Was wird in der Bibel gegessen?
Speiseplan in der BibelDer Mensch der Antike isst an sich nicht allein. Denn Essen und Trinken schaffen als Grundbedürfnisse des Menschen auch Gemeinschaft. Der Mensch des Vorderen Orients hatte damals und hat heute Zeit für das Essen. Beim Mahl werden Gebete gesprochen. Juden und später auch Christen danken Gott, dem Geber aller guten Gaben, für die Frucht der Erde und der menschlichen Arbeit – das Brot – und für die Frucht des Weinstocks und der menschlichen Arbeit – den Wein. Fast Food, das schnelle Essen, war in der Antike in der Regel undenkbar. Es gibt aber eine fundamentale Ausnahme: das erste Pessachmahl in Ägypten, als das Volk Israel in der Nacht aus dem Sklavenhaus auszog. Im Buch Exodus (12,11) heißt es: „So aber sollt ihr es essen: eure Hüften gegürtet, Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand. Esst es hastig! Es ist ein Pessach für den HERRN.“ Ebenso schnell zubereitet wird das Festmahl, das Abrahams Frau Sara mit Hilfe seines Knechtes zubereitet, als Gott in Gestalt der drei Männer bei Abraham „einkehrt“: „Da lief Abraham eiligst ins Zelt zu Sara und rief: Schnell drei Sea feines Mehl! Knete es und backe Brotfladen! Er lief weiter zum Vieh, nahm ein zartes, prächtiges Kalb und übergab es dem Knecht, der es schnell zubereitete. Dann nahm Abraham Butter, Milch und das Kalb, das er hatte zubereiten lassen, und setzte es ihnen vor.“ (Genesis 18). Ein landestypisches Mahl wird im Buch Rut (2,14) beschrieben: „Zur Essenszeit sagte Boas zu ihr: Komm hierher und iss von dem Brot, tauch deinen Bissen in die Würztunke! Sie setzte sich neben die Schnitter. Er reichte ihr geröstete Körner und sie aß sich satt und behielt noch übrig.“
Die sieben Früchte des gelobten Landes
Das Buch Deuteronomium (8,7–11) kennt sieben Früchte, die Israel im Gelobten Land Kanaan vorfinden wird. Ausschlaggebend für die ertragreiche Landwirtschaft ist der Wasserreichtum: „Wenn der HERR, dein Gott, dich in ein prächtiges Land führt, ein Land mit Bächen, Quellen und Grundwasser, das im Tal und am Berg hervorquillt, ein Land mit Weizen und Gerste, mit Weinstock, Feigenbaum und Granatbaum, ein Land mit Ölbaum und Honig ... (dann) vergiss den HERRN, deinen Gott, nicht.“
Das Fleisch – für König und Oberschicht
Welche Nahrungsmittel wurden verwendet bzw. gegessen? Getreide, meist Weizen und Gerste (roh, geröstet oder zu Mehl weiterverarbeitet), dazu Hülsenfrüchte wie Bohnen, Kichererbsen und Linsen. Ein Linseneintopf machte Geschichte (Genesis 25,29–34): „Einst kochte Jakob ein Gericht. Da kam Esau vom Feld; er war erschöpft. Esau sagte zu Jakob: Lass mich doch schnell essen von dem Roten, von dem Roten da, denn ich bin erschöpft. ... Jakob aber sagte: Verkauf mir zuvor dein Erstgeburtsrecht! Esau sagte: Siehe, ich sterbe vor Hunger. Was soll mir da das Erstgeburtsrecht? Jakob aber sagte: Schwöre mir zuvor! Da schwor er ihm und verkaufte sein Erstgeburtsrecht an Jakob. Darauf gab Jakob dem Esau Brot und das Linsengericht; er aß und trank, stand auf und ging seines Weges.“ Fleisch wurde im Alltag von der Oberschicht und am Königshof (1 Könige 5,2–3) gegessen: „Der tägliche Unterhalt Salomos belief sich auf dreißig Kor Feinmehl, sechzig Kor gewöhnliches Mehl, zehn Mastrinder, zwanzig Weiderinder, hundert Schafe, nicht gerechnet die Hirsche, Gazellen, Rehe und das gemästete Geflügel.“ Die meisten Bewohner des Landes aßen nur an Festtagen Fleisch. Welches Fleisch welcher Tieren gegessen werden durfte, regelten die Speisevorschriften.
Die Bibel kennt auch den berühmtesten „Linseneintopf“ der Welt.
