Wenn es zum Himmel stinkt

Ausgabe Nr. 9
  • Hirtenhund
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Über die verschiedenen "Gerüche" in der Kirche und in Österreich.

Wie riecht Österreich? Die Frage ist ernst gemeint. Denn der US-Bundesstaat New Mexiko möchte per Gesetz seinen eigenen Nationalduft festlegen. Es soll der Geruch nach grünen, gerösteten Chilis sein. Falls Sie sich fragen, wie das riecht, nur ein Tipp von einem Riechkolben auf vier Beinen: Nicht vorschnell den Rüssel in eine Packung Chilipulver halten. Zurück zur Frage: Welcher Duft liegt über Österreich? Ich habe ja qua Statur meine Nase meist dort, wo Mitgeschöpfe alle unmöglichen und nötigen Dürfte verrichten. Wenn also findige PR-Profis gleich rufen „Nach Sachertorte, frischem Kaffee und Grünem Veltliner“, würde ich einwenden: „Nach Fiakern, ranziger Schnitzelpanier und Hundstrümmerln“. Und wer vom Geruch der Berge und vom Duft der Natur schwärmt, der möge mal ein paar Stationen U6 fahren und dann einen romantischen Sonnenuntergang im Schatten der qualmenden Kathedrale von Floridsdorf genießen.

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Und was haben wir als Kirche zu dieser Frage beizutragen? Leider nicht viel Erbauliches. Früher, als wir noch so richtig katholisch waren, roch es wenigstens überall nach Weihrauch. Und kein Ministrant wurde in seinen Dienst oder in die Welt entlassen, ohne nicht einmal eine halbe Stunde in der ungelüfteten Sakristei den Weihrauch-Härtetest erlebt zu haben. Tatsächlich liebe ich den Geruch von Kirchen. Also von alten, leicht modrigen Gewölben, den Geruch alter Sitzbänke und vor sich hin rußender Kerzen. Rund um den Altären – der Duft von tausend Jähren. Um mal ein Zitat nicht ganz bundrein abzuwandeln. Manchmal stelle ich mir vor, dass das Einzige, was von uns übrig bleiben wird, dieser Geruch leerer Kirchen sein wird (bevor sie dann in Diskotheken oder Wellness­tempel umgewidmet werden). Traurig – und vertraut zugleich.

Zurück zur Nationalfrage. Da könnte ich mir eine parlamentarische Debatte nur zu gut vorstellen. Es wäre quasi ur-österreichisch: Draußen geht die Welt unter, aber im Parlament wird – nach einem Prélude von Wolfgang Sobotka am goldenen Flügel – die Enquete „Österreich – betörend anders“ eröffnet. Über Wochen bezaubert und bewegt dies die hiesige Medienlandschaft. Am Ende würde dann ein Duft präsentiert, in dem wirklich alles zusammenfließt, von Hundstrümmerln bis Schweinsbraten, von Sachertorte bis Fiakergulasch, von Grünem Veltliner bis Alter Knabe. Überzogen in österreichischer Panier, Pardon, Manier mit verlockender Zuckerglasur. Und Woifi würde stolz vor die Mikros treten und verkünden: „Lädies and Schentelmen: Austria smells like … Punschkrapferl!“

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