Kunstfleisch: Die Zukunft bittet zu Tisch

Apropros-Serie
Ausgabe Nr. 28
  • Leben
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Nahrung wirkt. Fasern, Proteinpulver, Nährstoffpasten: Eigentlich wollen wir keine sichtbare Technologie am Teller ­konsumieren, doch wobei wird uns in den nächsten ­Jahren das Wasser im Mund zusammenlaufen?
Nahrung wirkt. Fasern, Proteinpulver, Nährstoffpasten: Eigentlich wollen wir keine sichtbare Technologie am Teller ­konsumieren, doch wobei wird uns in den nächsten ­Jahren das Wasser im Mund zusammenlaufen?
©Pexels/Tara Winstead

Kunstfleisch oder Nährstoffpasten - Das Essen von morgen: Wie sieht unser Speiseplan künftig aus?

Von In-vitro-Fleisch bis Protein-Gewinnung aus der Luft: Landwirtinnen und Landwirte und ForscherInnen beschäftigt die Ernährung zukünftiger Generationen vor dem Hintergrund der Nachhaltigkeit und der Überbevölkerung substanziell. 

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Kunstfleisch aus dem Labor

„Der Klimawandel ist bittere Realität und die Menschheit ist nicht gewillt, den eingeschlagenen Kurs maßgeblich zu verändern. Verzicht oder Mäßigung kommen im Turbokapitalismus nicht vor“, konstatiert Fritz ­Treiber, Molekularbiologe und Koordinator für das Studium „Ernährung, Gesundheit und Konsum“ an der Uni Graz. „Dennoch müssen wir uns auch in Österreich darauf einstellen, dass Ackerflächen erodieren bzw. verloren gehen und Extremwetterer­eignisse Einbußen bei den Ernten bewirken“, so Treiber. Prognosen, die „Food Tech“ auf den Plan ruft: Beispielsweise könnte die Kultivierung von Zellen und Fermentation unsere Ernährung revolutionieren. Künstliche Fischzellen aus dem Bioreaktor, Wein aus Aromen, die nie eine Traube gesehen ­haben, und Algen als Allrounder für Burger, Knödel und Nudel – all das sind realistische Szenarien, die in den Laboren der Gegenwart bereits auf die Probe gestellt werden. 
 

Abschied vom Geschmackserlebnis?

Werden wir uns von echten Geschmacks​erlebnissen verabschieden müssen? „Was das Schmecken betrifft, haben viele ÖsterreicherInnen bereits Defizite. Wer mit Fertigprodukten aufwächst, wird unverarbeitete Lebensmittel ohnehin als eher fad wahrnehmen. Der Kick aus Salz, Zucker und Fett sowie zugesetzter Aromen konkurriert künftig noch extremer mit dem Geschmackserlebnis von natürlich gewachsenen Zutaten“, erklärt Treiber

Dr. Fritz Treiber Molekularbiologie an der Uni Graz.
Dr. Fritz Treiber Molekularbiologie an der Uni Graz.
©Uni Graz/Tzivanopoulos

„Laborfleisch“ - Leere Almen, angepasste Mägen.

Wie sinnvoll ist es, Ernährung unabhängiger von der traditionellen Landwirtschaft zu machen? Beim „kultivierten“ Fleisch, das eine High-Tech-Produktion ähnlich wie in der Pharmaindustrie benötigt, gehen unsere Bauern gänzlich leer aus. Laborfleisch-Konzernen wird es künftig egal sein, ob unsere Almen noch bewirtschaftet werden oder nicht. In diesem Fall wird definitiv die Politik als Regulativ gefragt sein.

Wie gut ist unser menschlicher Körper auf die Zufuhr von Proteinpulver und anderen Substanzen aus dem Labor vorbereitet?
Gelöstes Nährstoffpulver in Flüssigkeit kann ­Menschen nur über eine kurze Zeit ­ernähren. Wir brauchen ­feste Nahrung – an diese hat sich unser Körper in den unzähligen Jahrtausenden seiner Evolution optimal ­angepasst. Wo stehen „Food Techs“ ­aktuell tatsächlich?  Gezielte KI könnte ihnen helfen, vieles, was bereits da ist, zu optimieren. Bislang wird allerdings viel versprochen, aber nur wenig gehalten.

©Stämpfli Verlag

Buchtipp: Appetitliche Werteverschiebung?

Andrea Jäggi-Staudacher: Future (of) Food, November 2020, 144 Seiten, gebunden, 1. Auflage, Deutsch, Stämpfli Verlag, IBAN 9783727260742

Das Buch hinterfragt, warum wir essen, was wir essen, und durch was sich eine gesunde und ökologisch, moralisch sowie ethisch vertretbare Ernährung auszeichnet. Die Schweizer Autorin und ­Future-Food-Lab-Expertin zeigt wissenschaftlich fundiert auf, was künftig auf unseren Tellern landen könnte und spickt ihr Werk mit einem klaren Rundumblick. Rezepte inkludiert. 

Autor:
  • Tina Veit-Fuchs
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