Die Rollator-Revolte

Hirtenhund
Ausgabe Nr. 37
  • Hirtenhund
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©Der SONNTAG

Der Hirtenhund bellt über die drei betagten Ordensfrauen aus Salzburg, die vor kurzem in den Medien waren.

Was zeichnet eine gute Story aus? Eine G’schicht, die Sie gern lesen, bei der Sie das wohlige Gefühl haben, auf der richtigen Seite zu stehen? Es braucht natürlich einen Helden oder eine Heldin. Sympathisch, gern mit Ecken, Kanten oder Falten. Dann braucht es eine vertrackte Situation, einen schier unüberwindbaren Berg. Ein Mentor tritt hinzu und hilft, dass der Held/die Heldin diese Aufgabe meistert. Et voilà, genau aus diesem Stoff besteht die Heldensaga dreier betagter Ordensfrauen, die derzeit die österreichischen Medien beschäftigt. Die drei Damen – alle – samt weit über 80 – hatten vor einiger Zeit ihr Kloster Goldenstein nahe Salzburg verlassen und waren in ein Seniorenheim übersiedelt. Freiwillig und nach klärenden Gesprächen, beteuert der zuständige Propst von Stift Reichersberg. 

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Ordensfrauen mit Sympathie

Unfreiwillig „verfrachtet“, sagten die Damen der „Krone“ – kräftig orchestriert durch die „Heldinnen-Mentorin“ Edith Meinhart, eine Journalistin, die die Story regelrecht kampagnisierte. Dazu noch eine Prise Verschwörungsklimbim mit gesperrten Konten und vor wenigen Tagen dann der vorläufige Höhepunkt: die Revolte bzw. die „Besetzung“ des alten Klosters samt herzenswärmenden Tränen des Glücks. Man könnte darüber wohlwollend lächeln, könnte den drei Rollator-Revoluzzerinnen mit Sympathie begegnen – was in den Sozialen Medien auch reichlich geschieht –, wenn es nicht so tragisch wäre: Tragisch, insofern man sich nicht des Eindrucks erwehren kann, dass hier drei Ordensfrauen Spielball eines Mediengeschachers sind. Tragisch auch insofern, weil die Sache angesichts ihres Gesundheitszustandes nicht gut ausgehen kann. Tragisch, weil man kirchlicherseits – egal, wie man reagiert – gegen die Welle an Sympathie mit den drei Golden Girls schon verloren hat. Und schließlich tragisch, weil auf den Schaumkrönchen der Erregung die nächste Austrittswelle angerollt kommt. Der Vorsitzende der „Jungen Generation“ der SPÖ Tirol auf „X“: „Die Erzdiözese Salzburg hat fertig. Falls ihr noch keinen Grund zum Kirchenaustritt habt, hört euch das an.“

Dem Salzburger Erzbischof und dem Propst von Reichersberg ist in dem Stück scheints nicht mal die Rolle als tragischer Held zugedacht. So sehr sie rechtlich im Recht sind, so groß ist der moralische Schaden, den die Causa anrichtet. Letztlich bleibt ihnen wohl nur ein Ausweg: Den Damen für die wenige Zeit, die noch bleibt, eine 24-Stunden-Pflege im Kloster zu ermöglichen. Nur so ließe sich noch größerer Schaden abwenden – und es käme sie allemal billiger, als der zu erwartende finanzielle Verlust durch weitere Protest-Austritte. 

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