Mirjam von Abellin

Die Mystikerinnen – Folge 9
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Mirjam von Abellin (um 1875): Eine Friedensstifterin, heiliggesprochen von Papst Franziskus im Jahr 2015. ©Gemeinfrei

In unserer Serie „Die Mystikerinnen“ stellen wir einmal im Monat eine Frau vor, die aufgrund ihrer besonderen Erfahrung mit Gott Spuren in der Geschichte von Kirche und Welt hinterlassen hat. In unserer neunten Folge schauen wir auf Mirjam von Abellin. Die arabische Christin verweigerte eine Zwangsheirat, überlebte einen Mordversuch, wurde Ordensfrau und gründete schließlich das Karmelkloster in Betlehem.

Die Lebensgeschichte von Mirjam Baouardy Mirjam Baouardy, geboren am 5. Januar 1846 in Ibillin, einem Dorf im heutigen Israel, ist außergewöhnlich. Ursprünglich trug sie den Namen Mariam.

Mirjams Eltern waren christliche Araber und gehörten der melkitischen griechisch-katholischen Kirche an. Ihre Eltern verstarben, als sie gerade einmal drei Jahre alt war. Das kleine Mädchen wurde fortan von einem Onkel aufgezogen. In Begleitung dieses Onkels zog Mirjam später nach Alexandria in Ägypten. Mit 13 Jahren sollte sie zwangsverheiratet werden, doch Mirjam lehnte ab und wurde dafür von ihrem Onkel misshandelt und wie eine Sklavin behandelt. In ihrer Verzweiflung floh sie zu einem Diener der Familie, der sie nach Nazaret zu ihrem Bruder begleiten sollte. Dieser Diener war Muslim und versuchte, Mirjam zur Konversion zu zwingen. Als sie standhaft ihren Glauben an Jesus Christus bekräftigte, griff der Mann aus Wut zu einem drastischen Schritt und schnitt ihr die Kehle durch.

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Eine spirituelle Reise voller Wendepunkte

Es grenzt an ein Wunder, dass Mirjam diesen Mordversuch überlebte. Die 1 cm breite und 10 cm lange Narbe, die ihr davonblieb, sollte sie ein Leben lang begleiten. Ein Arzt bestätigte, dass es eigentlich unmöglich sei, so einen Angriff zu überstehen. Später arbeitete Mirjam als Hausmädchen in Beirut und machte dann den Schritt nach Frankreich, wo sie im Jahr 1867 dem Orden der Unbeschuhten Karmelitinnen beitrat. In ihrem Orden erhielt sie den Namen "Maria von der Kreuzigung Jesu". Aufgrund ihrer Hingabe und ihres Engagements wurde sie bald nach Mangalore im heutigen Indien geschickt, wo sie ihre Gelübde ablegte.

Mirjams Leben war von zahlreichen mystischen Erfahrungen und religiösen Visionen geprägt. Am 26. August 1878 verstarb sie in Bethlehem nach einem tragischen Sturz.

„Sie hörte nie auf, Frieden zu säen“

Mirjam Baouardy wurde im Jahr 1983 von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen und im Jahr 2015 von Papst Franziskus heiliggesprochen. Sie wird oft als "Blume des Heiligen Landes" bezeichnet, da sie an den bedeutenden Stätten des christlichen Glaubens lebte: Nazaret, wo sie geboren wurde, Betlehem, wo sie ihr Opfer vollbrachte, auf dem Berg Karmel, Symbol des Lebens des einsamen Gebets.

Papst Johannes Paul II. beschrieb sie als eine inspirierende Persönlichkeit, deren Leben von außergewöhnlicher Nähe zu Gott, brüderlicher Liebe und Freude geprägt war - Qualitäten, die das Evangelium verkörpern. Ihr Leben spiegelt die Vielfalt der Kirche wider, von ihrer Taufe in der griechisch-melkitischen Kirche bis zu ihrem Leben als Karmelitin in der lateinischen Kirche.

Trotz der Misshandlungen und Herausforderungen, denen sie oft ausgesetzt war, hörte Mirjam nie auf, Frieden zu säen und die Herzen der Menschen näher zusammenzubringen. Sie betrachtete sich selbst als "jedermanns kleine Schwester". Ihre Lebensgeschichte ist ein lebendiges Beispiel für die Kraft des Glaubens und die Fähigkeit, durch Liebe und Frieden Veränderungen zu bewirken.

Im Dialog mit dem Heiligen Geist

Papst Franziskus hob bei der Heiligsprechung im Jahr 2015 hervor, dass Schwester Maria Baouardy, obwohl sie einfach und ohne formale Hochschulbildung war, bemerkenswert klare Ratschläge und theologische Erklärungen geben konnte. Dies war das Ergebnis ihres kontinuierlichen Dialogs mit dem Heiligen Geist. „Die Fügsamkeit gegenüber dem Heiligen Geist machte sie auch zu einem Werkzeug der Begegnung und der Gemeinschaft mit der muslimischen Welt“, sagte Franziskus.

Heute wird Mirjam als Patronin des Friedens im Nahen Osten verehrt. Ein Gebet, das sie oft an den Heiligen Geist und die Jungfrau Maria richtete, lautet: „O Heiliger Geist, beseele mich, o Gottes Liebe, verzehre mich, den Weg der Wahrheit führe mich, Maria, Mutter, schau auf mich, mit deinem Jesus segne mich, vor aller Täuschung und Gefahr, vor allem Übel mich bewahr.“

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Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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