Pallottihaus: Verschobener Abschied
Profanierung in HietzingKirchenschließungen schmerzen. Die Profanierung, die offizielle Entwidmung eines Kirchengebäudes, wodurch es seine sakrale Bestimmung verliert und für weltliche Zwecke genutzt werden kann, trifft vor allem die Kirchengemeinschaft hart. Hat man doch viele Feste dort gefeiert, das lieb gewonnene Kirchengebäude ist verknüpft mit Erinnerungen an Höhepunkte im Leben wie Erstkommunion und Hochzeiten oder einschneidende Erlebnisse wie die Beerdigung eines geliebten Menschen.
Eine Petition für das Pallottihaus
Oftmals werden geplante Schließungen von Kirchen daher mit einem Aufschrei aus der dortigen Gemeinschaft begleitet. So war das auch in der Kirche „Dreimal wunderbare Muttergottes“ in der Buchengasse in Wien-Favoriten oder als das „Don Bosco Haus“ im 13. Wiener Gemeindebezirk seine Pforten schloss. Als die für den 14. Dezember geplante Profanierung der Wiener Pallottikirche „Königin der Apostel“ in Wien Hietzing öffentlich wurde, hat Kirchengemeindemitglied Alexander Kaiser eine Petition zum „Erhalt der Kirche des Pallottihauses als Begegnungs-, Veranstaltungs- und Gottesdienstraum“ gestartet, die über 1.000 Unterschriften zählt. Die Petition zeigte Wirkung. In einer Presseaussendung vom 5. Dezember 2025 heißt es: „Die Verbundenheit der Menschen mit der Kirche des Pallottihauses hat uns berührt. Auch unserer Gemeinschaft der Pallottiner fällt es nicht leicht, sich von dem traditionsreichen Standort in Wien zu verabschieden.“ Die Entscheidung, die Profanierung zu verschieben, sei vor allem aus Rücksicht auf die Gottesdienstgemeinde getroffen worden, die seit Jahren im Pallottihaus ihre geistliche Heimat gefunden habe.
Profanierung des Pallottihauses auf März 2026 verschoben
„Wir möchten den Gottesdienstbesuchern mit dem Aufschieben der Profanierung daher genügend Zeit und Raum geben, um von Gottesdienstgemeinde und Kirche Abschied zu nehmen“, erklärt Vizeprovinzial Pater Björn Schacknies. Diesen Weg wird ein Mitbruder der Pallottiner aktiv begleiten. Der neue Termin für die Profanierung ist Sonntag, 1. März 2026. Der Orden hatte ursprünglich am Termin 14. Dezember 2025 für die Profanierung festgehalten. Die Profanierung ist Folge der bereits beschlossenen Auflösung der Niederlassung in Wien. Grund für den Rückzug sind strukturelle Probleme: Die Zahl der Pallottiner sinkt, die Gemeinschaft wird älter und das Provinzkapitel entschied 2024, Aktivitäten auf vier Standorte zu konzentrieren. In Wien lebt seit längerem nur noch ein Mitbruder, der die rund 100 Mitglieder der Gottesdienstgemeinde betreut und demnächst 80 Jahre alt wird. „Der Rückzug ist unumgänglich geworden“, heißt es in der Mitteilung. Eine erneute Ansiedlung einer Kommunität gilt als ausgeschlossen.
Kritik an der Kommunikation
Der Initiator der Petition zum Erhalt des Pallottihauses, Alexander Kaiser, ist froh über die Verschiebung: „Beim letzten Gottesdienst am Montag war die Stimmung in der Gemeinde sehr gut! Aber das ist nicht das Ende. Wir werden weiter für den Erhalt der Pallottikirche kämpfen.“
Seit er acht Jahre alt war, ist Kaiser in seinen Pfarren immer tätig gewesen. „Ich habe mein ganzes Leben in der Kirche gewirkt“, so der Initiator der Petition. Die Kommunikation der Pallottiner, aber auch der Erzdiözese Wien zur Profanierung der Pallottikirche kritisiert Alexander Kaiser scharf: „Nicht zu kommunizieren und Leute anrennen zu lassen, ist nicht nur nicht-christlich, sondern auch bar jeder Manier.“ Vizeprovinzial Pater Björn Schacknies antwortet auf die Frage, ob man die Kommunikation zur Profanierung bereue: „Wir haben zu jeder Zeit nach bestem Wissen und Gewissen versucht, offen und transparent zu kommunizieren.“
Die Erzdiözese Wien erklärt dazu: „Das Pallottihaus und die Kirche ‚Königin der Apostel‘ sind im Eigentum des Ordens der Pallottiner. Zuständig für die Entscheidung, die Kirche zu profanieren, ist der Orden. Die Erzdiözese Wien hat lediglich das dafür notwendige Dekret ausgestellt. Die Ordensleitung der Pallottiner hat sich im Juni 2025 an die Erzdiözese Wien gewandt mit der Bitte um das Dekret für die Profanierung der Kirche ‚Königin der Apostel‘. Dieses Dekret wurde im Oktober ausgestellt.“
Die Zukunft des Pallottihauses
Auch die Bezirksvorstehung suchte das Gespräch mit dem Orden. „Unabhängig von der Profanierung sehen wir es seitens des Bezirks als wünschenswert, das Areal als solches zu erhalten – für soziale und gemeinschaftliche Zwecke. Hierfür stehen wir als Gesprächspartner sowohl für die Gemeinde als auch den Orden gerne bereit“, so Bezirksvorsteherin Johanna Zinkl. Das 1960 geweihte Pallottihaus wird derzeit generalsaniert. Über die künftige Nutzung des Areals ist noch nicht entschieden.