„Alles wirkliche Leben ist Begegnung …“

Der Kardinal und die Menschen
Ausgabe Nr. 1
  • Chronik
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Wir danken Kardinal Christoph Schönborn für seinen 30-jährigen Dienst als Erzbischof von Wien.
Wir danken Kardinal Christoph Schönborn für seinen 30-jährigen Dienst als Erzbischof von Wien. ©Stephan Schönlaub

… sagte der große jüdische Religionsphilosoph Martin Buber. Kardinal Christoph ­Schönborn hat in seinem bischöflichen Dienst den Menschen die Begegnung mit Gott ermöglicht und zugleich immer auch die Begegnung mit den Menschen gesucht.

Einige Blitzlichter auf das Wirken unseres ­Erzbischofs, der seit Herbst 1995 die Erzdiözese Wien leitet.

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Mit der Kirche von Wien unterwegs in der Welt

©Franz Josef Rupprecht

Drei große Diözesanwallfahrten hat Kardinal Schönborn als Wiener Erzbischof geführt und begleitet. Im Oktober 1999 pilgerte er mit 500 Frauen, Männern und Jugendlichen ins Heilige Land, um auf den Spuren Jesu mit dem Evangelium noch vertrauter zu werden. 2009, anlässlich des Paulus-Jahres, führte eine Wallfahrt an die 700 Frauen, Männer, Jugendliche und Kinder nach Rom. Im Bild ein Teil der Gruppe, marschierend auf der Via Appia in Rom. Im April 2014 waren 444 Pilgerinnen und Pilger mit dem Schiff von Venedig aus auf den Spuren des Völkerapostels Paulus in der Ägäis unterwegs. Ziele waren unter anderem Thessaloniki, Athen, Izmir (Ephesos), Patmos sowie auch Split. 

Unterwegs in der Erzdiözese

©Franz Josef Rupprecht

Um als Kirche in der Stadt Wien und im Osten Niederösterreichs fit für die Zukunft zu sein, fanden insgesamt fünf Diözesanversammlungen im Stephansdom mit jeweils über tausend Delegierten statt, bei denen die Apostelgeschichte im wahrsten Sinn des Wortes „weitergeschrieben“ wurde. Die erste Diözesanversammlung wurde 2009 abgehalten, die fünfte und bislang letzte im Jahr 2018. Diese Tage standen letztlich unter dem Motto „Jünger werden“ – in jeglicher Hinsicht. 

Talks über „Gott und die Welt“

©Franz Josef Rupprecht

Im Rahmen der Stadtmission 2003 entwickelte die Internationale Gemeinschaft Emmanuel, in Wien im „Figlhaus“ beheimatet, den „Talk“, beginnend in den prominenten Kaffeehäusern der Stadt. Menschen aus Kunst und Kultur, Wissenschaft und Politik sowie Medienschaffende kamen mit Vertreterinnen und Vertretern der Kirche zum „Talk über Gott und die Welt“ zusammen. Seit 2003 nimmt auch Kardinal Schönborn immer wieder an diesen ungewöhnlichen „Talks“ teil. Im Bild mit Schauspiellegende Klaus Maria Brandauer.

Zu den Menschen heute

©Franz Josef Rupprecht

Vom 23. Mai bis 1. Juni 2003 fand die Wiener Stadtmission verbunden mit dem Internationalen Kongress für eine Neue Evangelisation statt. Die vier Kardinäle Christoph Schönborn, Jean-Marie Lustiger (Paris), José da Cruz Policarpo (Lissabon) und Godfried Danneels (Brüssel) hatten den Kongress ins Leben gerufen. Das Ziel der Stadtmission: Wie kann man das Evangelium heute den Menschen bringen? Überall in Wien machte die Kirche ihre Türen weit auf, im übertragenen und im wörtlichen Sinn; etwa mit der „roten Tür“, die beim Countdown für die Stadtmission im Einsatz war. Kirche kam zu den Menschen: in die Cafés, die Kaufhäuser, die U-Bahn-Stationen, die Parks. „Die Kirche muss wieder missionarisch werden“, betonte der Erzbischof. Der Begriff „Mission“ ist nicht mehr belastetet, sondern wurde und wird als offene Einladung an die Menschen betrachtet. 