Vgl. Genesis 25
Grundnahrungsmittel: Brot und Fisch
Das Alte Testament unterscheidet zwischen „reinen“ Fischen mit Flossen und Schuppen, die gegessen werden durften, und „unreinen“ Fischen. Gerne und viel gefischt wurde und wird noch heute im See Gennesaret, hier tummel(te)n sich viele Fischarten. Jesus war häufig an diesem See, seine ersten Jünger waren Fischer. Lukas (5,4–11) weiß: „Als er (Jesus) seine Rede beendet hatte, sagte er zu Simon: Fahr hinaus, wo es tief ist, und werft eure Netze zum Fang aus! Simon antwortete ihm: Meister, wir haben die ganze Nacht gearbeitet und nichts gefangen. Doch auf dein Wort hin werde ich die Netze auswerfen. Das taten sie und sie fingen eine große Menge Fische; ihre Netze aber drohten zu reißen. Und sie gaben ihren Gefährten im anderen Boot ein Zeichen, sie sollten kommen und ihnen helfen. Sie kamen und füllten beide Boote, sodass sie fast versanken. ... Da sagte Jesus zu Simon: Fürchte dich nicht! Von jetzt an wirst du Menschen fangen.“ Gesalzener und gepökelter Fisch ist bei den jesuanischen Massenspeisungen gemeinsam mit dem Brot die Nahrung der armen Menschen (Matthäus 15,34–37): „Jesus sagte zu ihnen: Wie viele Brote habt ihr? Sie antworteten: Sieben – und ein paar Fische. ... Und er nahm die sieben Brote und die Fische, sprach das Dankgebet, brach sie und gab sie den Jüngern und die Jünger gaben sie den Menschen. Und alle aßen und wurden satt.“ Mit dem Vaterunser erinnerte Jesus dann seine Jünger an die Bitte um das tägliche Brot, etwa bei Lukas (11,3): „Gib uns täglich das Brot, das wir brauchen.“
Gemüse, Gewürze und der Honig
Als das Huhn zum Haustier geworden war, wurden vermehrt Eier im Haushalt eingesetzt. Hinsichtlich des Gemüses kennt die Bibel (Numeri 11,5) den Lauch, den Knoblauch, die Zwiebel, die Melone und die Gurke. Auch Obst war beliebt. Die Bibel nennt die Trauben – für den Wein. Getrocknet wurden die Rosinen zu Rosinen- und Traubenkuchen weiterverarbeitet. Ein wichtiger Öllieferant war die Olive des Ölbaums, die Datteln der Dattelpalme wiederum dienten oft als Trockenfrüchte für unterwegs. Feigen wurden frisch oder getrocknet gegessen. Ein Feigenbaum zur Zeit Jesu ist sogar Gegenstand eines Jesus-Fluches (Markus 11,12–14): „Als sie am nächsten Tag Betanien verließen, hatte er Hunger. Da sah er von Weitem einen Feigenbaum mit Blättern und ging hin, um nach Früchten zu suchen. Aber er fand nichts als Blätter; denn es war nicht die Zeit der Feigenernte. Da sagte er zu ihm: In Ewigkeit soll niemand mehr eine Frucht von dir essen.“ Auch Nüsse, Mandeln und Pistazien waren schon damals bekannt und auch Kräuter wie Kümmel, Dill und Minze. Der Geschmacksverstärker war und ist bis heute das Salz. Jesus verwendet es für einen Vergleich (Matthäus 5,13) in der Bergpredigt: „Ihr seid das Salz der Erde. Wenn das Salz seinen Geschmack verliert, womit kann man es wieder salzig machen? Es taugt zu nichts mehr, außer weggeworfen und von den Leuten zertreten zu werden.“ Geschätzt wurde auch der Honig, seine Süße wurde gerühmt (Ezechiel 3,3).
„Siehe, ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder.“
Matthäus 11,19
Die Speisetabus – und das Schwein
Im Alten Testament finden sich in den Büchern Levitikus (Kapitel 11) und Deuteronomium (Kapitel 14) ausdrückliche Verbote und Gebote, was die Nahrungsmittel, darunter auch den Verzehr von Schweinefleisch, anlangt. Das Nicht-Essen von Schweinefleisch wird dann in späteren Jahrhunderten – und bis heute – zu einem der markanten Kennzeichen des Judentums. Umgekehrt wurde dann in neutestamentlicher Zeit die Ablehnung der Speisegebote ein Kennzeichen des frühen Christentums.
Jesus und die Mahlzeiten
Jesus hatte mit Zöllnern und Sündern Tischgemeinschaft (Markus 2,15): „Und als Jesus in dessen Haus zu Tisch war, da waren viele Zöllner und Sünder zusammen mit ihm und seinen Jüngern zu Tisch.“ Jesus weiß um die Kritik an seinem Umgang mit diesen „Außenseitern“ (Matthäus 11,19): „Der Menschensohn ist gekommen, er isst und trinkt und sie sagen: Siehe, ein Fresser und Säufer, ein Freund der Zöllner und Sünder.“ Das letzte Mahl Jesu mit seinen Jüngern wird von den Evangelisten Markus, Matthäus und Lukas als eine Mahl-Handlung Jesu mit dem Brot und dann als eine mit dem Wein geschildert – das „Vorbild“ für die später und bis heute so genannte Eucharistiefeier. Wie wird es dann im Himmel sein? Auch hier gehen die Mahlzeiten mit Jesus – auf eine neue, andere Weise – weiter: „Ihr sollt in meinem Reich an meinem Tisch essen und trinken und ihr sollt auf Thronen sitzen und die zwölf Stämme Israels richten“, sagt Jesus zu seinen Aposteln (Lukas 22,30).
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