Leo der Große und die "Geißel Gottes"

Bedeutende Päpste – Folge 1
Ausgabe Nr. 4
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Geforderter Papst: Leo der Große in einer Darstellung in der Sophienkirche in Ohrid/Nordmazedonien. ©akg-images/picturedesk.com

In der neuen Serie „Bedeutende Päpste“ werden einmal im Monat jene Päpste vorgestellt, die ihre jeweilige Epoche und auch die Theologie nachhaltig geprägt haben. Nur zwei der 267 Päpste führen den Beinamen „der Große“: Leo I. und Gregor I. Folge 1 beleuchtet das Wirken des Papstes Leo des Großen.

Papst Benedikt XIV. (1675-1758) ernannte 1754 jenen Papst des fünften Jahrhunderts zum Kirchenlehrer, der als erster den Beinamen „der Große“ bekam und das mit gutem Grund: Denn Leo I. (um 400 bis 461) verschaffte damals dem Papsttum anhaltendes Ansehen. Um 430 wurde er Diakon der Kirche von Rom, 440 musste er in Gallien eine Friedensmission durchführen. In jenem Jahr starb Papst Sixtus III. und Leo wurde zu seinem Nachfolger gewählt. Sein Pontifikat von 440 bis 461 ist eines der bedeutendsten der Kirchengeschichte. Nach seinem Tod am 10. November 461 wurde Papst Leo I. beim Grab des hl. Petrus in der Petersbasilika bestattet.

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Barbaren-Einfälle und soziale Krisen

Die Zeiten waren damals äußerst hart und schwierig: Immer öfter gab es in diesen Jahrzehnten Barbaren-Einfälle, das Ansehen und die Macht des Kaisers im Westen des Reiches ließen nach und soziale Krisen erforderten auch immer wieder den tagespolitischen Einsatz des Papstes. Im Jahr 452 konnte Papst Leo I. bei einer Begegnung mit Attila, der „Geißel Gottes“, in Mantua den Hunnenkönig davon abhalten, Italien weiter zu verwüsten, nachdem Attila schon Teile der Halbinsel erobert hatte. Ein paar Jahre später konnte Leo aber nicht mehr verhindern, dass die Vandalen des Königs Geiserich Rom plünderten. Ein Teil der Bevölkerung Roms flüchtete damals in die Petersbasilika und die Basiliken Sankt Paul und Sankt Johann im Lateran und überlebte.

Die ersten vier Konzilien

Von Papst Leo I. sind an die 100 Predigten und rund 150 Briefe erhalten. Er war sich der Bedeutung des römischen Bischofsstuhles und der Vorrangstellung des Stuhles Petri sehr wohl bewusst. Und er prägte auch indirekt eines der wichtigsten Konzilien, obwohl er dort nicht persönlich anwesend war: das Konzil von Chalzedon, die wichtigste Kirchenversammlung in der Frühzeit des Christentums. Nur einige römische Legaten waren damals dorthin gekommen. An die 350 Bischöfe waren 451 in diesem „Vorort“ von Konstantinopel versammelt. Chalzedon ist gleichsam der Höhepunkt der vorangegangenen drei Konzilien, die alle auf ihre Weise entscheidend waren: das Erste Konzil von Nizäa im Jahr 325 (da ging es vereinfacht gesagt um die Gottheit Christi), das Erste Konzil von Konstantinopel 381 (da ging es um die Dreifaltigkeit, die Gottheit des Heiligen Geistes) und von Ephesus 431 (Maria erhielt den Titel „Gottesgebärerin“, das Glaubensbekenntnis von Nizäa 325 wurde bestätigt).

„Petrus hat durch Leo gesprochen“

Mit der Zurückweisung der Irrlehre des Priesters Eutyches, der die wahre menschliche Natur des Sohnes Gottes leugnete, bekräftigte das Konzil von Chalzedon 451 die Einheit der zwei Naturen, der menschlichen und der göttlichen, in einer Person, unvermischt und ungetrennt. Dieser Glaube an Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch, wurde von Papst Leo I. in einem wichtigen Text bestätigt, der 449 an den Bischof Flavian von Konstantinopel gerichtet war, dem sogenannten „Tomus ad Flavianum“. Dieses Lehrschreiben gilt als wegbereitend für die christologische Formel des Konzils von Chalzedon. Es wurde auch 451 in Chalzedon verlesen und von den anwesenden Bischöfen mit großem Beifall aufgenommen; eine Nachricht darüber ist in den Konzilsakten erhalten: „Petrus hat durch Leo gesprochen“, riefen damals die Konzilsväter. Vor allem durch dieses Eingreifen sowie durch weitere Interventionen während der theologischen Auseinandersetzungen jener Jahre wird offensichtlich, dass Papst Leo der Große seine Verantwortung als Nachfolger des Petrus wahrnahm.

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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