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Gemeinschaft
Ausgabe Nr. 15
  • Meinung
Autor:
Markus Bugnyár ist Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem. ©privat

Markus Bugnyár ist Rektor des Österreichischen Hospizes in Jerusalem und spricht darüber, wie wichtig reale Gemeinschaft ist.

Vor Corona hätte ich Ihnen an dieser Stelle herzlich ein „Gesegnetes Osterfest“ gewunscht. Nach Corona tue ich das natürlich auch; allerdings stellen sich uns nach dieser Erfahrung einige Fragen. Die drängendste war für viele: Gibt es auch dieses Jahr einen Live-Stream vom Ostersonntag-Gottesdienst auf unserem Dach? Die Antwort ist einfach: Nein. Die einfachste Erklärung dafür: Sie können live und persönlich wieder an jedem Gottesdienst teilnehmen, der Ihnen behagt. Bei uns ebenso wie in Ihrer Pfarre. Es gibt schlicht keinen Grund mehr, warum wir einander nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen und miteinander feiern sollten. Ich bin der festen Überzeugung: Wir müssen aufhören mit diesem Live-Streaming. Was in der Pandemie eine Bereicherung war, führt jetzt zu einer Verarmung. Ja, so ehrlich müssen wir sein, Verarmung auch im materiellen Sinne, weil unseren Pfarreien der Klingelbeutel abmagert und ihre Rechnungen durch die Inflation nicht kleiner werden.

Verarmung vor allem aber in einem geistlichen Sinne. Wir scheuen uns nicht, jeden noch so kleinen Anlass im Freundes- und Familienkreis groß zu feiern, dem Urlaub noch paar Tage hinzuzufügen, denn schließlich mussten wir während Corona eh auf vieles verzichten. Aber den Gottesdienst hätten wir bitte gerne ins Patschenkino geliefert, mit Soletti und einem Gläschen Wein. Bevor Sie sich womöglich gerügt fühlen: Keine Sorge! Sie meine ich gar nicht. Ich meine mich und Sie. Was auf der einen Seite Bequemlichkeit sein mag, ist auf der anderen Seite falsche Eitelkeit.

Einfach die Messe feiern und eine Kamera draufhalten, in der Meinung, das würde reichen. Die Festlichkeit geht dabei verloren. Die Gemeinschaft der Gläubigen geht dabei verloren. Hat uns Corona nicht eben gelehrt, wie wichtig, wie lebenswichtig reale Gemeinschaft ist?

Ich meine nicht jene, die alt und gebrechlich sind, krank und bettlägerig. Für sie gab es immer schon ein reichhaltiges Angebot in TV und Radio. Doch warum dieses vermehren? Warum dem Heiligen Vater in Rom Konkurrenz machen wollen? Mit Jerusalem im Hintergrund wäre mir das ja besonders leicht. Ich kann es nicht mehr. Dazu ist die Gemeinschaft der Gläubigen im Vollzug, die Erfahrung der heilsamen Nähe Jesu Christi in der Eucharistie zu wertvoll, um sie auch nur annähernd gleichwertig live streamen zu können. Ich gehe gar noch einen Schritt weiter, wenn ich meine Mitbrüder herzlich bitte, mit diesem Unfug endlich aufzuhören. Auch wir Priester machen es uns zu einfach, wenn wir den Weg zu den Mitmenschen live und persönlich scheuen. Wir machen es uns zu einfach, wenn wir nur noch die Likes und Klicks zählen.

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung des Autors aus!

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  • Markus Bugnyár
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