Johannes Paul II. - Der (H)eilige Vater

Bedeutende Päpste - Folge 11
Ausgabe Nr. 45
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Der Charismatiker: Johannes Paul II. prägte als Papst die Kirche von 1978 bis 2005. ©GALUSCHKA HORST/Action Press picturedesk.com

Papst Paul VI. ist wohl der eigentliche Konzilspapst. Denn er führte 1963 – nach dem Tod von

Johannes XXIII. – das Zweite Vatikanische Konzil fort und zu seinem Ende, und er unterzeichnete

alle Konstitutionen, Dekrete und Erklärungen des Konzils.

Am 18. Mai 1920 in Wadowice geboren, trat Karol Wojtyła 1942 in das „Untergrund“-Priesterseminar der Erzdiözese Krakau ein und studierte Theologie und Philosophie. 1946 zum Priester geweiht, promovierte er dann in Theologie und Philosophie. Er lehrte als Professor für Moraltheologie in Krakau, später unterrichtete er Philosophie und Sozialethik an der Katholischen Universität von Lublin. 1958 wurde er zum Bischof geweiht, von 1962 bis 1965 nahm er am Zweiten Vatikanischen Konzil in Rom teil, wo sein Denken über die Religionsfreiheit in die Erklärung „Dignitatis humanae“ und sein Denken über den Bezug der Kirche zur Welt in die Pastoralkonstitution „Gaudium et spes“ einflossen. 1964 wurde Wojtyła Erzbischof von Krakau. Dort beharrte er in der kommunistischen Ära auf der Errichtung der Kirche der Mutter Gottes, der Königin von Polen in der neuen Arbeiterstadt Nowa Huta.

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Kniefall und Kuss des Bodens

Am 16. Oktober 1978 wurde Karol Wojtyła zum 264. Bischof von Rom gewählt. Damit war er der erste Nicht-Italiener seit Hadrian VI. (1459–1523) sowie als Pole der erste slawische Papst der Kirchengeschichte. 1979 veröffentlichte er seine Antrittsenzyklika „Redemptor Hominis“ und er besuchte zum ersten Mal als Papst sein Heimatland Polen. Dabei wurde Johannes Paul II. zum Symbol des polnischen Widerstands. Am 13. Mai 1981 verübte der türkische Rechtsextremist Mehmet Ali Ağca ein Pistolen-Attentat auf Johannes Paul II., als dieser im offenen Papamobil die auf dem Petersplatz versammelte Menschenmenge passierte. Durch eine mehrstündige Operation in der Gemelli-Klinik konnten die Ärzte das Leben des Papstes retten. Auf seinen 104 Auslandsreisen besuchte Johannes Paul II. 127 Länder – das waren mehr Auslandsreisen als alle früheren Päpste zusammen. Wenn Johannes Paul II. ein Land zum ersten Mal betrat, kniete er nieder und küsste den Boden. 1995 feierte er in Manila (Philippinen) mit vier Millionen Menschen den seinerzeit größten Gottesdienst in der Geschichte der Kirche. Österreich besuchte der Papst in den Jahren 1983, 1988 und 1998. Am 27. Oktober 1986 kam es erstmals in Assisi zu einem von Johannes Paul II. angeregten interreligiösen Friedenstreffen mit Vertretern der großen Weltreligionen. In seinen letzten Lebensjahren war Johannes Paul II. durch eine Parkinson-Krankheit mit Lähmungserscheinungen und Schwierigkeiten beim Sprechen geschwächt. Anfang 2005 verschlechterte sich sein Gesundheitszustand. Am Ostersonntag 2005 spendete er stumm den Segen „Urbi et orbi“. Am 2. April 2005 sprach er auf Polnisch seine letzten Worte: „Lasst mich ins Haus des Vaters gehen!“ Um 21:37 Uhr starb der Jahrhundert-Papst.

Weltjugendtage und Weltkatechismus

Johannes Paul II. nahm die meisten Kardinalsernennungen der Kirchengeschichte vor, während seines fast 27-jährigen Pontifikats ernannte er 231 Kardinäle. Zu seinen zahlreichen und bis heute lesenswerten Enzykliken zählen die drei Sozialenzykliken „Laborem exercens“ (1981), „Sollicitudo rei socialis“ (1987) und „Centesimus annus“ (1991). Johannes Paul II. kritisierte darin nicht nur Kommunismus und Sozialismus, sondern auch den neoliberalen Kapitalismus. Am 13. April 1986 besuchte Johannes Paul II. die große Synagoge von Rom und betrat damit als erster Papst überhaupt eine Synagoge, am 6. Mai 2001 mit der Umayyaden-Moschee in Damaskus als erster Papst eine Moschee. Und er war der erste Papst, der eine lutherische Kirche besuchte – in Rom am 11. Dezember 1983. 1985 verkündete Johannes Paul II. die Einführung des Weltjugendtags, der bis heute ein regelmäßig wiederkehrendes spirituelles Ereignis ist. Johannes Paul II. ließ am 17. Mai 1993 den ersten Weltkatechismus („Katechismus der Katholischen Kirche“, kurz: KKK) seit 1566 herausgeben. In seiner Amtszeit hat er 1338 Seligsprechungen und 482 Heiligsprechungen vorgenommen.

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Autor:
  • Stefan Kronthaler
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