Gott hat ein weiches Herz!

10. Sonntag im Jahreskreis – Lesejahr A, 11. Juni 2023
Ausgabe Nr. 23
  • Sonntag
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Geöffnete Tabernakeltür.
Geöffnete Tabernakeltür. ©kathbild.at / Franz Josef Rupprecht

Wort zum Evangelium von Dr. Richard Geier, Kanonikus, Pfarrer von St. Margarethen im Burgenland und Leiter der dortigen Passionsspiele.

Wer ein „enges Herz“ hat, lebt in großer Gefahr. Es droht der Herzinfarkt. Meistens braucht es dann eine Weitung der Herzkranzgefäße. Hier kann mittlerweile die moderne Medizin erfolgreich helfen.

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Anders ist es, wenn das „enge Herz“ eine charakterliche Eigenschaft beschreibt. Solche Menschen kann man nur schwer heilen. Oft ist ihre Herzensenge der Ausdruck ihrer Angst vor Veränderung. Jesus hatte ein gutes Gespür dafür, wie man Menschen aus ihrer Enge befreien kann. Die Berufung des Zöllners Matthäus ist wie eine „Operation am offenen Herzen“.

Nur ein hartherziger Zöllner war erfolgreich, denn er machte nur Gewinn, wenn er von den Menschen mehr Geld herauspresste als die Römer eigentlich verlangten. Zunächst baut Jesus eine Beziehung auf, indem er Matthäus einfach anspricht.

Jesus riskiert viel dabei: Der Kontakt zu einem öffentlichen Sünder war verboten. Doch es geht ums Ganze! Sein Ruf „Folge mir nach“ ist mehr als eine Einladung. Er trifft Matthäus mitten ins Herz. Seine tiefste Sehnsucht nach einem anderen Leben wird wach.

Es dauert nicht lange, bis er alles liegen und stehen lässt und mit Jesus geht. Jesus lässt sich seinerseits von Matthäus zum Essen einladen. Er schenkt Vertrauen. Auch das weitet das Herz des Matthäus. Er verliert seine Angst und öffnet sein Haus für andere Sünder. Aus dem Nehmer wird ein Geber. Die Pharisäer stehen daneben und können es nicht begreifen.

Letztendlich war es die Barmherzigkeit Jesu, die das Herz des Matthäus verwandelte. Gott hat ein weiches Herz und er braucht Menschen, die ihr Herz für ihn öffnen und von ihm formen lassen.

1. Lesung Hosea 6,3–6

Gott beschwert sich über die Wankelmütigkeit des Volkes Israels. Was nützen die schönsten Bußfeiern, wenn das Herz nicht dabei ist?

Lasst uns den Herrn erkennen, ja lasst uns nach der Erkenntnis des Herrn jagen! Er kommt so sicher wie das Morgenrot; er kommt zu uns wie der Regen, wie der Frühjahrsregen, der die Erde tränkt. Was soll ich mit dir tun, Éfraim? Was soll ich mit dir tun, Juda? Eure Liebe ist wie eine Wolke am Morgen und wie der Tau, der bald vergeht. Darum habe ich durch die Propheten zugeschlagen, habe sie durch die Worte meines Mundes umgebracht. Dann wird mein Recht hervorbrechen wie das Licht. Denn an Liebe habe ich Gefallen, nicht an Schlachtopfern, an Gotteserkenntnis mehr als an Brandopfern.

2. Lesung Brief an die Römer 4,18–25

Abraham glaubte mit Herz und Verstand. Sein Vorbild soll auch die Christen erfassen.

Schwestern und Brüder! Gegen alle Hoffnung hat Abraham voll Hoffnung geglaubt, dass er der Vater vieler Völker werde, nach dem Wort: So zahlreich werden deine Nachkommen sein. Ohne im Glauben schwach zu werden, bedachte er, der fast Hundertjährige, dass sein Leib und auch Saras Mutterschoß schon erstorben waren. Er zweifelte aber nicht im Unglauben an der Verheißung Gottes, sondern wurde stark im Glauben, indem er Gott die Ehre erwies, fest davon überzeugt, dass Gott die Macht besitzt, auch zu tun, was er verheißen hat. Darum wurde es ihm auch als Gerechtigkeit angerechnet. Doch nicht allein um seinetwillen steht geschrieben: Es wurde ihm angerechnet, sondern auch um unseretwillen, denen es angerechnet werden soll, uns, die wir an den glauben, der Jesus, unseren Herrn, von den Toten auferweckt hat. Wegen unserer Verfehlungen wurde er hingegeben, wegen unserer Gerechtmachung wurde er auferweckt.

Evangelium Matthäus 9,9–13

Mit der Berufung des Zöllners Matthäus sprengt Jesus die engen Grenzen der pharisäischen Regeln. Barmherzigkeit ist der entscheidende Maßstab im Reich Gottes.

In jener Zeit sah Jesus einen Mann namens Matthäus am Zoll sitzen und sagte zu ihm: Folge mir nach! Und Matthäus stand auf und folgte ihm nach. Und als Jesus in seinem Haus bei Tisch war, siehe, viele Zöllner und Sünder kamen und aßen zusammen mit ihm und seinen Jüngern. Als die Pharisäer das sahen, sagten sie zu seinen Jüngern: Wie kann euer Meister zusammen mit Zöllnern und Sündern essen? Er hörte es und sagte: Nicht die Gesunden bedürfen des Arztes, sondern die Kranken. Geht und lernt, was es heißt: Barmherzigkeit will ich, nicht Opfer! Denn ich bin nicht gekommen, um Gerechte zu rufen, sondern Sünder.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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  • Portrait von Richard Geier
    Dr. Richard Geier
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