Wer jubelte, und wer nicht?

Meinung
Ausgabe Nr. 15
  • Meinung
Autor:
Beate Mayerhofer-Schöpf
Gegen das innerkirchliche Jammern: Beate Mayerhofer-Schöpf. ©Privat

Beate Mayerhofer-Schöpf, die Leiterin des Pastoralamts im Bereich Spiritualität, spricht über den Einzug Jesus in Jerusalem.

Bei den Jubelnden waren bestimmt viele, die Jesus gut kannten. Allen voran die Zwölf. Aber auch viele, die ihm bereits heilsam begegnet und Zeugen seiner Machttaten waren. Jesus eilte ein ungeheurer Ruf voraus. Berichte über die Auferweckung eines Toten in Betanien machten die Runde. Und vielleicht kann dieser Rabbi und Wundertäter endlich die Römer aus dem Land treiben? War er gar der angekündigte Messias? Die Hoffnungen waren groß und die Erwartungen vielfältig. Die Menschen riefen: „Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn“ (Markus 11,9).

Werbung

Jesu Einzug auf einem Esel

Jesu Einzug in Jerusalem auf einem Esel war ein eindeutiges Statement. Da zog ein Messias und König in Jerusalem ein, wie ihn der Prophet Sacharja angekündigt hatte: „Juble laut, Tochter Jerusalem! Siehe, dein König kommt zu dir. Gerecht, demütig ist er und reitet auf einem Esel“ (vgl. Sacharja 9,9). Da flammte bei manchem sicher heiliger Zorn auf und das nicht zum ersten Mal. Jesus bezeichnete sich schon zuvor als „Herr über den Sabbat“ (Mt 12,8) und vergab Sünden. Das steht doch nur Gott zu! Die religiösen Autoritäten im Land waren schon lange alarmiert: „Unerhört! So ein Lästerer und Ketzer!“ So hatten die Pharisäer schon früh den Beschluss gefasst, Jesus zu töten (Markus 3,6). Manche waren sich da nicht so sicher. Der Pharisäer Nikodemus etwa suchte Jesus heimlich in der Nacht auf (Johannes 3,1).

Gotteslästerung

Und Pontius Pilatus, der römische Präfekt in Judäa? Dem war Gotteslästerung egal. Jesu Anspruch jedoch, König zu sein, war Hochverrat. Darauf stand die Todesstrafe. Für Pontius Pilatus keine große Sache, solche Urteile verhängte er oft. Man musste alle Volksaufwiegler, und besonders auch die religiös motivierten, im Zaum halten. Zu Pessach wurde schließlich die Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens gefeiert. Das konnte Sprengkraft haben. Keine Jubelstimmung also, vielmehr militärische Pflichterfüllung.

Der Kommentar drückt ihre persönliche Meinung aus!

Schlagwörter
Autor:
  • Beate Mayerhofer-Schöpf
Werbung

Neueste Beiträge

| Leben
Jüdische Familiengeschichte

Die deutsch-israelische Journalistin Sarah Cohen- Fantl steht für eine Generation von Jüdinnen und Juden, die den Holocaust selbst nicht erlebten, aber dessen Spuren bis ins eigene Leben tragen. Als Enkelin von Überlebenden macht sie sich auf eine Reise durch das Trauma ihrer Familie.

| Kunst und Kultur
Buchtipps - Folge 5

"Frieden" ist eine Ursehnsucht des Menschen. Zu kriegerisch waren und sind oft die Auseinandersetzungen. Schon die hebräische Bibel kennt den ersehnten "Shalom", die erfüllte Friedensepoche.

| Spiritualität
Glaubenszeugnis

Im Leben von Manfred Edelmann, 49, Winzer in Göttlesbrunn, fließen Geschäftliches und Privates ineinander. In seinem Beruf, so der leidenschaftliche Gastgeber, „muss man die Menschen lieben“.