Johannes XXIII. - Der gute Papst

Bedeutende Päpste - Folge 9
Ausgabe Nr. 37
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Engagiert für das Konzil: Papst Johannes XXIII. berief das Zweite Vatikanische Konzil ein, um der Kirche den Weg in die Gegenwart zu eröffnen. ©gemeinfrei

Johannes XXIII., der vermeintliche „Übergangspapst“, eröffnete mit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) der Kirche den Weg in die Gegenwart. Roncalli verstand sich nach dem Diplomaten-Papst Pius XII. vor allem als Seelsorge-Papst.

Mit einem „eindrucksvollen, andächtigen Schweigen“ (so erinnerte sich Johannes XXIII. zwei Jahre später) reagierten am 25. Jänner 1959 die 17 anwesenden Kardinäle in Rom in St. Paul vor den Mauern auf die überraschende Ankündigung von Papst Johannes XXIII., ein Konzil einberufen zu wollen. Irgendwie verständlich. Denn zum einen war das Erste Vatikanische Konzil 1871 auf unbestimmte Zeit vertagt, also nicht abgeschlossen worden, und zum anderen sahen nicht alle in der Römischen Kurie die Notwendigkeit eines Konzils.

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Juden zur Flucht verholfen

Geboren 1881 in ärmlichen Verhältnissen in Bergamo, wuchs Angelo Giuseppe Roncalli in einer bäuerlichen Großfamilie auf. Nach dem Theologiestudium und dem Wehrdienst wurde Roncalli 1904 zum Priester geweiht. Er wirkte als Sekretär des Bischofs von Bergamo, lehrte dort Kirchengeschichte und wurde 1915 zum Militär eingezogen. Er diente als Sanitätssoldat und Militärseelsorger und nach dem Ersten Weltkrieg wirkte er als Jugend- und Studentenpfarrer. 1925 wurde er Apostolischer Visitator für Bulgarien und zum Bischof geweiht. Sein Wahlspruch lautete: „Oboedientia et Pax“ („Gehorsam und Friede“). 1931 wurde er Apostolischer Delegat von Bulgarien, 1934 folgte seine Ernennung zum Apostolischen Delegaten und Vikar für die Türkei und Griechenland. Während des Zweiten Weltkriegs verhalf er Juden zur Flucht aus dem von der deutschen Wehrmacht besetzten Ungarn. 1944 wurde er als Apostolischer Nuntius nach Frankreich versetzt. 1953 wurde er zum Kardinal kreiert und zum Patriarchen von Venedig erhoben. Am 28. Oktober 1958 wurde Roncalli zum Papst gewählt. Bald war angesichts des fast 77-jährigen Papstes die Rede von einem „Übergangspapst“.

Gehaltserhöhung für die Angestellten

Aber Johannes XXIII. reorganisierte die Kurie und gründete zur Stärkung der Ökumene 1960 den Päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen mit Augustin Bea als erstem Präsidenten. Der Fußkuss und die bis dahin vorgeschriebenen drei Kniefälle bei Privataudienzen fielen weg, die Vatikan-Angestellten freuten sich über eine Gehaltserhöhung. Seine einzige Reise führte Johannes XXIII. eine Woche vor der Eröffnung des Konzils im Oktober 1962 nach Loreto und Assisi, um für das Gelingen zu beten. Er war damit der erste Papst seit Pius IX., der, von der Sommerresidenz Castel Gandolfo abgesehen, Rom für eine Reise verlassen hatte.

„An alle Menschen guten Willens“

Johannes XXIII. um die Überwindung der Kubakrise, als er zwischen dem katholischen John F. Kennedy und Nikita Chruschtschow vermittelte. Johannes XXIII. erklärte die „vatikanische Gefangenschaft“ der Päpste für beendet und besuchte deshalb demonstrativ die römischen Kirchen und Pfarren, sogar das Gefängnis „Regina Coeli“. Johannes XXIII. schrieb acht Enzykliken, unter diesen gilt die Friedensenzyklika „Pacem in terris“ (1963) als die bedeutendste. Erstmals hatte ein Papst eine Enzyklika nicht nur an seine Bischöfe und an die Katholiken, sondern „an alle Menschen guten Willens“ adressiert. Mit „Pacem in terris“ anerkannte der Papst erstmals die Erklärung der Menschenrechte (1948) als „Akt von höchster Bedeutung“. Er würdigte ausdrücklich die Vereinten Nationen, die er als gottgewolltes „Zeichen der Zeit“ sah. Wichtig ist auch die Enzyklika „Mater et magistra“ über die Soziallehre der Kirche. Wertvoll sind sein „Geistliches Tagebuch“ sowie der „Dekalog der Gelassenheit“ – eine einfache Lebensphilosophie.

Die „Verheutigung“ durch das Konzil

Das Zweite Vatikanische Konzil wurde am 11. Oktober 1962 von Johannes XXIII. feierlich eröffnet, es sollte das „Aggiornamento“ (die „Verheutigung“) der katholischen Kirche im 20. Jahrhundert einleiten und versinnbildlichen. Zu dieser bisher letzten beschlussfassenden Versammlung waren rund 2.800 katholische Bischöfe eingeladen. Am Pfingstmontag, 3. Juni 1963, erlag Johannes XXIII. einem Krebsleiden. Nach dem Tod von Papst Johannes XXIII. setzte sein Nachfolger Papst Paul VI. das Konzil fort und beendete es am 8. Dezember 1965.

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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