ausgewählten Erbsensorten im Garten der Brünner Abtei die grundlegenden Gesetzmäßigkeiten der Vererbung entdeckte, heute besser bekannt als die Mendelschen Gesetze. Damals nahm die Wissenschaft von den Ergebnissen des Genetik-Pioniers keine Notiz. Mendel verwendete 22 Erbsensorten und sieben gut unterscheidbare Merkmale wie beispielsweise die Farbe der Schoten. Zwischen 1856 und 1863 nutzte er an die 28.000 Erbsenpflanzen für seine Forschungen und wertete seine Ergebnisse auch statistisch aus. 1866 verfasste er das Büchlein: „Versuche über Pflanzen-Hybriden“. 1822 geboren, trat Gregor Johann Mendel 1843 in die Augustinerabtei in Brünn ein und studierte neben Theologie auch Landwirtschaft und Weinbau und später auch Naturwissenschaften. 1867 wurde er zum Abt gewählt. Mendel starb 1884 in der Augustinerabtei Sankt Thomas in Brünn.
Der Prediger des Wiener Barock

1644 als Johann Ulrich Megerle auf der Schwäbischen Alb geboren, starb der berühmte Augustiner-Pater mit dem schillernden Ordensnamen Abraham a Sancta Clara 1709 in Wien. Abraham a Sancta Clara legte Wert auf die ethisch-moralische Praxis seiner Zuhörerinnen und Zuhörer. Mit 18 Jahren trat er 1662 dem Reformorden der Augustiner-Barfüßer bei und wurde nach Studium und Priesterweihe 1668 zum Pater Abraham. 1677 wurde er offizieller kaiserlicher Prediger. Er erlebte das Pestjahr 1679 und die Türkenbelagerung 1683. In einer Art selbstgewählter Quarantäne schuf er seine berühmtesten Schriften: zum Pestjahr („Mercks Wienn“) und zur Türkenabwehr („Auff, auff, Ihr Christen“). Als 1683 die Türken vor Wien standen, sorgte Abraham für eine Art Kreuzzugsstimmung. Zwischen 1686 und 1695 verfasste er sein Hauptwerk „Judas, der Ertz-Schelm“. Ab 1690 leitete Abraham a Sancta Clara von Wien aus die deutsch-böhmische Ordensprovinz der Augustiner-Barfüßer. Er starb am 1. Dezember 1709 mit 65 Jahren und wurde in der Ordensgruft der Wiener Augustinerkirche bestattet.
Der Augustiner der Fast vom Blitz getroffen wurde

Den Überlieferungen nach soll am 2. Juli 1505 ein schweres Gewitter nahe Erfurt ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass Martin Luther als Dank für sein Überleben am 17. Juli 1505 in das Augustinerkloster in Erfurt eingetreten ist. Im Augustinerkloster, dem „Schwarzen Kloster“, machte sich Luther (geboren 1483, gestorben 1546) auf den Weg zum Priestertum in der Ordensgemeinschaft des heiligen Augustinus und wurde 1507 im Erfurter Dom zum Priester geweiht. Der Bruch mit der römisch-katholischen Kirche und dem Papst geschah durch die Verbrennung der Bannandrohungsbulle 1520, rechtlich durch die Exkommunikation 1521. Luther verließ den Orden und heiratete später. Was ihn umtrieb, war die Frage nach Gott: „Wie kriege ich einen gnädigen Gott?“ „Diese Frage hat ihn ins Herz getroffen und stand hinter all seinem theologischen Suchen und Ringen“, sagte Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch des Augustinerklosters Erfurt am 23. September 2011.
Die Heilige des Unmöglichen

Rita von Cascia (geboren um 1370) ist nach der Gottesmutter Maria die beliebteste Heilige Italiens. Sie wird bis heute als Fürsprecherin bei „unmöglichen Dingen“ angerufen. Im Rita-Heiligtum in Cascia in Umbrien wird die Heilige, ihr Gedenktag ist der 22. Mai, besonders verehrt. Geboren als Margherita Lotti bekam sie schnell den Kosenamen „Rita“. Sie heiratete früh, doch ihr Mann und auch ihre beiden Söhne starben bald. Schließlich fand Rita zu den Augustinerinnen des Klosters der Heiligen Magdalena in Cascia. Sie zeichnete sich durch strenge Askese und tiefe Liebe zum leidenden Jesus aus. Hier meditierte die Augustinernonne besonders leidenschaftlich die Passion Jesu und bekam sie am eigenen Leib zu spüren. Ein Dorn aus der Dornenkrone Jesu durchbohrte ihre Stirn und hinterließ eine offene Wunde, die sie 15 Jahre lang bis zu ihrem Tod trug. Mitten im Winter, vor ihrem Tod, bat die ans Krankenbett gefesselte Rita um zwei Feigen und eine Rose aus dem Garten ihres Elternhauses. Sie bekam auch welche und deutete die Rose und die Feigen als himmlisches Zeichen, dass Gott ihre Söhne und ihren Ehemann in den Himmel aufgenommen hatte. Rita starb in der Nacht auf den 22. Mai 1447.
Die Augustinusregel
Nach seiner Bekehrung und auch als Priester und Bischof hat Augustinus (354–430) wie ein Mönch gelebt. Er schrieb für seine Gemeinschaft die erste und damit älteste Klosterregel des christlichen Abendlandes. Neben den Augustinern (sie wirken in Wien 1) und den Augustiner-Chorherren (etwa in Klosterneuburg) leben auch die Dominikaner, Trinitarier und die Prämonstratenser nach dieser großen Ordensregel. Diese Augustinusregel kennt ein von Liebe und Eintracht geprägtes Leben, gegenseitiges Mahnen, einen Verzicht auf persönlichen Besitz, Enthaltsamkeit und das regelmäßige Beten.
Die Augustinusregel ist sehr konkret: „Haltet euch beim Singen an den Text, und singt nicht, was nicht zum Singen bestimmt ist.“ Oder: „Einige waren vor ihrem Klostereintritt eine üppigere Lebensführung gewohnt und erhalten deswegen etwas mehr an Speise und Kleidung, ein besseres Bett oder zusätzliche Bettdecken.“ Oder: „Seid nicht aufwändig gekleidet. Sucht nicht, durch eure Kleidung Gefallen zu erwecken, sondern durch eure Lebensführung.“ Und: „Das Aufsuchen der öffentlichen Bäder darf von euch, wenn es aus Gesundheitsgründen nötig ist, niemals abgelehnt werden.“