Gott wirkt überall – nicht nur am Sonntag

Woran ich glaube
Ausgabe Nr. 4
  • Spiritualität
Autor:
Márton Gál
Für Márton Gál ist die Freude essenziell für seinen ganz persönlichen Glauben. ©Manu Nitsch

Der Salvatorianerpater Márton Gál ist Österreichs jüngster Provinzial und Pfarrmoderator der Michaelerkirche in Wien. Mit Himmel & Erde spricht er darüber, wo Gott im Alltag wirkt, warum Leistungsdruck und Glaube nicht zusammenpassen und warum er sich mehr Menschen wünscht, die offen über ihren Glauben sprechen.

Sein Glaube prägt seinen Alltag und ist voller Freude und Bewegung – egal ob in der Kirche, in der Natur oder am Fußballplatz. Geboren 1988 in Temeswar, Rumänien, trat Márton Gál 2009 bei den Salvatorianern in Köln ins Noviziat ein und legte 2014 das ewige Ordensversprechen ab. 2015 wurde er in Wien zum Diakon geweiht, ein Jahr später zum Priester.

In den folgenden Jahren übernahm er  Aufgaben als Kaplan, Finanzprokurator des Kollegs der Salvatorianer und in der Berufungspastoral, bevor er 2024 Pfarrmoderator und Provinzial in Österreich und Rumänien wurde.

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Márton Gál, Sie tragen viel Verantwortung – wie achten Sie darauf, nicht auszubrennen?

Um meine Kraft zu behalten und um präsent bleiben zu können, braucht es natürlich regelmäßige „Tankstellen“. Das ist mir sehr bewusst und deshalb nehme ich mir auch ganz klar Zeit, um Dinge zu tun, mit denen ich meine Batterien wieder aufladen kann. Das Stundengebet etwa, generell das Beten. Ich ziehe mich oft abends in die Michaelerkirche zurück und bete. Das hilft mir, mich zu fokussieren, ruhig zu werden und immer wieder in Einklang mit Gott, mit mir und meinen Mitmenschen zu kommen.

Und neben dem Gebet? Was stärkt Sie?

Wir alle sind geistliche Menschen, müssen uns um unsere Seelen kümmern. Aber den Körper darf man nicht vernachlässigen. Ich mache Sport, viel Bewegung – ich gehe fast täglich trainieren. Früher habe ich Kickboxen und Karate gemacht. Und ich spiele wirklich sehr gerne Fußball.

Was macht Ihren ganz persönlichen Glauben aus? 

Das ist leicht zu beantworten: Die Freude. Ich habe einen sehr tiefen Glauben, der mir jeden Tag eine unheimliche Freude bringt – an allem. Ganz egal, was das gerade ist. Ich denke, dass das besonders für mich als Ordensmann auch geradezu ein Auftrag Gottes ist, dass ich die Freude, die ich habe, die Freude am Evangelium auch ausstrahle und andere damit anstecke.

Sie sprechen viel von Freude. Jammern hat da keinen Platz?

Ich muss ehrlich sagen, es gibt bestimmt eine Menge Dinge, über die man jammern kann. Und das darf man natürlich bis zu einem gewissen Grad auch. Aber ich glaube auch fest daran, dass wir uns mehr auf die positiven Erfahrungen und Ereignisse konzentrieren sollten, als auf die negativen. Spirituell formuliert sage ich: Die zentrale Freude ist, dass Christus auferstanden ist – das bedeutet, dass
wir jeden Tag mit großer Hoffnung erleben dürfen. Wenn es gelingt, das zu erkennen, ist das unheimlich befreiend und bereichernd.

Fehlt es heute an Menschen, die öffentlich über ihren Glauben sprechen?

Ich denke, dass wir heute tatsächlich zu wenige Zeugen des Glaubens haben. Menschen, die auch öffentlich sagen, was sie trägt, die über ihren Glauben sprechen, über ihre Gotteserfahrungen. Aber genau das täte uns allen gut.

Was bedeutet Glaube für unser Miteinander?

Ich meine, dass der Glaube eine Antwort auf viele Nöte unserer Zeit hat. Denken Sie nur mal an den unfassbaren Leistungsdruck, der bei uns herrscht. Der Glaube kann da ein wohltuender Gegenpol sein: Gott geht es nicht um unsere Leistungen. Wir müssen nichts leisten, um in Gottes Augen Gefallen zu finden. Im Glauben geht es um Freiheit, Freude und um Frieden. Das hat für mich etwas unheimlich Tröstliches.

Wenn Sie sich für die Kirche etwas wünschen könnten – was wäre das?

Ich wünsche mir von Herzen, dass mehr Menschen erkennen, wie Gott in ihrem Alltag wirkt, beziehungsweise dass sie Gott in ihrem Alltag erkennen. Dass sie Dinge, die passieren, Dinge, die ihnen guttun, ihnen Freude und Hoffnung bringen, Gottes Wirken zuschreiben. Aber Gott ist überall – nicht nur im Gottesdienst am Sonntag in der Kirche. Er ist am Arbeitsplatz, in der Schule, in der Natur.

Autor:
  • Portraitfoto von Andrea Harringer
    Andrea Harringer
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