Lernen vom heiligen Einsiedler
Prüller
Am ersten Adventmontag dieses Jahres hat Leo XIV. im Libanon als erster Papst das Grab eines merkwürdigen Heiligen besucht, um dort zu beten. Es handelte sich um den 1977 heiliggesprochenen Scharbel Machluf, der im 19. Jahrhundert als Mönch, Priester und, die letzten 23 Jahre seines Lebens, als Eremit lebte. Der hl. Scharbel war kein Märtyrer, hat keinen heroischen pastoralen oder sozialen Einsatz vorzuweisen und keine Schriften hinterlassen. So ziemlich das Einzige, das ihn bemerkenswert macht, ist seine völlige Gottzugewandtheit, die sich auch in harter asketischer Lebensweise niederschlug. Schon bald nach seinem Tod 1898 wurde er, dem viele Wunder zugeschrieben werden, zu einem der populärsten Gestalten der christlichen Volksfrömmigkeit im Libanon. Sein Bild hängt dort überall.
Papst Leo hat es so zusammengefasst: „Der Heilige Geist hat ihn geformt, damit er jene, die ohne Gott leben, das Beten lehrt; jene, die im Lärm leben, die Stille; jene, die um des Scheins willen leben, die Bescheidenheit; und jene, die nach Reichtum streben, die Armut. All dies sind Verhaltensweisen, die gegen den Trend gehen, aber gerade deshalb üben sie eine Anziehungskraft auf uns aus, wie frisches, reines Wasser auf jemanden, der durch die Wüste wandert.“ Und dann gibt es, so der Papst, noch einen „entscheidenden Aspekt“: Der heilige Scharbel hat nie aufgehört, für uns beim himmlischen Vater, der Quelle alles Guten und aller Gnade, Fürsprache einzulegen.“
Nicht das Spektakuläre der Wunder finde ich das Spannende an diesem Heiligen, sondern seine Nähe zu Gott, die vielen Heil gebracht hat und bringt. Er ist am Heiligen Abend gestorben. Vielleicht wären ja Beten, Stille, Bescheidenheit und Anspruchslosigkeit auch für Sie und mich eine gute Vorbereitung auf Weihnachten.