Was bleibt, ist Arbeit

Ausstellung im Dommuseum
Ausgabe Nr. 41
  • Kunst und Kultur
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Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies (rechts hinten klein zu sehen) markiert für den Künstler Jacopo Bassano den Eintritt des Menschen in ein hartes Arbeitsleben.
Die Vertreibung von Adam und Eva aus dem Paradies (rechts hinten klein zu sehen) markiert für den Künstler Jacopo Bassano den Eintritt des Menschen in ein hartes Arbeitsleben. ©KHM-Museumsverband
Eine Nonne kämpft mit Rasenmäher gegen den Wildwuchs: „The Obedient“ von Anastasia Khoroshilova.
Eine Nonne kämpft mit Rasenmäher gegen den Wildwuchs: „The Obedient“ von Anastasia Khoroshilova. ©Anastasia Khoroshilova

Die neue Ausstellung im Dom Museum Wien spürt dem Thema „Arbeit“ mit künstlerischen Mitteln nach. Zwischen biblischem Auftrag und gesellschaftlicher Realität entfaltet sich ein vielschichtiger Dialog zwischen historischen Sakralkunstwerken und zeitgenössischer künstlerischer Arbeit.

Im Anfang war die Arbeit. Die Bibel beginnt mit einem Bild von Gott, der arbeitet: In sechs Tagen erschafft er die Welt, am siebten ruht er. Noch im Paradies hatte der Mensch einen Auftrag – „Bebauen und behüten“, so heißt es im Buch Genesis. Doch der Sündenfall machte aus der schöpferischen Tätigkeit ein zwiespältiges Erbe. Ein Gemälde von Jacopo Bassano in der neuen Ausstellung „Alles in Arbeit“ im Dom Museum Wien zeigt genau diesen Wendepunkt: Adam und Eva verlassen das Paradies, gebeugt und beschämt, während über ihnen dunkle Wolken aufziehen. Im Vordergrund des Bildes gehen Männer, Frauen und Kinder bereits ihren bäuerlichen Tätigkeiten nach – die Arbeit hat begonnen.

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Ausstellung zum Thema Arbeit

Die Ausstellung fügt sich in die bewährte Linie des Dom Museum Wien ein: Statt chronologischer Erzählung entfaltet sich das Thema in vielschichtigen Perspektiven – politisch, sozial, religiös und ästhetisch. Werke aus dem Mittelalter treffen auf zeitgenössische Positionen, sakrale Kunst tritt in Dialog mit aktuellen gesellschaftlichen Fragen. So steht etwa die mittelalterliche Thernberger Madonna neben einer textilen Schürze der Künstlerin Birke Gorm, die unweigerlich an Hausarbeit denken lässt.

Arbeit: Von der Ordensfrau bis zur Pflegekraft

„In einer Zeit, in der die Rolle der Arbeit neu verhandelt wird – global wie individuell –, eröffnet sich hier ein Raum, in dem verschiedenste Perspektiven und künstlerische Zugänge aufeinandertreffen“, erklärt Museumsdirektorin Johanna Schwanberg. „Arbeit ist nicht nur politisch aktuell, sondern auch existentiell aufgeladen und tief in kulturelle, religiöse und soziale Deutungssysteme eingeschrieben.“

Gemeinsam mit Vanessa Joan Müller hat Schwanberg eine beeindruckende Werkauswahl versammelt – von Malerei und Grafik über Skulptur und Fotografie bis zu Video- und Installationskunst. Jedes Werk öffnet einen eigenen Zugang: Da ist die rasenmähende Nonne, der heilige Josef, der im Hintergrund eines Marienbildes Windeln aufhängt oder ein Comicwandbild von Tine Fetz, das Szenen aus dem Alltag von Pflegekräften in Österreich zeigt.
 

Erinnerung an den Dombrand

Durch die Fenster des Museums fällt der Blick immer wieder auf den Stephansdom, an dessen Erhaltung beständig gearbeitet wird. Ein eigener Raum erinnert an den Dombrand vor 80 Jahren. Die Künstlerin Iris Andraschek hat mit Rußpigmenten Wandbilder geschaffen, die Szenen der Zerstörung zeigen. Fotos und Dokumente erzählen vom Wiederaufbau – von freiwilliger Hilfe, aber auch von Zwangsarbeit und wirtschaftlichen Interessen. Eine sehenswerte Schau, die zugleich Gelegenheit bietet, die beeindruckenden sakralen Schätze des Museums zu entdecken. 

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Autor:
  • Portraitfoto von Agathe Lauber-Gansterer
    Agathe Lauber-Gansterer
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