Neu: Segen für homosexuelle Paare

Vatikanische Wende
Ausgabe Nr. 51
  • Papst
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Zeichenhaft: Die Regenbogenfahne an der Kirche Breitenfeld. ©ALEX HALADA / AFP / picturedesk.com

Bahnbrechende Entscheidung der katholischen Kirche: Segen für homosexuelle Paare! Erfahren Sie, wie dieses historische Umdenken das traditionelle Verständnis von Segnungen erweitert.

Homosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte am 18. Dezember eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen.

Das neue Dokument der Glaubenskongregation wird wohl ausgiebig für Diskussion sorgen, weil es den einen zu wenig weit und den anderen zu weit geht.

Markus Beranek, Priester und Pastoralamtsleiter der Erzdiözese Wien

In dem Text mit dem Titel „Fiducia supplicans“ (deutsch: „Das flehende Vertrauen“) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen. Die Erklärung trägt die Unterschrift des Präfekten der Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernández, und wurde von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigt.

Ein weiteres Verständnis des Segens

In dem Text der Behörde betont Fernández, dass die Kirche ihr Verständnis von dem, was ein Segen ist, im Licht der seelsorgerischen Ideale von Papst Franziskus „erweitert und angereichert“ habe. Mit diesem weiterentwickelten Verständnis des Segens sei es möglich, „Paare in regelwidrigen Situationen und Paare desselben Geschlechts zu segnen, ohne damit ihren Status offiziell zu bestätigen oder die seit jeher gültige Lehre der Kirche über die Ehe in irgendeiner Weise zu ändern“.

Homosexualität ist keine Sünde

Noch im Februar 2021 hatte die vatikanische Glaubensbehörde mitgeteilt, Segnungen homosexueller Paare seien in der katholischen Kirche nicht möglich. Laut geltender katholischer Lehre ist es zwar keine Sünde, homosexuell zu empfinden. Gleichgeschlechtliche intime Handlungen seien aber „in sich nicht in Ordnung“. Das Ausleben der Sexualität sei der Ehe vorbehalten, die nur von einem Mann und einer Frau geschlossen werden könne.

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Markus Beranek

Statement von Pastoralamtsleiter Markus Beranek


Die Erklärung der Glaubenskongregation „Fiducia supplicans über die pastorale Sinngebung von Segnungen“ überrascht mich. Segen wir dort als Bitte an Gott verstanden, „dass alles, was in ihrem Leben und in ihrer Beziehung wahr, gut und menschlich gültig ist, durch die Wahrheit des Heiligen Geistes bereichert, geheilt und erhöht wird. Diese Formen des Segens sind Ausdruck der Bitte an Gott, jene Hilfe zu gewähren, die aus den Anregungen seines Geistes hervorgehen.“

Hier kommt wohl der Wunsch von Papst Franziskus zum Ausdruck, der ihn auch im Bezug auf den Synodalen Prozess der Katholischen Kirche leitet: „Mach den Raum deines Zeltes weit“ (Jes 54,2). Nicht die Moral und nicht die Frage, ob Menschen in allen Punkten nach der Lehre der Katholischen Kirche leben soll an erster Stelle stehen, sondern die Zusage der Zuwendung, der Liebe und der Barmherzigkeit Gottes und der Blick auf die Ressourcen, die in den Einzelnen da sind.

Das neue Dokument der Glaubenskongregation wird wohl ausgiebig für Diskussion sorgen, weil es den einen zu wenig weit und den anderen zu weit geht.

Das Anliegen des Papstes scheint mir aber darin zu bestehen, die Perspektive zu verändern: wir alle leben ununterbrochen aus dieser kraftvollen und wirkmächtigen Liebe und Zuwendung Gottes. Deshalb ist der große Gott in dem kleinen Kind in der Krippe zu uns gekommen und ich wünsche uns allen in unseren vielfältigen Lebenskontexten und Herausforderungen viel Freude dabei, in diesem Segen Gottes zu wachsen und zu reifen und diesen Segen auch einander zuzusagen.

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  • Redaktion "Der SONNTAG"
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