Schneeschaufeln

Anekdote
Ausgabe Nr. 6
  • Heiter bis heilig
Autor:
Ungelernt, aber nicht ungeübt: P. Andreas Hiller schaufelte nicht nur einmal Schnee vor der Marienkirche. ©Karolina Grabowska

Bernadette Spitzer erzählt gerne Heiteres aus der Welt der Kirche.

Der Redemporist Pater Andreas Hiller war von 1970 bis 2011 Pfarrer der Marienpfarre in Wien-Hernals. Er hat uns die folgenden winterlichen Anekdoten erzählt, in denen offenbar wird, welch niedrigen Stellenwert das Schneeschaufeln bei manchen Leuten hat.

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Es war vermutlich im Winter 1986, und dieser war besonders schneereich. Die Gehsteige rund um die Kirche, das Pfarrheim und das Kloster waren sehr lang und mussten von der Pfarre gereinigt werden. Eine Schneeräumungsfirma wurde aus Kostengründen nicht engagiert. Stattdessen nahmen Pater Andreas und seine Kapläne die Schaufeln selbst in aller Herrgottsfrüh in die Hand. Die erste Messe war bereits um 6:00 Uhr, und die Messbesucher sollten nicht durch den Schnee stapfen müssen. Da geschah es, dass ein Passant bei einem Kaplan stehen blieb, ihm mitleidig zuschaute und dann sagte: „Sichst, wenns`d  in der Jugend wos g`lernt hätt`st, brauchtest jetzt net Schnee schaufeln.“

Auch in der folgenden Nacht schneite es durch. Pfarrer und Kapläne standen wieder zeitig auf und griffen zu den Schaufeln. Ein weiterer Passant blieb stehen. Obwohl Pater Andreas dick vermummt war, erkannte er ihn als Pfarrer und begann zu dessen Überraschung zu schimpfen: „Des habt`s von eurem Sch…Konzil! Jetzt predigen die Laien in der Kirche und die Priester müssen Schnee schaufeln!“ Er dürfte kein Freund des Zweiten Vatikanischen Konzils gewesen sein. Nicht bekannt war ihm jedenfalls, dass Priester auch schon davor Schnee geschaufelt haben und dass es ihnen das Konzil nicht angeschafft hat.


Die Pfarre hat übrigens bald danach einen kleinen Schneepflug gekauft.

Autor:
  • Bernadette Spitzer
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