Vom Führen in der Kirche

Nachgefragt
Ausgabe Nr. 24
  • Meinung
Autor:
Eine gemeinsame Basis für Pfarrer und Führungskräfte aus den diözesanen Stellen zu schaffen ist Thomas Völkerers Aufgabe. ©privat

Thomas Völkerer ist Mitarbeiter der Personalentwicklung in der Erzdiözese Wien. Er bildet Führungskräfte in der Kirche aus. Sein Credo: Leiten.

Thomas Völkerer ist langgedienter Mitarbeiter in der Erzdiözese Wien. Der Theologe aus Gainfarn arbeitet seit über 30 Jahren in der Erzdiözese Wien. Privat ist er begeisterter Pfadfinder.

Herr Völkerer, was bedeutet es für Sie, in und für die Kirche zu arbeiten?

Für mich ist mein Beruf ein Arbeiten mit Sinn. Das ist es auch, was mich motiviert, wenn es manchmal schwierig ist. Das Tolle ist, dass es letztlich um die großen Fragen des Lebens geht, um die Menschen und um das Wissen, dass wir alle gehalten sind. Ich weiß aber auch, dass es neben der Kirche auch andere Welten gibt. Meine große Frage ist, wie diese verschiedenen Welten in einen fruchtbaren und zugleich entspannten Kontakt miteinander kommen.

Sie organisieren und begleiten den Kurs ‚Leiten in der Kirche‘, kurz ‚LeiK‘, bei dem Führungskräfte in der Erzdiözese ausgebildet werden. Was sind für Sie die relevantesten Inhalte?

Dass Leiten neben dem Führen von Personen auch durch Gestalten von Strukturen geschieht. Aus persönlicher Erfahrung kann ich sagen, dass nicht nur die Inhalte zählen, sondern auch das gemeinsame Lernen. Für Pfarrer und Führungskräfte aus den diözesanen Stellen schafft der Kurs eine gemeinsame Basis. Es entsteht viel Kontakt und Vernetzung.

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Was macht in Ihren Augen einen guten Leiter aus?

Mir gefällt der Gedanke ‚Wer von Führungskraft spricht, redet auch von Folgungskraft.‘ ‚Folgungskraft‘ klingt vielleicht seltsam. Darum geht’s: Eine Führungskraft kann nicht einfach vorpreschen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass derjenige, der führt, alles in der Hand hat. Zum Leiten braucht es immer auch die Antwort dessen, der folgt. Leadership, ohne zu hören und in Kontakt zu sein, gelingt nicht. Da fällt mir auch das Stichwort ‚demütig‘ dazu ein.

Demütig leiten – wie kann das aussehen?

Jesuanisch meint leiten ja, den anderen zu dienen. Also nicht der Herrscher über andere sein zu wollen und nur nach dem Status und nach Macht zu streben. Es gibt solche Leiter, an denen man leidet, weil sie sich als ‚Anschaffer‘ sehen. Gleichzeitig muss ein guter Leiter die Aufgabe auch annehmen – auch das bedeutet demütig leiten. Nichts ist schlimmer als ein Leiter, der bestellt wurde, aber es nicht machen will. Wenn er es nicht wahrnimmt, werden es andere tun. Und das ist ein Problem.

Gute Leiter helfen anderen, ihre Aufgaben zu erfüllen. Wie tun Sie das in Ihrem Arbeitsbereich?

Was den LeiK betrifft, stelle ich Möglichkeiten zur Verfügung, ich sorge dafür, dass Ressourcen da sind, dass Klarheit darin besteht, wohin es gehen soll. Eines meiner Lebensprinzipien ist es, andere zu ermächtigen und ihre Mündigkeit zu fördern. Zu leiten heißt für mich, anderen Verantwortung zu geben.

„Eine Führungskraft kann nicht einfach vorpreschen. Es ist ein Irrtum zu glauben, dass derjenige, der führt, alles in der Hand hat.“

Thomas Völkerer

Wovon lassen Sie sich persönlich leiten? Wann spüren Sie, dass Gott Sie führt?

Ich bin sehr vorsichtig dabei, mit großen Worten zu benennen, wo ich Gottes Führung spüre. Das lässt sich für mich höchst selten an einzelnen Momenten festmachen. Es ist eher ein Grundvertrauen da, dass ich gehalten werde. Ich nehme das wahr, was ist, und vertraue darauf, dass alles zu einem guten Ende kommen wird.

Autor:
  • Sandra Lobnig
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