„Zuhause“ auch in Rom

©privat

Kardinal Schönborn erlebt in seiner Amtszeit als Erzbischof von Wien drei Päpste: den charismatischen Johannes Paul II., den Theologen-Papst Benedikt XVI. und den Seelsorge-Papst Franziskus. Unser Kardinal ist gerne in Rom, nicht nur weil er das „Cum Petro et sub Petro“ („Mit dem Papst und unter dem Papst“) verinnerlicht hat, sondern weil er auch in der Römischen Kurie mit Aufgaben betraut ist. Schönborn ist Mitglied im „Dikasterium für die Glaubenslehre“, im „Dikasterium für die orientalischen Kirchen“ und in der Kardinalskommission zur Aufsicht über die Vatikanbank IOR. Von 2011 bis 2023 war er auch im „Dikasterium für die Evangelisierung“ aktiv. Bei vielen Terminen in Rom ist unser Erzbischof ein gesuchter Gesprächspartner auch für die Medien.

Sakramente und Weihen

©Stephan Schönlaub

Zum Dienst eines Erzbischofs zählt auch die Feier der Sakramente, mit der Eucharistiefeier als „Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens“, wie das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) sagt. Ein Erzbischof tauft nicht so häufig, „auffälliger“ ist schon eine Priesterweihe. In den Jahrzehnten seines Wirkens als Erzbischof konnte Kardinal Christoph Schönborn viele Männer aus dem Wiener Priesterseminar, aus dem Diözesanen Missionskolleg „Redemptoris mater“ und aus vielen Orden zu Priestern weihen. Zu den erfreulichen und kirche- wie gemeindeaufbauenden Weihen zählen für einen Bischof auch die Kirch- oder Altarweihe. 

Die Buntheit der „Anderssprachigen“

©Franz Josef Rupprecht

Die Spendung der Firmung ist eine der großen Aufgaben eines Bischofs. Im Bild firmte unser Erzbischof in der philippinischen Gemeinde in Wien. Allein die Anzahl der in Österreich lebenden Philippiner wird auf circa 35.000 bis 40.000 geschätzt. Eine halbe Million Katholikinnen und Katholiken in Österreich haben Migrationshintergrund, wobei zwei Drittel davon in Wien und Umgebung leben. Die meisten der praktizierenden Gläubigen sind in den deutschsprachigen Ortspfarren integriert, viele Migranten besonders aus den ersten Generationen jedoch auch in den anderssprachigen Gemeinden. Kardinal Schönborn erinnert immer wieder daran, dass die vielen anderssprachigen Gläubigen Geschwister und nicht Gäste in der Kirche sind.

Austausch mit dem Judentum

©Lisa-Maria Trauer

Als Erzbischof von Wien lebt Kardinal Schönborn immer die gute Beziehung und Nähe zum Judentum vor. Es war eine historische Stunde, als der damalige Oberrabbiner Arie Folger, Gemeinderabbiner Schlomo Hofmeister und Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, am 26. Oktober 2017 in Wien die deutsche Übersetzung des Dokuments „Zwischen Jerusalem und Rom“ an Kardinal Christoph Schönborn überreichten. Dieses Dokument, verfasst von der Europäischen Rabbinerkonferenz und dem Rabbinischen Rat von Amerika, war die Antwort des Judentums auf die katholische Konzilserklärung mit dem Titel „Nostra aetate“ aus dem Jahr 1965, die als eine Art Fahrplan für die Verbesserung der Beziehungen zum Judentum gedacht war.

In den Betrieben

©Franz Josef Rupprecht

Kardinal Schönborn hat seit 1995 nicht alle Pfarren visitiert, aber nahezu alle Pfarren der Erzdiözese einmal besucht. Zu den regelmäßigen „bischöflichen Besuchen“ („Visitationen“ genannt) gehören in der Erzdiözese Wien seit Kardinal Franz König auch die Betriebsbesuche, um auf diese Weise mit allen Menschen ins Gespräch zu kommen. Dabei hat unser Kardinal – meist vom jeweiligen Betriebsrat geführt – die Menschen an ihrem Arbeitsplatz besucht. Der „gute Hirte“ wartet nicht nur darauf, dass die Menschen in die Kirche kommen, sondern er geht ihnen in ihre Lebenswelt nach, um ihnen zu begegnen.

Weltkirche – nah und fern

©Franz Josef Rupprecht

Unser Erzbischof hat immer die Weltkirche im Blick. Dabei müssen es nicht immer gleich Besuche in Afrika, in Asien oder in Amerika sein: Kardinal Schönborn sieht auch die Nöte auf dem europäischen Festland. Die Hilfe für die Opfer des aktuellen Kriegs in der Ukraine ist ihm seit Februar 2022 genauso ein Anliegen wie Ende der 1990er-Jahre die Sorge für die Opfer des Krieges auf dem Balkan. Im Bild: 1999 stattete Kardinal Schönborn dem „Österreich-Camp“ für Kosovo-Flüchtlinge unweit der albanischen Stadt Shkodra einen Seelsorge-Besuch ab. 

©Kassl
Autor:
  • Stefan Kronthaler
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