Fünf Jahre im Einsatz für die Allerkleinsten
Die Neonatologie in Österreichs größter Geburtsklinik
Die Freude ist auch heute noch groß: „Seit der Eröffnung einer komplett neuen Kinderabteilung mit Neonatologie im Juli 2018 können wir auch frühgeborene oder kranke Babys direkt bei uns im Haus betreuen“, erzählt der Leiter der Abteilung, Roland Berger. Davor wurden im St. Josef Krankenhaus Wien Geburten erst ab der 36. Schwangerschaftswoche betreut; hatten Babys nach der Geburt Probleme, mussten sie in andere Spitäler transferiert werden. „Dank der Neonatologie können nun Frauen ab der 28. Schwangerschaftswoche bei uns entbinden, und wir bieten ihnen und ihren Babys ein noch höheres Sicherheitsnetz. Das ist natürlich auch für unsere Mitarbeitenden eine große Erleichterung“, so Roland Berger.
Bedürfnisse der Frühchen im Fokus
Bei der Planung und Errichtung der Neonatologie wurde ein Ansatz gewählt, der dem aktuellen Stand der Forschung entspricht: „Im Mittelpunkt steht die familienzentrierte, entwicklungsfördernde Betreuung der Babys. Die Mütter sollen die Babys wenn möglich stillen, die Eltern generell möglichst viel Zeit mit den Frühgeborenen verbringen, mit ihnen kuscheln. Und sie werden frühzeitig – unter Anleitung unserer Pflegekräfte – in die Betreuung der Babys einbezogen. Dieser enge Kontakt fördert die Entwicklung der Kinder enorm“, erklärt Brigitte Falli, Bereichsleiterin der Pflege. Voraussetzung dafür ist ein geeignetes Raumkonzept. So verfügt die Station über mehrere Eltern-Kind-Zimmer, die ein ungestörtes Zusammensein ermöglichen. „Die Eltern sind meist mehrere Wochen mit ihrem Baby im Krankenhaus. Daher ist es uns auch wichtig, dass sie sich bei uns wohl fühlen“, betont Brigitte Falli.
Erweiterung um neonatologische Intensivbetten
Seit Anfang des Jahres verfügt die Neonatologie im St. Josef Krankenhaus Wien nun auch über sechs neonatologische Intensivbetten (NICU-Betten). „Durch dieses ,Upgrade‘ können wir nun auch noch kränkere Neugeborene betreuen, wie zum Beispiel Frühgeborene, die eine invasive Atemunterstützung mittels einer Beatmungsmaschine benötigen“, erklärt Neonatologe Roland Berger. Extreme Frühgeburten oder Babys mit schweren gesundheitlichen Problemen, wie z. B. einem angeborenen Herzfehler, werden jedoch weiterhin an andere, spezialisierte Kliniken weitergeleitet. Wenn voraussehbar möglichst schon vor der Geburt.
Und worauf ist der Primarius fünf Jahre nach Eröffnung der Neonatologie nun besonders stolz? „Der Aufbau einer komplett neuen medizinischen Abteilung ist schon eine große Herausforderung. Aber wir haben das als Team gut gemeistert und uns in den letzten Jahren enorm weiterentwickelt“, sagt Roland Berger. Apropos Team: Die enge Zusammenarbeit zwischen allen Berufsgruppen – von den Medizinern und Medizinerinnen über die Pflegekräfte bis hin zur Sozialarbeiterin – ist in der Abteilung kein Schlagwort, sondern gelebte Praxis. So gibt es regelmäßige gemeinsame Simulationstrainings, in denen medizinische Notfälle geübt werden, spezifische Fortbildungen oder auch Treffen zum fachlichen Austausch zwischen den Berufsgruppen. „Einmal in der Woche haben wir das sogenannte ,Freitagskipferl‘, wo unsere Ärzte und Ärztinnen und Pflegekräfte in einem entspannten Ambiente aktuelle Fälle besprechen. Ziel ist es, unsere kleinsten Patientinnen und Patienten bestmöglich zu betreuen“, so Roland Berger.
Thema: Frühgeburt
Die Neonatologie ist ein eigenständiges Teilgebiet der Kinderheilkunde und beschäftigt sich mit dem Neugeborenen und all seinen Problemen. Jedes 13. Baby ist ein Frühgeborenes, die meisten davon (85 %) kommen nach der 32. Schwangerschaftswoche zur Welt. Aufgrund der noch nicht abgeschlossenen Entwicklung und Reifung aller Organsysteme können bei frühgeborenen Babys verschiedene gesundheitliche Probleme auftreten, wie zum Beispiel Atem- und Fütterungsstörungen, niedrige Blutzuckerwerte, Gelbsucht oder auch Störungen der Temperaturregelung.