Kritik Budget: Frauenarbeit anerkennen

Meinung: Elisabeth Klatzer
Ausgabe Nr. 42
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"Budget diffamiert Frauen, die jeden Tag aufs Neue den Spagat zwischen Kindern, pflegebedürftigen Angehörigen und Erwerbsarbeit bravourös meistern." ©Andrea Piacquadio
Ökonomin Elisabeth Klatzer ist Forschende und Beraterin für geschlechtergerechte Budget- und Wirtschaftspolitik. ©Manuel Zauner

Elisabeth Klatzer, Expertin für geschlechtergerechte Wirtschaftspolitik, kritisiert das Budget 2024 der Regierung. Sie fordert eine Investitionsoffensive.

Als Ökonomin macht es mich sprachlos, dass es die Regierung im Budget 2024  verabsäumt, dem Wirtschaftsabschwung wirkungsvoll entgegenzuwirken. Eine Investitionsoffensive in den Ausbau der Care-Leistungen ist die effektivste und nachhaltigste Wirtschaftspolitik, um Beschäftigung, Wirtschaftswachstum und Wertschöpfung anzukurbeln: je 2 Mrd. Euro zusätzlich im Budget 2024 für Elementarbildung, Pflege und Pflegeausbildung.

Als Frau macht es mich wütend, dass wider besseres Wissen Frauen, die Teilzeit arbeiten, so abgekanzelt werden, anstatt nötige Maßnahmen zu treffen. Der Kanzler äußert sein Missfallen über Frauen, die nicht genug Erwerbsarbeit machen würden. Er diffamiert damit Frauen, die jeden Tag aufs Neue den Spagat zwischen Kindern, pflegebedürftigen Angehörigen und Erwerbsarbeit bravourös meistern. Und das trotz eines Systems, das sie vielfach im Stich lässt. Es fehlen Kinderbetreuungsplätze, 40 % der Frauen können wegen mangelnder Kinderbetreuung nur Teilzeit arbeiten. 80 % der Pflege wird von Angehörigen, mehrheitlich Frauen, geleistet, ohne auch nur annähernd ausreichende Unterstützung. Teil des FAIRsorgen-Investitionsplanes ist die ausreichende Versorgung mit öffentlichen Pflegeplätzen, mobiler Unterstützung und Tagespflegestätten in jeder Gemeinde.

Als Mensch bin ich zutiefst betroffen über die hohe Kinderarmut und die Altersarmut von Frauen. Die unglaubliche Zahl von 353.000 Kindern in Österreich ist armuts- oder ausgrenzungsgefährdet. Dabei liegt es in der Hand der Regierung, Kinderarmut abzuschaffen – oder eben nicht. Sofort umsetzbare Maßnahmen sind eine Mindestsicherung über der Armutsgefährdungsschwelle, eine staatliche Unterhaltsgarantie und die Umwandlung des extrem ungerechten Familienbonus, von dem vor allem besserverdienende Männer profitieren, in eine Erhöhung der Familienbeihilfe für alle Kinder.

Österreich ist ein reiches Land, es ist genug Geld da. Die Frage ist nur, ob alle ausreichend beitragen. Budgetprioritäten sind politische Prioritäten. Wir können sie ändern, indem wir uns einmischen und uns für eine gerechte und fairsorgende Zukunft einsetzen.

Der Kommentar drückt die persönliche Meinung der Autorin aus!

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  • Elisabeth Klatzer
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