Papst Paul VI. - Der "vergessene" Papst

Bedeutende Päpste - Folge 10
Ausgabe Nr. 41
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Blick zum Mond: Am 21. Juli 1969 saß Papst Paul VI. in Castel Gandolfo vor dem Fernseher und beobachtete die Mondlandung. Der Papst hatte den US-Astronauten einen handgeschriebenen, auf Englisch verfassten Brief mitgegeben: „Tragt zum Mond mit eurer lebendigen Gegenwart die Stimme des Geistes, das Loblied auf Gott, unseren Schöpfer und Vater.“ ©Archiv des Istituto Paolo VI, Brescia

Papst Paul VI. ist wohl der eigentliche Konzilspapst. Denn er führte 1963 – nach dem Tod von

Johannes XXIII. – das Zweite Vatikanische Konzil fort und zu seinem Ende, und er unterzeichnete

alle Konstitutionen, Dekrete und Erklärungen des Konzils.

Am 26. September 1897 in Concesio bei Brescia geboren, studierte Giovanni Battista Montini zunächst in Brescia und in Rom Theologie. Als Sohn eines katholischen Zeitungsverlegers und Politikers hatte er zeit seines Lebens einen unbefangenen Umgang mit Politik und Medien. Nach der Priesterweihe und weiteren Studien arbeitete Montini seit 1922 im Staatssekretariat des Heiligen Stuhls, wo er, abgesehen von einer kurzen Tätigkeit an der Warschauer Nuntiatur, bis 1954 wirkte. Dann erfolgte überraschend seine Ernennung zum Erzbischof von Mailand. Montini widmete sich nun mit aller Kraft der Arbeiterwelt und dem Bau neuer Kirchen.

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Der erste Papst in einem Flugzeug

Nach dem Tod Johannes’ XXIII. am 3. Juni 1963 galt Montini bereits im Vorfeld des Konklaves als papabile und wurde am 21. Juni 1963 zum Papst gewählt. Als Paul VI. war er der letzte Papst, der mit der Tiara gekrönt wurde – dann legte er sie ab. Die größte Leistung von Paul VI.: Er führte das von seinem Vorgänger Johannes XXIII. begonnene Zweite Vatikanische Konzil zu Ende, er verwirklichte eine Reihe der vom  Konzil angestoßenen Maßnahmen, wie beispielsweise die Liturgiereform. Und er machte 1965 aus dem Heiligen Offizium die Kongregation für die Glaubenslehre. Paul VI. verfügte viele Reformen, zur Abschaffung des über 400 Jahre alten „Index der verbotenen Bücher“ genügte 1965 ein Nebensatz in der Anordnung zur Umgestaltung des Heiligen Offiziums. Paul VI. hat auch die moderne Reisetätigkeit der Päpste begründet: Er hat als erster Papst ein Flugzeug bestiegen, ist als erster Papst in das Land Jesu zurückgekehrt und hat als erster Papst alle fünf Kontinente besucht. Die Reise nach Israel im Jänner 1964 war die erste Pilgerfahrt, die je ein Papst ins Heilige Land unternahm. In Jerusalem traf Paul VI. mit Patriarch Athenagoras von Konstantinopel zusammen, dies führte 1965 zur Aufhebung der gegenseitigen Exkommunikationen zwischen Konstantinopel und Rom aus dem Morgenländischen Schisma von 1054. Paul VI. reiste nach Indien und sprach am 4. Oktober 1965 vor der UNO-Vollversammlung in New York. 1968 reiste er nach Kolumbien zur Eröffnung der 2. Generalversammlung des lateinamerikanischen Episkopates.

1969 kam Paul VI. nach Uganda, es war dies der erste Afrikabesuch eines Papstes. 1970 besuchte er auch Australien. Der Papst interessierte sich zeitlebens für klassische und moderne Kunst. Er vergab Aufträge an zeitgenössische Künstler und begründete in den Vatikanischen Museen eine Abteilung für zeitgenössische religiöse Kunst. Und er erhob 1970 zwei Frauen, die hl. Teresa von Ávila und die hl. Katharina von Siena, zu Kirchenlehrerinnen. Am 14. Juli 1978 brach Paul VI. nach Castel Gandolfo auf und starb dort am 6. August. Er wurde in den vatikanischen Grotten beim Petersdom in einem Erdgrab bestattet.

Die umstrittenen Enzykliken

Mit dem Apostolischen Schreiben „Octogesima adveniens“ und der Enzyklika „Populorum progressio“ entwickelte der Papst die katholische Soziallehre weiter. „Mysterium fidei“ handelte von der Eucharistie als Mitte der Kirche. Nicht nur Zustimmung, sondern viel Kritik ernteten die Enzykliken „Sacerdotalis caelibatus“ über die Ehelosigkeit der Priester und vor allem „Humanae vitae“ über die rechte Ordnung der Weitergabe des menschlichen Lebens. Papst Paul VI. machte mit Albino Luciani, Karol Wojtyła und Joseph Ratzinger jene drei Bischöfe zu Kardinälen, die später als Johannes Paul I., Johannes Paul II. und Benedikt XVI. seine Nachfolger wurden.

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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