Wenn Füchse das Kloster besuchen
AnekdotenDie Zweige, die sich im 16. Jahrhundert nach der Reform des Karmeliterordens gebildet haben, nannten sich „Die Unbeschuhten“. Im Alltag nannten sie sich aber im Laufe der Zeit nicht mehr so, sodass die Bezeichnung allgemein nicht mehr bekannt war. Das führte dazu, dass die Karmelitinnen in Wien St.-Josef Post erhielten, die adressiert war „An die unbesuchten Karmelitinnen“.
Fuchs & Schuh
Eines Tages fand eine Schwester einen Turnschuh in Kindergröße mitten im Klostergarten. Wie konnte das sein, wo der Garten in Klausur ist und niemand Außenstehender hineinkonnte? Tags darauf lagen an anderen Stellen im Garten eine kleine Sandale und ein bunter Regenstiefel. Dabei blieb es nicht. Regelmäßig fanden die Schwestern weitere Schuhe, aber meistens einzelne. Schließlich mutmaßte eine Schwester: „Da machen sich sicherlich Lausbuben einen Jux!“ Eine andere: „So nach dem Motto: Die Unbeschuhten brauchen Schuhe?“ Es blieb rätselhaft.
Die Nachfrage bei den Nachbarn brachte Licht ins Dunkel. Der Kleingartenverein wusste, dass junge Füchse in den Gärten unterwegs waren, die alles stahlen, was lose herumlag und es verteilten. Also sammelten die Schwestern ihre Fundstücke in einem Karton, stellten ihn zur Kirchentüre und schrieben dazu: „Wer seine Schuhe sucht – bitte an der Pforte läuten.“ Darauf waren sie lange nicht mehr „unbesucht“.
Woher kommt der Karmelitenorden?
Der Karmelitenorden entstand auf dem Berg Karmel. Im 13. Jahrhundert kam der Orden nach Europa. Im 16. Jahrhundert wurde er von Teresa von Ávila und Johannes vom Kreuz reformiert. Das Kloster St. Josef ist in Hietzing, auf dem Hanschweg unweit der Lainzer Tiergartenmauer beheimatet. Von den Klöstern der Unbeschuhten Karmeliter ist vor allem jenes in Mayerling bekannt. Erbaut 1889 anstelle des kaiserlichen Jagdschlosses, in dem Kronprinz Rudolf Selbstmord verübt hatte, zeigt es heute auch eine Ausstellung zu den dramatischen Ereignissen.