„Wir haben von allem bereits genug“

"Laudato si" konkret
Ausgabe Nr. 34
  • Wien und Niederösterreich
Autor:
Xenia Miklin: Klimaschutz und die Erhaltung von Arbeitsplätzen können Hand in Hand gehen.
Xenia Miklin: Klimaschutz und die Erhaltung von Arbeitsplätzen können Hand in Hand gehen. ©privat
Miklin: „Es braucht eine klimasoziale Politik.“
Miklin: „Es braucht eine klimasoziale Politik.“ ©pixabay
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Beim „Inspirationstag Laudato si’“ am 13. September, getragen vom Umweltbüro der Erzdiözese Wien, steht die sogenannte „Klimagerechtigkeit“ im Vordergrund. Denn die Klimakrise ist nicht nur eine ökologische, sondern vor allem auch eine soziale Krise.

Der Inspirationstag „Laudato si’“ am 13. September in Wien stellt die Tatsache in den Mittelpunkt, dass Klimagerechtigkeit und soziale Gerechtigkeit zusammengedacht werden müssen. Dieser Tag lenkt beispielsweise auch den Blick auf die konkrete karitative Arbeit der Pfarren. Xenia Miklin, eine der beiden Vortragenden beim „Inspirationstag“,erläutert gegenüber dem SONNTAG, dass die ökologische Klimakrise vor allem auch eine soziale Krise ist.

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Wenn wir das Klima retten wollen, müssen wir dann nicht auch unseren Lebensstil ändern?
Xenia Miklin: Bis zu einem gewissen Grad ja. Wir sehen jedoch, dass der Großteil der Emissionen in Österreich von der Industrie und dem Verkehr verursacht wird.Um hier signifikante Reduktionen zu erreichen, bedarf es politischer Maßnahmen, die auf strengere Regulierungen, die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen und infrastrukturelle Anpassungen abzielen. Das sind die entscheidenden Hebel. Im Kleinen kann jedoch jeder und jede durch Veränderungen im individuellen Konsum- und Mobilitätsverhalten ebenfalls einen Beitrag leisten.

Ein viel strapazierter Begriff ist „Nachhaltigkeit“: Ist in Zeiten der Krise(n) Platz für diesen Aspekt?

Ein Leitsatz der ökologischen Ökonomie lautet: Keine Wirtschaft ohne Gesellschaft, keine Gesellschaft ohne Umwelt. Eine intakte Umwelt ist somit die zentrale Grundlage für eine funktionierende Gesellschaft und Wirtschaft. Extremwetterereignisse und Umweltverschmutzung begünstigen Armut, Obdachlosigkeit und Krankheit. Die dadurch entstehenden ökonomischen Kosten (zum Beispiel für das Gesundheitssystem oder aufgrund infrastruktureller Schäden) sind eine zusätzliche Belastung. Die Klimakrise ist also nicht nur eine ökologische, sondern vor allem eine soziale Krise. Um diese multiple Krise in den Griff zu bekommen, müssen ökologische, soziale und ökonomische Aspekte gleichermaßen berücksichtigt werden.

„Es braucht eine klimasoziale Politik.“

Xenia Miklin

Ein gesellschaftsgerechtes Wirtschaften verlangt unter anderem Sorge für die Umwelt und Vorsorge für die kommenden Generationen. Wie kann das gelingen?

Ein gesellschaftsgerechtes und nachhaltiges Wirtschaften erfordert, dass wir unseren Wohlstandsbegriff neu definieren und den Fokus auf Gesundheit, soziale Sicherheit und eine intakte Umwelt legen. Wir haben von allem bereits genug, weshalb es entscheidend ist, den Konsum zu reduzieren und eine gerechte Umverteilung von Ressourcen anzustreben. Diese Veränderungen sind nicht nur notwendig, um die Umwelt zu schonen, sondern auch, um eine lebenswerte Zukunft für kommende Generationen zu sichern.
 

Wie gehen Klimaschutz und die Sorge um die Erhaltung der Arbeitsplätze zusammen?

Klimaschutz und die Erhaltung von Arbeitsplätzen können Hand in Hand gehen. Staatliche Investitionen in den Klimaschutz und damit verbundene Umstrukturierungen müssen nicht zwangsläufig zum Verlust von Arbeitsplätzen führen. Im Gegenteil: Sie können neue Arbeitsplätze schaffen, da der Bedarf an qualifizierten Fachkräften in neuen, nachhaltigen Branchen steigt. Umschulungen und Anpassungen in der Ausbildung sind entscheidend, um diesen Wandel zu unterstützen.

Anders gefragt: Wie kommt das Soziale in das Ökologische?

Das bringt mich zurück zu Ihrer zweiten Frage. Das Soziale, das Ökologische und das Wirtschaftliche sind keine voneinander unabhängigen Dimensionen. Jede umweltpolitische Maßnahme hat soziale und ökonomische Effekte, die bei Entscheidungen berücksichtigt werden müssen. Um eine gerechte und emissionsfreie Gesellschaft zu gestalten, braucht es eine klimasoziale Politik. Ein prominentes Beispiel dafür ist eine progressive CO2-Steuer.

Autor:
  • Stefan Kronthaler
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