Der älteste Leser und der Kardinal
Anekdoten1949 lebte er bereits in Wien und war Ministrant in der Hernalser Marienkirche, die den Redemptoristen gehört. Dort wurde er Zeuge folgender Episode mit Kardinal Theodor Innitzer, der am 9. Oktober vor 70 Jahren starb. Am Palmsonntag 1949 war um 7:00 Uhr Früh in der Marienkirche eine Priesterweihe eines Redemptoristen mit Innitzer angesetzt. Um 9:00 Uhr musste dieser allerdings schon wieder im Stephansdom zur Feier des Palmsonntags sein. Die Vorbereitungen begannen daher bereits um 6:00 Uhr.
Unter den Mitfeiernden waren auch Traditionsvereine mit schweren Fahnen. Innitzer wurde kurz vor 7:00 Uhr erwartet, aber bereits 15 Minuten früher ertönte ein Schrei: „Der Herr Kardinal steht vor dem Kirchentor und kann nicht herein!“ Es war nämlich noch versperrt.
Fahnenträger und Ministranten
Blitzartig setzte sich das Empfangskomitee mit wehenden Fahnen von der Sakristei durch das Seitenschiff der Kirche im Laufschritt in Richtung Haupttor in Bewegung. Zu allem Überfluss wurde in der Hektik der Schlüssel des Haupttores nicht gefunden. Zu spät. Kardinal Innitzer war bereits durch den Seiteneingang in die Kirche eingetreten und schritt freundlich lächelnd, den zahlreichen Gläubigen den bischöflichen Segen spendend, im Mittelgang zum Hochaltar. Fahnenträger, Ministranten und die gesamte Assistenz mussten ihm unfeierlich hinterherstürmen. Innitzer huschte ein verschmitztes Lächeln übers Gesicht.
Kurz nach 8:00 Uhr war der Jungpriester geweiht und der Kardinal war pünktlich zur Feier der Palmsonntagsliturgie um 9:00 Uhr im Stephansdom.

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