„Geschichte und Religion beflügeln einander“

Glaubenszeugnis
Ausgabe Nr. 37
  • Spiritualität
Autor:
Religion und Geschichte: Vor allem gotische und barocke Kirchen haben es Daniela Sommer-Neustifter angetan.
Vor allem gotische und barocke Kirchen haben es Daniela Sommer-Neustifter angetan. ©privat

Daniela Sommer-Neustifter, 52, taucht bei ihrer Arbeit als Historikerin tief ins salvatorianische Archiv in Sankt Michael und damit in die Geschichte und den Geist der Salvatorianer ein.

Seit Mai dieses Jahres arbeitet die Historikerin Daniela Sommer-Neustifter am neu geschaffenen Institut zur Erforschung salvatorianischer Geschichte und Spiritualität in St. Michael im ersten Bezirk.

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Sie sind seit wenigen Monaten wissenschaftliche Mitarbeiterin am salvatorianischen Institut. Was hat Sie – nach 25 Jahren als Kulturvermittlerin im Wien Museum – am meisten überrascht?

Mir hat von Beginn an die Offenheit aller imponiert, denen ich hier begegne. Alle Patres und die Menschen, die hier arbeiten, sind unglaublich herzlich und offen – auch was Glauben und Spiritualität angeht. Den Salvatorianern geht es darum, in zeitgemäßer Form christliche Werte zu vermitteln, so hat es ihr Ordensgründer Pater Franziskus Jordan festgelegt. Dieses Nach-außen-Gehen, zu den Menschen hin spricht mich sehr an. Sei es zum Beispiel in der Krankenhausseelsorge oder in Schulen.

Was sind Ihre Aufgaben am Institut zur Erforschung salvatorianischer Geschichte und Spiritualität?

Die Idee hinter dem Institut ist, die Ursprungsquellen des Ordens zu erforschen. Der Ordensgründer Pater Franziskus Jordan war Deutscher, viel vom Originalgedankengut ist daher auf Deutsch geschrieben – das soll zugänglich gemacht werden. Vor allem auch den Mitbrüdern aus Afrika und Asien, wo die Berufungen im Gegensatz zu Europa nicht zurückgehen. Sie sollen hierher nach St. Michael kommen und ausgebildet werden. Dabei geht es auch darum, dass sie europäische Werte und Kultur kennenlernen. Meine Aufgaben sind vor allem, Studierende bei ihren Masterarbeiten zu unterstützen, Veranstaltungen zu salvatorianischen Themen zu organisieren und auch selbst zu forschen und zu publizieren.

Geschichte und Religion

Das heißt, einer Ihrer Hauptarbeitsorte wird das Archiv sein.

Genau. Die Salvatorianer haben immer schon viel aufbewahrt. Es gibt deshalb viele Quellen und auch viel Archivmaterial, das noch nicht aufgearbeitet wurde. Hier in St. Michael befindet sich das große Provinzarchiv, das vom ehemaligen Pfarrer Peter van Meijl mitaufgebaut wurde, der als Ordenshistoriker ein unglaubliches Wissen und Interesse an der salvatorianischen Geschichte hat.  

Welche Themen werden erforscht?

Zum Beispiel die Auswirkungen des Zweiten Vatikanischen Konzils auf den Orden oder die Salvatorianer in der NS-Zeit. Dazu gab es im vergangenen Mai auch eine Tagung in Zusammenarbeit mit dem Franz-und-Franziska-Jägerstätter-Institut in Linz.

Sie sind neben Ihrer wissenschaftlichen Tätigkeit auch Kirchenführerin.

Ich bin ein großer Fan von Kirchen und gehe – zum Beispiel auch hier in St. Michael in der Früh vor der Arbeit – immer gern hinein. Das Besondere an den Führungen ist, dass es nicht nur um Wissensvermittlung geht, sondern auch ganz viel um Emotionen und Sinneserfahrungen. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr Geschichte und Religion einander beflügeln können.

Haben Sie eine Lieblingskirche?

Es ist die Vielfalt, die mich anspricht. Ich gehe gern in gotische und barocke Kirchen, aber auch in moderne Kirchen. Am liebsten aber ist mir meine Heimatkirche Namen Jesu in Wien-Meidling, in der ich aufgewachsen bin und aktiv am Pfarrleben teilnehme. 

„Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie sehr Geschichte und Religion einander beflügeln können..“

Daniela Sommer-Neustifter

Welchen Tipp aus der Perspektive einer Kirchenführerin können Sie Menschen geben, die etwa im Urlaub eine Kirche betreten? Gibt es etwas, das man sich zuerst anschauen sollte?

Auch wenn man als Tourist in eine Kirche kommt, kann man kurz innehalten und sich bewusst machen, dass es sich um einen besonderen Raum handelt und die Atmosphäre wahrnehmen. Als gläubiger Mensch kann man ein Kreuzzeichen und eine Kniebeuge machen oder sich mit Weihwasser bekreuzigen. Schön ist es, am Anfang einen Gesamteindruck zu bekommen, indem man von hinten nach vorne schaut, zum Altar, wo es meistens ein Bild, ein Kreuz oder ein Fenster gibt. Und dann sucht man sich am besten etwas, das einem besonders gut gefällt, ein schönes Glasfenster oder eine Statue, und schaut es sich genauer an.  

Schlagwörter
Autor:
  • Sandra Lobnig
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