„Ich dachte zuerst, hier gibt es gar keine Christen“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 7
  • Spiritualität
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Von Uganda mittlerweile voll in Wien angekommen. Schwester Doreen wird jetzt Krankenpflegerin.
Von Uganda mittlerweile voll in Wien angekommen. Schwester Doreen wird jetzt Krankenpflegerin. ©Elisabeth Mayr-Wimmer

Ohne je einer Schwester der Gemeinschaft begegnet zu sein, reiste Doreen Busingye, 31, vor neun Jahren nach Wien ins Kloster – und blieb. Warum?

Dass Schwester Doreen Busingye den Weg zu den Barmherzigen Schwestern in Wien-Gumpendorf gefunden hat, verdankt sie einem Priester aus ihrer Heimat Uganda. Sie selbst kommt aus der Diözese Kabale in Westuganda.  

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Schwester Doreen, in Uganda gibt es keine Niederlassung der Barmherzigen Schwestern. Sie selbst haben Ihr Heimatland als junge Frau nie verlassen. Wie haben Sie den Orden denn kennengelernt? 

Ein Priester, den ich seit meiner Kindheit kenne, reiste regelmäßig nach Österreich, um im Sommer bei Gottesdiensten auszuhelfen. Im Zuge dessen besuchte er auch die Barmherzigen Schwestern. Ich wusste das, er hat davon erzählt, jedes Mal, wenn er wieder einmal aus Österreich zurückkam. Als ich ihm gegenüber erwähnte, dass ich eine Ordensberufung in mir spüre, meinte er: Ich kenne da einen Orden in Wien, mit dem werde ich dich in Verbindung bringen.

"Barmherzigkeit" ist Schwester Doreen wichtig

Sie hatten vorher nie daran gedacht, Uganda zu verlassen – und waren dann doch recht schnell davon überzeugt, sich die Ordensgemeinschaft in Wien anzuschauen. Was gab den Ausschlag dafür?

Der Priester hat mir vom Charisma der Gemeinschaft erzählt: Die Barmherzigen Schwestern sind eng mit Jesus verbunden und kümmern sich um Arme und Kranke – das hat mich sofort angesprochen. Von Kindheit an war für mich ‚Barmherzigkeit‘ sehr wichtig. Der Orden hat mich also allein aufgrund der Erzählungen des Priesters sehr interessiert, und ich habe mich entschieden, ihn kennenzulernen. 

Was hat Ihre Familie dazu gesagt? 

Meine Eltern waren nicht dagegen. Im Gegenteil, sie haben sich gefreut. Mein Vater hat überall erzählt, dass ich in einen Orden eintreten werde. Er ist Katechet, das bedeutet, er vertritt vor Ort in den Gemeinden den Priester. In Uganda, dort, wo meine Familie lebt, ist die Bevölkerungsdichte sehr hoch. Es gibt zwar viele kleine Kirchen, die meisten haben aber keinen eigenen Priester. Also feiern Katecheten Gottesdienste mit der Gemeinde, spenden die Kommunion, besuchen die Gläubigen. 

"Dachte hier gibt es keine Christen"

Was war Ihr erster Eindruck, als sie nach Österreich gekommen sind, um die Schwestern kennenzulernen?

Das war 2016. Ich konnte kaum Deutsch, was eine echte Herausforderung war, weil ich mich weder mit den Schwestern noch mit anderen Menschen unterhalten konnte. Langsam habe ich Deutsch gelernt. 

„Der Orden hat mich aufgrund der Erzählungen sehr interessiert, und ich habe mich entschieden, ihn kennenzulernen.“ 

Doreen Busingye

 

Was hat Sie am Leben in Österreich am meisten überrascht?

(Lacht.) Ich dachte mir zuerst, es gibt überhaupt keine Christen hier, weil so wenige Leute in die Kirche gehen. Wir Schwestern haben regelmäßig Ausflüge gemacht, auch zu besonderen Kirchen. Dort waren zwar viele andere Menschen, um die Kirche zu besichtigen. Sie machten aber nur Fotos und sind dann wieder gegangen. Für mich war das sehr ungewohnt. In Uganda ist das ganz anders. Dort ist es sehr wichtig, dass man sich in einer Kirche angemessen verhält, das heißt, man betet und macht auch keine Fotos. Schön sind für mich all die Begegnungen hier im Kloster, aber auch bei meinem Praktikum im Altenheim. Ich werde bald eine Ausbildung zur Krankenpflegerin machen, worauf ich mich schon sehr freue. 

Sie sind mittlerweile nicht mehr die einzige Ordensfrau aus Uganda bei den Barmherzigen Schwestern. 

Wir sind jetzt zu sechst! Drei von uns haben durch denselben Priester aus Uganda vom Orden erfahren und sind über ihn nach Wien gekommen. Es freut mich, dass nun auch noch andere Schwestern aus meiner Heimat hier sind. Einen Nachteil hat das aber: Wenn wir zusammen sind, sprechen wir nicht deutsch, sondern in unserer Muttersprache miteinander. 

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Autor:
  • Sandra Lobnig
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