Sartre in der Josefstadt

Moral, Macht und Mord
Ausgabe Nr. 37
  • Kunst und Kultur
Sartres Politstück „Die schmutzigen Hände“ stellt auch die Frage: Was passiert, wenn politische Überzeugung auf menschliche Nähe trifft? In der Josefstadt wird der Konflikt präzise und mit Spannung auf die Bühne gebracht.
Sartres Politstück „Die schmutzigen Hände“ stellt auch die Frage: Was passiert, wenn politische Überzeugung auf menschliche Nähe trifft? In der Josefstadt wird der Konflikt präzise und mit Spannung auf die Bühne gebracht. ©Astrid Knie

Jean-Paul Sartres Politthriller „Die schmutzigen Hände“ wird in David Böschs aktueller Inszenierung im Theater in der Josefstadt zu einem intensiven Kammerspiel. Im Mittelpunkt steht ein junger Mann, der sich einer Idee verschreibt – und dabei an den Widersprüchen zwischen seinen Idealen und der harten Realität zu zerbrechen droht.

Im Zentrum steht Hugo, ein junger Intellektueller aus bürgerlichem Haus. Er stellt sich in den Dienst der Kommunistischen Partei und erhält den Auftrag, den gemäßigten Parteifunktionär Hoederer zu ermorden. Je näher er seinem Ziel kommt, desto mehr beginnt er zu zweifeln – an seinem Vorhaben und an sich selbst. Nils Arztmann verkörpert diesen zerrissenen Hugo mit großer Intensität: ein nach seinem Platz Suchender, der zwischen politischem Idealismus und persönlicher Eitelkeit taumelt. Um Anerkennung zu erhalten, biedert sich Hugo für das Attentat regelrecht Hoederer an. 

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Sartre im Theater: Packendes Duell der Gegner

Günter Franzmeier als Hoederer bildet das ruhende Zentrum des Stücks – ein charismatischer Realpolitiker, der Kompromisse mit politischen Gegnern nicht als Verrat, sondern als Weg zu Stabilität und Frieden versteht. Zwischen Hugo und Hoederer entspinnt sich – besonders in der zweiten Spielhälfte – ein packendes Duell der Argumente: Wie viel Reinheit darf man von der Politik erwarten? Und wann wird moralische Unnachgiebigkeit zur Gefahr? Johanna Mahaffy bringt als Hugos junge Frau Jessica Emotion und Temperament auf die Bühne. Sie verleiht dem Politstück mit live gesungenen Chansons eine poetische Dimension. Ihre Figur steht für die Kraft der Beziehung – und für die Versuchung, die aus Nähe entsteht.
 

Politstück von Sartre

Böschs Inszenierung verzichtet auf Pathos und setzt auf psychologische Spannung. Die Bühne (Patrick Bannwart) bleibt dunkel, nebelverhangen – ein Spiegel der inneren Konflikte. Die Musik, von Serge Gainsbourg bis Regina Spektor, verleiht dem Stück eine fast filmische Atmosphäre. 

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