Wenn das eigene Kind an Krebs erkrankt

Passionswege
Ausgabe Nr. 8
  • Soziales
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Adriana Zartl mit ihrem Sohn Luca
Adriana Zartl mit ihrem Sohn Luca. Gemeinsam haben sie seine Krebserkrankung gemeistert. ©privat

Erfahren Sie, wie Adriana und ihr Sohn Luca den Kampf gegen den Krebs mit außergewöhnlichem Mut, unerschütterlichem Glauben an die eigene Kraft und einem unverwüstlichen Sinn für Humor meisterten.

Schauspielerin Adriana Zartl trägt manches von dem, was sie liebt, am Körper: Irgendwann hat sie ein Faible für Tattoos entwickelt. Auf ihrem rechten Unterarm ist eine Fee zu sehen, in Umrissen, mit zarten Ornamenten. Fünf Herzen sind zu erkennen: „Die stehen für meinen Sohn und mich, meine Eltern und meinen Hund – das ist die Familienfee.“

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Woher ihr Interesse an Feen und auch an Engeln kommt, weiß die 48-Jährige nicht. Nur, dass sie sie mag. „Das war immer schon da. Sie beflügeln.“

Familie, Flügel und jegliche eigene Kraftquellen hat Adriana Zartl ab dem Jahr 2013 mehr denn je benötigt. Damals wurde Krebs bei ihrem zu diesem Zeitpunkt dreijährigen Sohn diagnostiziert. Von einem Tag auf den anderen stand ihr Leben Kopf. „Ich glaube, die schlimmste Nachricht dieser gesamten Welt ist es, zu erfahren, dass dein Kind Krebs hat. Da reißen alle Synapsen im Gehirn.“

Für eineinhalb Jahre übersiedelte Adriana Zartl mit ihrem Sohn Luca ins St. Anna Kinderspital in Wien. Sie hörte auf zu arbeiten. Ein Durchatmen gab es nicht: „Ich war wie im Automatik-Modus. Ich wurde während dieser Zeit selbst nie krank. Denn das hätte bedeutet, dass ich nicht bei meinem Kind sein kann.“ Große Unterstützung kam von Adriana Zartls Eltern. „Sie haben uns im Spital besucht, so dass ich zwischendurch mal an die frische Luft gehen konnte.“

Auf den Mutterinstinkt gehört

Bemerkt hatte Adriana Zartl selbst, dass mit ihrem Sohn gesundheitlich etwas nicht stimmt: „Man sagte zuerst, er hätte Bronchitis, aber ich wusste, das war es nicht. Das war mein Mutterinstinkt“. Es tauchten Symptome auf, die ihr merkwürdig erschienen, schweres Atmen, Augenringe. Im St. Anna Kinderspital wurde der Dreijährige nach der Diagnose Krebs sofort aufgenommen.

Was ist der erste Schritt auf dem Weg der Heilung?

Anfangs wunderte sich Luca im Spital über die Kinder, die er dort mit Glatzen sah. „Als er die erste Chemotherapie-Dosis bekam, sind ihm selbst auch die Haare ausgefallen. Diesen Blick werde ich nie vergessen. Den Moment, in dem er genau wusste, jetzt ist er selbst eines dieser kranken Kinder.“ Das sei ein furchtbarer Augenblick gewesen, sagt Adriana Zartl: „Da bricht etwas in der kindlichen Seele. Und auch in dir selbst.“

Mit Humor durch die Hölle

Nur wenige Tage zu Hause, dann wieder zurück im Spital: In diesem Rhythmus lebten Mutter und Sohn über Monate. „Wir gingen eineinhalb Jahre lang durch die Hölle“, sagt Adriana Zartl. Großartig sei das Team der onkologischen Station des St. Anna Kinderspitals gewesen. Doch nicht nur die Medizin hat Luca den Kampf gegen die Krebserkrankung durchstehen lassen. Auch der Humor: „Wir haben im Krankenhauszimmer laut Musik gehört. Wir haben Bobby-
Car-Rennen mit dem Medikamentenständer gemacht.“

Als Luca die Haare ausfielen, fragte Adriana Zartl ihren Sohn, ob sie sich ihre eigenen Haare ebenfalls abrasieren soll. „Nein“, sagte er damals, „aber vielleicht ein bisschen kürzer schneiden.“ „Und welche Farbe hättest du gern?“ Adriana Zartl färbte sich ihre Haare rosa, dann lila, je nach Lucas Wunsch. Und sie animierte andere Mütter, das ebenfalls zu tun.

Der Glaube an die Eigenkraft

Verlassen wollte sich die Schauspielerin während der Zeit der Erkrankung ihres Sohnes einzig auf seine und ihre eigene Stärke. Religion war ihr keine Zuflucht: „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Ich kann niemanden anderen bitten, dass das funktioniert, ich muss schauen, dass es funktioniert – so habe ich empfunden.“ Ihre Mutter habe viel gebetet und die Kirche besucht. „Für mich war das keine Option.“ Auch, weil der dreijährige Luca haderte: „Gott hat ja alles erfunden, oder? Den Krebs auch?“ Auf Feen und Engel hat Adriana Zartl da lieber gesetzt: „Das hat für mich etwas Leichteres.“

Bewusst durchs Leben gehen

Irgendwann zeigte sich ein Licht am Ende des Tunnels. „Aber das war ein langer Prozess. Erst zum Schluss konnte man sagen: Es ist gut.“ Den Moment, als sie mit ihrem genesenen Sohn das Krankenhaus verlassen hat, hat Adriana Zartl ganz fest in Erinnerung behalten. Bald zehn Jahre ist das nun her. Sie haben damals Musik aufgedreht. Andreas Bourani: „Ein Hoch auf uns“.

„Wir haben gelernt, Dinge zu sehen. Farben. Gebäude. Menschen. Nicht einfach vorbeizugehen.“

Was danach begann, war ein Feiern der Freiheit: „Spazieren gehen, in den Supermarkt gehen, mit Freunden zusammensitzen, jemandem Fremden die Hand geben.“ All das war davor monatelang nicht möglich gewesen, um jegliche Infektionsrisiken von Luca fernzuhalten. Sowohl Luca als auch seine Mutter leben heute sehr bewusst: „Wir haben gelernt, Dinge zu sehen. Farben. Gebäude. Menschen. Nicht einfach vorbeizugehen.“ Die kleinen Momente werden zelebriert. Ein sonniger Tag. Ein gutes Essen. „Ich bin heute sehr geerdet“, sagt Adriana Zartl.

Gemeinsames Projekt

Mittlerweile ist Adriana Zartls Sohn Luca 13 Jahre alt. Und startet in diesem Jahr auch beruflich gemeinsam mit seiner Mutter durch. Die beiden schreiben aktuell an einem Kabarettprogramm, das im Herbst auf der Wiener Kleinkunstbühne „Das Vindobona“ zu sehen sein wird. „Der Titel steht noch nicht fest“, sagt Adriana Zartl, „aber es geht ums Essen und um die Liebe!“

Was Mutter und Sohn bis zur Premiere im Herbst tun werden? Das Leben genießen. Denn seit Luca wieder gesund ist, hält es Adriana Zartl ähnlich wie die Disney-Figur Winnie Puuh: „Heute ist mein Lieblingstag. Und morgen. Und übermorgen auch.“

Schlagwörter
Autor:
  • Marlene Groihofer
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