Sturm und Hauch

Pfingstsonntag – Lesejahr A, 28. Mai 2023
Ausgabe Nr. 21
  • Sonntag
Autor:
Kräftiges Abendgewitter mit Blitzeinschlag
Gottes Geist begegnet uns im Hauch genauso wie im Sturm und in allen Windstärken dazwischen. ©Max Larochelle/unsplash.com

Wort zum Evangelium von Dr. theol. Nora Bösch, Gemeindeleiterin in der Pfarre St. Martin und Pastoralleiterin im Seelsorgeraum Dornbirn.

Eine eindrückliche Erzählung ist der Bericht des Pfingstereignisses in der Apostelgeschichte. Die Jünger, die sich ängstlich hinter verschlossenen Türen versteckt hatten, wurden erfüllt vom Heiligen Geist und gingen voll Mut und Freude hinaus, um die Botschaft Jesu weiterzutragen.

 

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Der Sturm – Zeichen des Hl. Geistes

Auch die Kirche wirkt manchmal ängstlich und verschlossen. Sie verliert zunehmend an Bedeutung in unserer sich ständig verändernden Welt. Es rüttelt an ihr. Mächtige Stürme fegen über sie hinweg. Kirchenaustritte, scheinbarer Glaubensschwund, Missbrauch, Rückgang des ehrenamtlichen Engagements, Priestermangel, Strukturveränderungen, ... Ein gewaltiges Brausen erfüllt das Haus der Kirche. Vielleicht ist der Sturm in der Kirche ein gewaltiges Zeichen des Heiligen Geistes? Des Geistes, der uns Christen wachrütteln will, der sagen will: Habt Mut. Lasst euch verändern! Sucht und lebt neue Formen, die für das Heute passen!

Der Hauch – Zeichen des Hl. Geistes

Und da ist noch ein anderes Bild des Heiligen Geistes: Im Evangelium haben wir gehört, wie Jesus die Jünger anhaucht und sagt: „Empfangt den Heiligen Geist!“ Der Hauch ist gerade das Gegenteil des Sturms. Er ist die schwächste, leiseste Bewegung der Luft. Aber was ist stärker als der Atem, der das Leben überhaupt erst möglich macht? Was ist stärker als das Sanfte, das unsere Seele berührt, unsere Gefühle weckt, unser Herz öffnet. In diesem Leisen, Zarten, zeigt sich der Heilige Geist. In der Achtsamkeit für das, was uns im Herzen bewegt.
Sturm und Hauch – zwei Weisen, wie uns der Heilige Geist heute begegnet. Gottes Geist im Hauch und im Sturm und in allen Windstärken dazwischen.

1. Lesung Apostelgeschichte 2,1–11

Die Apostelgeschichte enthält als einzige einen umfassenden Bericht des Pfingstereignisses. Der Heilige Geist erfüllt die Menschen und bewegt sie, das Evangelium allen Völkern zu verkünden.

Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. In Jerusalem aber wohnten Juden, fromme Männer aus allen Völkern unter dem Himmel. Als sich das Getöse erhob, strömte die Menge zusammen und war ganz bestürzt; denn jeder hörte sie in seiner Sprache reden. Sie waren fassungslos vor Staunen und sagten: Seht! Sind das nicht alles Galiläer, die hier reden? Wieso kann sie jeder von uns in seiner Muttersprache hören: Parther, Meder und Elamíter, Bewohner von Mesopotámien, Judäa und Kappadókien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrýgien und Pamphýlien, von Ägypten und dem Gebiet Líbyens nach Kyréne hin, auch die Römer, die sich hier aufhalten, Juden und Proselýten, Kreter und Áraber – wir hören sie in unseren Sprachen Gottes große Taten verkünden.

2. Lesung 1 Korinther 12,3b–7.12–13

In der Gemeinde von Korinth gibt es große Spannungen, weil manche Begabungen hervorgehoben werden. Paulus betont eindringlich das Miteinander und die verbindende Kraft des Heiligen Geistes, der unterschiedliche Begabungen schenkt, von denen jede für sich wichtig ist.

Schwestern und Brüder! Keiner kann sagen: Jesus ist der Herr!, wenn er nicht aus dem Heiligen Geist redet. Es gibt verschiedene Gnadengaben, aber nur den einen Geist. Es gibt verschiedene Dienste, aber nur den einen Herrn. Es gibt verschiedene Kräfte, die wirken, aber nur den einen Gott: Er bewirkt alles in allen. Jedem aber wird die Offenbarung des Geistes geschenkt, damit sie anderen nützt. Denn wie der Leib einer ist, doch viele Glieder hat, alle Glieder des Leibes aber, obgleich es viele sind, einen einzigen Leib bilden: So ist es auch mit Christus. Durch den einen Geist wurden wir in der Taufe alle in einen einzigen Leib aufgenommen, Juden und Griechen, Sklaven und Freie; und alle wurden wir mit dem einen Geist getränkt.

Evangelium Johannes 20,19–23

Im Johannesevangelium geschieht die Sendung des Geistes gleich am Tag nach der Auferstehung. Jesus haucht die Jünger an – mit seinem Atem schenkt er neue Lebenskraft, die Friede und Freude bringen soll.

Am Abend des ersten Tages der Woche, als die Jünger aus Furcht vor den Juden bei verschlossenen Türen beisammen waren, kam Jesus, trat in ihre Mitte und sagte zu ihnen: Friede sei mit euch! Nach diesen Worten zeigte er ihnen seine Hände und seine Seite. Da freuten sich die Jünger, als sie den Herrn sahen. Jesus sagte noch einmal zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. Nachdem er das gesagt hatte, hauchte er sie an und sagte zu ihnen: Empfangt den Heiligen Geist! Denen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; denen ihr sie behaltet, sind sie behalten.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

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Autor:
  • Portraitfoto von Dr. theol. Nora Bösch
    Nora Bösch
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