Debora: Die Prophetin
Sommerliche Bibelporträts
Im Buch der Richter werden mehrere sogenannte „Richter“ erwähnt. Sogenannt, weil das Richteramt nicht unbedingt mit juristischen Agenden zu tun hat. Richter sind vielmehr Menschen, die „es für ihr Volk richten müssen“ – dann nämlich, wenn sich das Volk wieder allzu viel hat zuschulden kommen lassen und infolgedessen kriegerisch bedroht wird. Es gibt aber nicht nur männliche Richter, sondern auch eine Richterin. Ihr Name ist Debora. Dass sie eine besondere Frau ist, merkt man schon daran, dass sie ausdrücklich als Richterin bezeichnet wird - normalerweise geht die Bibel mit Funktionsbezeichnungen bei Frauen eher sparsam um. Sie jedoch hat sogar zwei davon.
„Damals war Debora, eine Prophetin, die Frau des Lappidot, Richterin in Israel. Sie hatte ihren Sitz unter der Debora-Palme zwischen Rama und Bet-El im Gebirge Efraim und die Israeliten kamen zu ihr hinauf, um sich Recht sprechen zu lassen.“
(Buch der Richter 4,4-5)
Debora als Richterin und Prophetin
Sie ist nicht nur Richterin, sondern auch Prophetin – eine der wenigen, die so bezeichnet werden. Schon das ist erstaunlich. Sie residiert im Gebirge Efraim unter einer Palme, die ihren Namen trägt: Debora-Palme. Wer etwas von ihr will, muss ins Gebirge kommen. Und viele Israeliten wollen etwas von ihr. Sie pilgern zu ihr und lassen sich von ihr Recht sprechen oder beraten. Wie im Richterbuch üblich, gerät das Volk Israel aus eigener Schuld in Bedrängnis und wird von militärisch überlegten Feinden jahrelang unterdrückt. Diesmal sind es Kanaaniter unter dem Feldherrn Sisera. Nun greift Debora ein. Sie beordert einen Mann namens Barak zu sich und richtet ihm Gottes Befehl aus, nämlich gegen Sisera in den Kampf zu ziehen, da Gott ihn in seine Hand geben wird.
Debora zieht in den Kampf
Und wieder geschieht etwas Erstaunliches: Barak will nur dann in den Kampf ziehen, wenn Debora mitgeht (!). Und Debora geht mit, sagt ihm aber von vornherein, dass der Ruhm für den Sieg dann nicht ihm zufallen wird. Am Bach Kischon kommt es zum Kampf. Den richtigen Moment dafür bezeichnet Debora. Sie weiß, wann Gott den Feind in Baraks Hand geben wird.
Debora ist dreifach erstaunlich in der biblischen Welt
Dreifach erstaunlich in der biblischen Welt also: eine Frau die in den Krieg zieht, eine Frau, die prophetisch agiert, und ein Mann, der in Kriegszeiten auf eine Frau hört. Der Feind ist besiegt, nur Sisera, der Feldherr, entkommt. Doch nicht weit. Denn eine andere Frau, Jaël, setzt dem Leben Siseras ein jähes Ende.

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