Die Schweizergarde: Im Dienst des Papstes
Seit mehr als 500 Jahren treu ergeben
Stehkragen und Handschuhe sind blütenweiß, die Gürtelschnalle mit den verschlungenen Buchstaben der Schweizergarde glänzt, kein Stäubchen verunziert die Gala-Uniform der ältesten Armee der Welt. Stolz steht Jan, 21, aus Engelberg im Schweizer Kanton Obwalden im Hof der Vatikan-Kaserne. Das Outfit im Renaissance-Stil in Rot, Gelb und Blau trägt er voller Würde und Selbstverständlichkeit. Er ist einer von den 27 „Neuen“, die Papst Leo XIV. Anfang Oktober feierlich die Treue geschworen haben – notfalls bis in den Tod. „Dem Papst zu dienen, ist eine sehr große Ehre und Verantwortung“, sagt Jan, dessen Nachnamen die Garde nicht veröffentlichen möchte. „Wir sind sehr stolz darauf, dass wir als Schweizer seit 500 Jahren den Papst beschützen dürfen, wir und niemand sonst.“
Papst Leo schätzt die Schweizergarde
Auf die Schweizergarde kam Jan durch einen Freund. Italienisch konnte er schon, katholisch ist er ohnehin, daher trug er mit 20 alle notwendigen Bewerbungsdokumente zusammen: ein Empfehlungsschreiben von seinem Gemeindepfarrer, ein Führungszeugnis vom Staat und die Ergebnisse eines Gesundheits- und Fitnesstests. Nach dem Erstgespräch samt psychologischen Tests stand ein Treffen mit Kommandant Christoph Graf und Garde-Kaplan Pater Kolumban Reichlin bevor. „Dann wurde entschieden, ob man zur Garde passt oder nicht.“ Bei Jan passte alles. Pünktlich zum Heiligen Jahr kam er nach Rom und erlebte auch noch die letzten Wochen von Papst Franziskus. „Er hat den Gardisten immer die Hand gegeben, das war sehr schön.“
Schweizergarde: Gardist über Leo XIV.
Leo XIV. sei da viel zurückhaltender. „Man hält mit ihm keinen Smalltalk, aber er bedankt sich immer und schätzt unsere Arbeit sehr, das merken wir.“ Das sei das Wertvollste, denn weder wegen der 1.500 Euro Monatsgehalt bei freier Kost und Logis in der Kaserne noch für die 30 Urlaubstage werde irgendjemand Gardist, sagt Jan. „Unser Privatleben stellen wir zurück für unseren Dienst.“ Täglich macht er sechs bis zwölf Stunden Dienst, je nach Terminplan des Papstes. „Im Heiligen Jahr ist es wesentlich mehr, schon wegen der Sonderaudienzen am Samstag.“ Hinzu kämen die Empfänge für Staatsgäste, die alle Leo XIV. kennenlernen wollen.
Die älteste und kleinste Armee der Welt
Insgesamt 135 Männer dienen in der Schweizergarde. Die Hauptaufgabe der Gardisten ist, über die Sicherheit der Person und der Residenz des katholischen Kirchenoberhaupts zu wachen. Zudem begleiten sie den Papst auf Reisen, kontrollieren die Eingänge zum Vatikanstaat und nehmen Ordnungs- und Ehrendienste wahr. Während ihrer mindestens 26-monatigen Dienstzeit sind die Gardisten Bürger des Vatikanstaates. Mitglied der Garde dürfen katholische Männer werden, die in ihrer Schweizer Heimat Militärdienst geleistet haben und einen untadeligen Ruf besitzen. Wer Hellebardier wird, muss jünger als 30 Jahre und unverheiratet sein. Länger gediente Gardisten dürfen heiraten.
Weihnachten mit der Schweizergarde
Übrigens: Wer daran interessiert ist, wie die Schweizergarde Weihnachten im Vatikan erlebt, dem sei das Buch „Weihnachten im Vatikan“ wärmstens ans Herz gelegt. Autor ist der Schweizergardist und Koch David Geisser. „Weihnachten im Vatikan“ ist aber weit mehr als nur ein Kochbuch: Es erzählt Geschichten über päpstliche Feiertage, historische Bräuche und prominente Persönlichkeiten und verwebt in all das festliche Rezepte aus aller Welt – ideal also für alle, die sich für festliche Küche und das besondere Flair päpstlicher Feiertage begeistern können.
Buchtipp
David Geisser/Thomas Kelly, Weihnachten im Vatikan. Rezepte, Geschichten und prominente Porträts, Weber Verlag, ISBN 978-3-03818-414-0, EUR 50,00,-