Parzival: Auf der Suche nach dem Heiligen Gral

Theater der Jugend
Ausgabe Nr. 21
  • Kunst und Kultur
Uwe Achilles als König Anfortas und Jonas Graber als Parzival.
Vom Hinterwäldler zum Gralskönig: Parzival (Jonas Graber, rechts) bei König Anfortas (Uwe Achilles). ©Rita Newman

Ein Kind abschotten, um es vor gefährlichen Einflüssen zu bewahren? Das geht auf Dauer nicht, wie die packende Inszenierung des Parzival-Stoffes im Theater der Jugend zeigt. Die Suche nach dem Gral wird für den jungen Helden zu einer Suche nach Erkenntnis – und nach sich selbst. Den „Heiligen Kelch“ soll es allerdings wirklich geben.

Parzival (Jonas Graber) wächst abgeschottet allein mit seiner Mutter Herzeloyde (Elisa Seydel) im Wald auf. Herzeloyde hat bewusst dieses Leben gewählt, um ihrem Sohn das brutale Schicksal seines Vaters zu ersparen, der als Ritter im Kampf starb. Als der jugendliche Parzival bei seinen Streifzügen im Wald jedoch auf Ritter trifft, hat er nur noch ein Ziel: selbst in die Welt hinauszuziehen und ein Held zu werden.
 

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Parzival im Theater der Jugend in Wien

Das Theater der Jugend in Wien lädt derzeit mit einer packenden Inszenierung von Michael Schachermaier Kinder und Jugendliche ab elf Jahren ein, sich auf den mittelalterlichen Stoff einzulassen. Schachermaier hat das 25.000 Verse umfassende Epos „Parzival“ von Wolfram von Eschenbach geschickt in ein kurzweiliges Dialogstück verpackt. Das überzeugende Schauspielteam (mit dabei in mehreren Rollen auch Uwe Achilles, Frank Engelhardt und Sascia Ronzoni) agiert perfekt abgestimmt mit digitalen Projektionen von Pferden, mittelalterlichen Burgen und Wäldern (Ausstattung: Dominique Wiesbauer). Wer meint, die Geschichte von Parzival sei staubtrockene Textarbeit für Altgermanisten, wird hier eines Besseren belehrt. Wenn auch die christlichen Elemente des Parzival-Stoffes nicht im Zentrum stehen, so kann die Inszenierung doch zu einer spannenden Auseinandersetzung mit der „Suche nach dem Heiligen Gral“ inspirieren. In der aktuellen Inszenierung steht vor allem die Entwicklung Parzivals im Mittelpunkt, die ihn aus seiner Selbstbezogenheit durch Erkenntnis zu Empathie- und Liebesfähigkeit führt. Der „Heilige Gral“ wird als ein innerer Wert gefasst, der am Ende lautet: „Werde, der du bist!“
 

Gibt es den Heiligen Gral wirklich?

Um den „Heiligen Gral“, der in Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ eine Art wundertätiger Stein ist, ranken sich seit dem frühen Mittelalter zahlreiche Legenden, die christliche, keltische und orientalische Elemente beinhalten. In der christlichen Version soll es sich dabei um jenen Kelch handeln, aus dem Jesus und seine Jünger beim Letzten Abendmahl getrunken haben. Der Düsseldorfer Historiker Michael Hesemann ist der Meinung, dass es sich beim „Heiligen Gral“ um ein kostbares Steingefäß aus Achat handle, das seit gut einem Jahrtausend im spanischen Valencia als Reliquie verehrt wird. Alle literarischen Beschreibungen träfen darauf zu.

Forschungsarbeit über die Gralsüberlieferungen

Für seine These sprächen die spezielle Steinschlifftechnik und die Form des Bechers. In mehrjähriger Forschungsarbeit habe er die spanischen Gralsüberlieferungen geprüft, Dokumente gesichtet und literarische Überlieferungen verglichen. Dabei sei er zu der Erkenntnis gelangt, dass zwölf andere Kelche, von denen behauptet wird, sie seien der Heilige Gral, eindeutig ausscheiden. Nur bei dem Achat-Becher, der zwischen dem ersten und vierten Jahrhundert vor Christus im Raum Antiochien entstanden sein soll, könne es sich um jenes Gefäß handeln, das unter anderem im „Parzival“ des Wolfram von Eschenbach und in den Texten des Chretien de Troyes beschrieben wurde. Ob es auch jener Kelch sei, mit dem Jesus das Letzte Abendmahl feierte, könne aber nicht mit Gewissheit gesagt werden. Allerdings gebe es keine zweite Reliquie, die mit solcher Glaubwürdigkeit diesen Anspruch erheben könne.

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