„Bewahre sie in deinem Namen“

7. Sonntag der Osterzeit – Lesejahr A, 21. Mai 2023
Ausgabe Nr. 20
  • Sonntag
Autor:
Das hohepriesterliche Gebet von Eugène Burnand aus dem Jahr 1900.
Das hohepriesterliche Gebet von Eugène Burnand
aus dem Jahr 1900.
©Public Domain

Wort zum Evangelium von Dr. theol. Nora Bösch, Gemeindeleiterin in der Pfarre St. Martin und Pastoralleiterin im Seelsorgeraum Dornbirn.

In der Lesung aus der Apostelgeschichte heißt es: „Sie waren einmütig im Gebet versammelt.“ Die Apostel und die Frauen waren vereint in ihrer Ratlosigkeit und Ohnmacht. Sie waren wohl auch sprachlos. Was ihnen blieb, war das Gebet, das Gespräch mit Gott. Wenn Gebet in Gemeinschaft geschieht, kann es ganz tief miteinander verbinden und neue Perspektiven eröffnen.

Es sind nicht nur die Apostel, denen wir heute beim Beten begegnen, sondern auch Jesus selbst. Er betet im Kreis seiner Jüngerinnen und Jünger: „Heiliger Vater, bewahre sie in deinem Namen, den du mir gegeben hast, damit sie eins seien wie wir!“ Was für ein inniges Gebet! Der himmlische Vater soll die Jüngerinnen und Jünger Jesu, also auch uns, in seinem Namen bewahren. Der Name „Jesus“ bedeutet: „Gott rettet“. Wir sind bewahrt im Namen Jesu, wenn wir in unserem Leben erfahren und anderen die Erfahrung vermitteln, dass Gott rettet und befreit. Wenn wir uns gemeinsam mit Menschen, die in Not sind, ausstrecken nach der Erfahrung des rettenden und befreienden Gottes, dann sind wir eins.

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Für-Bittende sein

Der Kerzenstand in der Kirche, das Fürbittbuch, die Gebetszettel – in vielen Kirchen und Kapellen zeugen sie von dem großen Bedürfnis, für sich und andere Gutes zu erbitten. Menschen beten um Gesundheit, Frieden, erfüllende Arbeit, gelungene Prüfungen, gelingende Beziehungen. Es entlastet auch uns selbst, wenn wir dies im Vertrauen darauf tun, dass Gott heilend, tröstend, stärkend und segnend an unserer Seite ist. In dieser Bitte um gelingendes Leben wird Einheit untereinander und mit Gott erfahrbar.

1. Lesung Apostelgeschichte 1,12–14

Die erste Zeit nach dem Abschied von Jesus lässt die Jünger und andere Frauen und Männer näher zusammenrücken. Das Miteinander und das Gebet prägen diese Zeit.

Als Jesus in den Himmel aufgenommen worden war, kehrten die Apostel von dem Berg, der Ölberg genannt wird und nur einen Sabbatweg von Jerusalem entfernt ist, nach Jerusalem zurück. Als sie in die Stadt kamen, gingen sie in das Obergemach hinauf, wo sie nun ständig blieben: Petrus und Johannes, Jakóbus und Andreas, Philíppus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakóbus der Sohn des Alphäus, und Simon, der Zelót, sowie Judas, der Sohn des Jakóbus.
Sie alle verharrten dort einmütig im Gebet, zusammen mit den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern.

2. Lesung 1 Petrus 4,13–16

Die Adressaten dieses Briefes waren der Christenverfolgung ausgesetzt. Petrus ermutigt sie, trotz Ungerechtigkeit und Leid zu ihrem Glauben zu stehen.

Schwestern und Brüder! Freut euch, dass ihr Anteil an den Leiden Christi habt; denn so könnt ihr auch bei der Offenbarung seiner Herrlichkeit voll Freude jubeln. Wenn ihr wegen des Namens Christi beschimpft werdet, seid ihr seligzupreisen; denn der Geist der Herrlichkeit, der Geist Gottes, ruht auf euch.
Wenn einer von euch leiden muss, soll es nicht deswegen sein, weil er ein Mörder oder ein Dieb ist, weil er Böses tut oder sich in fremde Angelegenheiten einmischt. Wenn er aber leidet, weil er Christ ist, dann soll er sich nicht schämen, sondern Gott darin verherrlichen.

Evangelium Johannes 17,1–11a

Dieser Abschnitt aus den Abschiedsreden Jesu wird das „hohepriesterliche Gebet“ genannt. Jesus hat sein Leben vollendet, Gott den Menschen nahegebracht. Nun bittet er Gott, sie vor allem Bösen in der Welt zu bewahren.

In jener Zeit erhob Jesus seine Augen zum Himmel und sagte: Vater, die Stunde ist gekommen. Verherrliche deinen Sohn, damit der Sohn dich verherrlicht! Denn du hast ihm Macht über alle Menschen gegeben, damit er allen, die du ihm gegeben hast, ewiges Leben schenkt. Das aber ist das ewige Leben: dass sie dich, den einzigen wahren Gott, erkennen und den du gesandt hast, Jesus Christus. Ich habe dich auf der Erde verherrlicht und das Werk zu Ende geführt, das du mir aufgetragen hast. Jetzt verherrliche du mich, Vater, bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, bevor die Welt war! Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie gehörten dir und du hast sie mir gegeben und sie haben dein Wort bewahrt. Sie haben jetzt erkannt, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir ist. Denn die Worte, die du mir gabst, habe ich ihnen gegeben und sie haben sie angenommen. Sie haben wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie sind zu dem Glauben gekommen, dass du mich gesandt hast. Für sie bitte ich; nicht für die Welt bitte ich, sondern für alle, die du mir gegeben hast; denn sie gehören dir. Alles, was mein ist, ist dein, und was dein ist, ist mein; in ihnen bin ich verherrlicht. Ich bin nicht mehr in der Welt, aber sie sind in der Welt und ich komme zu dir.

Quelle: Lektionar für die Bistümer des deutschen Sprachgebiets. Authentische Ausgabe für den liturgischen Gebrauch. Band I: Die Sonntage und Festtage im Lesejahr A, Freiburg u. a. 2019. © staeko.net

Schlagwörter
Autor:
  • Portraitfoto von Dr. theol. Nora Bösch
    Nora Bösch
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